Myrddin
zufrieden. Sie genoß es, sich Eindruck zu verschaffen und Geltung zu erhalten und glaubte, auch bei Myrddin erfolgreich gewesen zu sein, da dieser nun wieder still in seinem Bett lag, die Augen niederschlug und den Schimpf über sich hatte ergehen lassen. Morgen würde sie ihn hier sicher nicht mehr antreffen, glaubte sie.
„O, meine Liebe, ihr habt gut gesprochen – und ihr habt ein kräftiges Organ, das selbst die Wildsauen das Fürchten lehren würde …“, bestätigte Myrddin ihr, doch bevor sie sich noch in Eigenlob wiegen konnte, fügte er hinzu: „Frau Schisshop …? Nein, Beschiss-Bob …? O verzeiht und helft mir bitte: wie war noch glich Euer werter Name? Kissmy-Piss? War es Bobdihopp …?“ Sie begann am ganzen Körper zu zittern, als sie Myrddin hörte.
Palluck hatte aufgeblickt und meinte zu träumen, da sich jemand seiner unleidigen Cousine zu widersetzen wagte. Das hatte sich bisher noch niemand getraut. Woher nahm Myrddin nach einer solchen Beschimpfung den Mut? Und woher nahm er die Courage für seinen Humor, den er pflegte? Was machte ihn so tollkühn? Wahrscheinlich würde er die Konsequenzen nicht überschauen und richtig einschätzen können, denn wie Palluck seine Cousine kannte, würde sie tatsächlich mit der Polizei in der Bucht erscheinen, um Myrddin etwas anzuhängen.
Als Palluck die Namen still rezitierte, bei denen Myrddin sie genannt hatte, gluckste er vor Lachen, was Bishop hörte, so daß sie sich zu ihm umdrehte, doch Myrddin fragte entschuldigend, wie sie denn nun hieße, um ihre Wut nicht an Palluck abreagiert zu sehen.
„Faith Bishop – du verpißter Arsch … und ich werde dafür sorgen, dass sich mein Name in deinen versoffenen Schädel brennt …“, drohte sie ihm mit einem Ernst, den Palluck an ihr noch nicht gesehen hatte. Sie war blindwütig geworden und konnte sich zu diesem Zeitpunkt noch nichts Bestimmtes ersonnen hatte, was Myrddin wußte. Und obwohl Palluck kicherte, nahm er ihre Drohung sehr ernst und befürchtete Schlimmes, als sie sich gerade wieder von Myrddin abwenden wollte, da sie ihres Erachtens bereits mit ihm abgeschlossen hatte und einen verheerenden Wortschwall gegen ihn, den peinlichen Mitläufer Palluck, peitschen wollte, als Myrddin zu sprechen begann.
„Gute Frau …“, sagte er leise, „… kommt ein bißchen näher heran. Ich bin ein alter Mann und kann nicht mehr so laut sprechen wie Ihr …“ Und Bishop kam mit einem Anflug von Triumph in ihren Augen, da sie den Alten im Bett geläutert hatte und er offenbar klein beigeben wollte. „Du bist nicht nur eine häßliche, sondern eine abgrundtief ekelerregende Qualle mit widerwärtigen Brüsten, in denen man Sahne steif schlagen sollte, da ihre Milch Kinder nur vergiften würde …“ Bishop lief rot an und wollte sich abwenden, doch Myrddin zog sie in seinen Bann. „Hör mir gut zu: du bist mir die Galle in meiner Kehle nach einer langen Nacht, hast den moderigen Geruch einer stinkenden Gruft in deinem Maul und ein Gesicht, das dem der Kaulquappen gleicht. Und wenn ich dir noch einmal begegnen sollte, solange ich mich bei Jeremiah aufhalte …“, und er blickte zu Palluck, der nun wacher denn in den letzten zehn Jahren war und ihm zunickte, „… dann werde ich dich das Fürchten lehren und du wirst den Tag verfluchen, an dem du das Licht dieser kranken Welt erblickt hast. Ich werde über dir die Wasser ergießen, die du alten Männern nicht mehr zutraust. Und wenn ich dann mit dir fertig bin, Faith Bishop, wirst du den räudigen Straßenkötern gerade noch gut genug sein und du wirst in ihnen dankbar deine Offenbarung finden, bevor du mit deinen schwabbeligen Glibberbacken zu wedeln beginnst. Hast du mich verstanden …? Falls ich dich hier noch einmal sehen sollte oder deine Beleidigungen anderenorts hören muss, werde ich Dinge wahr machen, die dich in deinen Wahnsinn treiben …“
Myrddin legte sich zurück, lächelte freundlich und ließ die entgeisterte Bishop wie angewurzelt im Raum stehen.
Sie hatte ihre Augen weit aufgerissen, und Palluck wußte nicht, wie ihr geschehen war. Bishop wäre in diesem Moment ergraut, hätte sie nicht schon graumeliertes Haar gehabt. Schweiß lief ihr über die Stirn ob ihrer Furcht, da sie Myrddin jedes Wort geglaubt haben mußte, so schien es Palluck, der ebenfalls in den Bann der Worte Myrddins gezogen worden war.
Der Seher war fertig mit Bishop, nickte ihr freundlich zu und wünschte ihr noch einen schönen Tag, bevor er ihr die Erlaubnis
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