MYLADY HOCHZEITSBAND Band 01
ganze Weile damit, zu entscheiden, was unbedingt notwendig war und was man noch aufschieben konnte, bis er über größere Mittel verfügte. Als dies geklärt war, erwähnte Roland den Ball bei den Gilfords. „Ich nehme an, ich muss daran teilnehmen“, sagte er. „Doch ich habe keine Begleitung. Wäre es unziemlich, Miss Cartwright zu fragen?“
Lady Amerleigh lachte. „Mir scheint, du fängst an, sie zu mögen.“
„In mancher Hinsicht bewundere ich sie. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass wir wegen Browhill wohl einen Prozess gegeneinander führen werden und dieses Thema bei jeder unserer Begegnungen unweigerlich erneut zur Sprache kommt, worauf wir jedes Mal zu streiten beginnen. Ich würde die Angelegenheit ja gerne fallen lassen, wenn man Papa nicht so hinterlistig um das Land betrogen hätte.“
Seine Mutter seufzte. „Roland, sie hätte die Taten ihres Vaters nicht verhindern können, ebenso wenig wie du deinen Vater hättest beeinflussen können. Und sie tut sehr viel Gutes. Ich werde dich ganz gewiss nicht weniger schätzen, wenn du diesen Rechtsstreit beendest.“
„Dann werde ich das vielleicht auch tun. Aber was hältst du davon, wenn ich Miss Cartwright zum Ball führe?“
„Das ist meiner Meinung nach kein guter Gedanke. Lady Brandon und Lady Gilford suchten mich heute Morgen auf, um mir die Einladung zum Ball zu überbringen, und bei dieser Gelegenheit stritten sie mehr oder weniger darüber, ob Miss Cartwright zum Ball eingeladen werden sollte. Lady Brandon war der Ansicht, dass man Miss Cartwright aufgrund ihrer einflussreichen Stellung nicht ausschließen dürfe. Doch Lady Gilford gab sich sehr herablassend. Sie meinte, es sei ihr Ball und sie könne einladen, wen sie wolle, und die Tochter dieses Emporkömmlings Cartwright gehöre ganz gewiss nicht dazu, denn sie pflege ausschließlich die vornehmsten Gäste in ihrem Haus zu begrüßen.“ Lady Amerleigh lachte leise. „Diese Bemerkung brachte Lady Brandon zum Schweigen. Sie sah womöglich ihre eigene Einladung in Gefahr, wenn sie weiter für Miss Cartwright eintrat.“
„Die arme Charlotte.“
Sie musterte ihn prüfend, weil er Miss Cartwrights Vornamen verwendet hatte, doch sie beschloss, es nicht zu erwähnen. „Du könntest Martha Brandon bitten.“
„Das könnte ich, aber ich möchte es nicht. Lady Brandon will das arme Mädchen unbedingt mit mir vermählen, dabei will Miss Brandon gar nichts von mir wissen.“
„Woher weißt du das?“
„Sie hat es mir selbst gestanden, als wir bei der Soiree ihrer Eltern miteinander tanzten. Ihr Herz gehört Martin Elliott, doch er kann sich nicht dazu überwinden, sich ihr zu erklären. Sie sagte, sie tanze nur mit mir, um ihn eifersüchtig zu machen.“
„Welch merkwürdige Konversation für eine gut erzogene junge Dame und einen Junggesellen.“
„Wenigstens ist sie ehrlich, und dafür bewundere ich sie, aber ich möchte mich auch nicht in dieser Weise benutzen lassen. Es ist dem jungen Mann gegenüber höchst unfair. Ich werde dich zum Ball führen.“ Er lachte. „Bei dir kann ich mich wenigstens sicher fühlen.“
„Roland, ich bin immer noch in Trauer.“
„Dennoch könntest du den Ball besuchen. Du musst ja nicht tanzen oder dich in ausgelassener Stimmung zeigen, wenn ich mir dies auch wünschen würde. Es tut nicht gut, sich ständig in Trübsal zu ergehen.“
„Wie könnte ich mich in Trübsal ergehen, wo du endlich wieder zu Hause bist und ich mich darum kümmern muss, Amerleigh Hall wieder bewohnbar zu machen? Da muss mir das Herz doch vor Freude überquellen.“
„Wirst du mich also begleiten? Du könntest mich vor den kupplerischen Müttern beschützen.“
„Das kannst du sehr gut selbst tun, Roland. Und ich werde bestimmt nicht zu noch mehr Klatsch über diese Familie Anlass geben, indem ich die Regeln der Gesellschaft breche. Du kannst mir bei deiner Rückkehr von der Festlichkeit erzählen.“ Und von dieser Entscheidung ließ sie sich nicht mehr abbringen.
Einige Tage später erfuhr auch Charlotte von dem Ball bei Lord und Lady Gilford. Lady Brandon hatte sich verplappert und gab daraufhin vor, nicht zu wissen, dass Charlotte keine Einladung erhalten hatte. Charlotte wurde ziemlich schnell klar, dass sie als Gast unerwünscht war, und behauptete, sie könne aufgrund einer früher eingegangenen Verpflichtung nicht am Ball teilnehmen. Keine der beiden Damen ließ sich jedoch durch die andere täuschen. Nachdem Lady Brandon gegangen war,
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