MYLADY HOCHZEITSBAND Band 01
heirate, würdest du es sowieso bekommen.“
„Ich will es nicht.“
„Du hast gerade dein Leben dafür riskiert.“
„Ich habe mein Leben für zwei Männer riskiert, die unter der Erde gefangen sind. Und sie sind immer noch dort. Wenn du mich also entschuldigst, damit ich helfen kann, sie aus dem Schacht herauszuholen.“ Er stand auf und lief zu den Männern, die mittlerweile den Flaschenzug über dem Loch angebracht hatten. Er war außer sich vor Wut. Ihr Vater war schuld daran, dass sie niemandem Vertrauen schenkte, und er verfluchte ihn mit allen Schimpfwörtern, die ihm einfielen, dafür, dass er bei einem solch empfindsamen Wesen einen solch großen, offenbar nicht wiedergutzumachenden Schaden angerichtet hatte. Und er schloss seinen eigenen Vater in seine Verwünschungen gleich mit ein. Wenn die beiden auf ihre Händel verzichtet hätten, wäre es über kurz oder lang vielleicht ohnehin zu dem von ihnen gewünschten Ende gekommen, das nun für immer vereitelt schien.
Charlotte beobachtete die Rettungsmaßnahmen, aber sie nahm nicht wahr, was sie sah. Roland hatte sie so plötzlich verlassen, dass sie zu dem Schluss kam, dass er wütend war, weil sie es gewagt hatte, seinen Antrag abzulehnen – ihn, einen Earl und Besitzer eines Anwesens, das ebenso groß war wie das ihre, wenn auch nicht so prächtig. Wie war es nur dazu gekommen, dass sie alles verdorben hatte? Er hatte ihr seine Liebe erklärt, sie gebeten, ihn zu heiraten – das war es doch, was sie wollte, oder nicht? Sie hatte sich geschworen, niemals zu heiraten, aber sie liebte Roland Temple mehr als alles andere in der Welt. Finanzieller Besitz bedeutete ihr nichts im Vergleich dazu. Warum konnte sie also nicht nachgeben?
Ihr Vater war daran schuld, natürlich. Sein Geist ließ sie nicht in Ruhe, erteilte ihr Lektionen, sagte ihr, dass sie ebenso wertvoll war wie jeder Mann, dass Hunderte von Menschen von ihrem geschäftlichen Geschick abhängig waren und dass sie die Verpflichtung gegenüber diesen Menschen und dem Wohl der Cartwright Unternehmen vor alles andere stellen musste. Ein Gatte wäre da nur im Weg.
Stundenlang saß sie wie gelähmt da, während die Sonne immer tiefer sank und es allmählich kühl wurde. Doch es war ihr unmöglich, sich von der Stelle zu rühren. Sie konnte erst gehen, wenn sie wusste, dass die Männer in Sicherheit waren. Auch das oblag ihrer Verantwortung, und je länger die Rettungsaktion dauerte, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass man die Arbeiter tot auffinden würde, wenn man sie endlich erreicht hätte.
Die Nachricht von dem Minenunglück hatte sich in Windeseile herumgesprochen, wie das in kleinen Dörfern eben so ist, und eine große Anzahl Minenarbeiter hatte sich mit deren Familien eingefunden, darunter auch Mrs. Biggs, Beth und Matty. Alle beteten, einige laut, andere leise.
Allen kam es wie eine Ewigkeit vor, bis endlich eine Stimme aus den Tiefen des Gesteins erschallte. „Sie leben! Schickt die Wanne.“
Eine große Wanne, in der die Männer Werkzeug und manchmal auch sich selbst in die Grube abseilten, wurde nach unten gelassen und einige Minuten später mit einem schwachen Daniel Biggs darin hochgezogen, der kaum noch bei Bewusstsein war. Mrs. Biggs und ihre Töchter folgten den Männern, als man Daniel zu einem der nahegelegenen Cottages brachte, um ihn zu versorgen. Tränen der Erleichterung strömten ihnen über die Gesichter. Wieder wurde die Wanne heruntergelassen und der zweite Mann nach oben gezogen, gefolgt von Roland, der wiederum nass bis auf die Haut war. „Sie standen bis zur Brust im Wasser“, meinte er. „Noch eine halbe Stunde länger, und sie hätten keine Luft mehr gehabt.“
„Gott sei Dank sind sie gerettet!“, stieß Charlotte hervor. „Nun versiegelt diesen Stollen. Ich werde nicht das Leben anderer dort unten aufs Spiel setzen.“
Sie hat ihre Leidenschaft so rasch abgelegt wie einen Mantel, dachte Roland. Erneut war sie zur nüchtern denkenden Frau geworden, die es gewohnt war, Befehle zu erteilen, obwohl sie ihre Arbeiter stets mit Herz und Verstand führte.
„Wir schulden Seiner Lordschaft großen Dank“, meinte Robert Bailey. „Ohne ihn hätten wir die Männer wohl nicht lebend bergen können.“
„Ich weiß“, sagte sie und schaute zu Roland. Das nasse Hemd und die Reithosen zeichneten die Konturen seines Körpers nach und vergrößerten ihre Qual. „Wir können ihm gar nicht genügend danken, aber sicher wird sich ein Weg finden, ihm
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