Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
Vom Netzwerk:
betätigte die Knöpfe und Schalter, abgesehen von einem Knopf, unter dem ein Schild mit der Aufschrift TYPHON stand. Brian meinte, daß das Horn des Schiffes so einen höllischen Lärm machen würde, daß die halbe Insel in der Bucht zusammenlaufen würde. Alle anderen Funktionen, die sie ausprobiert hatten, waren in Ordnung, soweit sie das beurteilen konnten. Das Licht ließ sich problemlos ein- und ausschalten, der Ankerspill hatte Geräusche von sich gegeben, die Netzbäume ließen sich bewegen und die Bordaußenbeleuchtung war intakt. Fraglich also war nur, ob die Maschine anspringen würde, die Antriebswelle nicht verzogen sei und der Propeller der Belastung standhalten würde. Und fraglich blieb, ob die Flut hoch genug steigen würde, damit sie ausreichend Wasser unter den Kiel bekämen. Gleichzeitig durfte die Brandung nicht zu hoch werden, damit sie nicht gegen die Felsen geschmettert würden. Die Frage nach dem, was sie tun wollten – oder tun könnten – hatte sich ohne Absprache durch die Vorbereitungen für Brian und Myrddin bereits ergeben. Sie wollten das Abenteuer vollenden. Und wenn sie erst auf See sein würden, wäre es nach Northumberland wahrscheinlich keine Tagesreise mehr, dachte Myrddin für sich allein weiter.
    Hätte Tralee gewußt, was geschehen sollte, wäre sie damit nicht einverstanden gewesen. Doch sie wußte es nicht. Die Berichte hatten sie entsetzt und ihr Gemüt erhitzt. Einerseits wollte sie die Beschuldigungen aufklären, die man gegen sie erhob, andererseits ihrer Verpflichtung nachkommen, Myrddin nach Northumberland zu bringen, wie es Palluck gewünscht hatte.
    Die Vanyar saßen mit ihren Graumänteln in dem Lampenmast des Trawlers, erschraken, als man die Lichter von der Brücke aus bediente, doch sie blieben dort sitzen und warteten ab, was sich Myrddin ausdenken würde. Weder von den beiden Brians noch von Tralee wurden sie vermißt, und Myrddin wußte, wo sie sich aufhielten. Er hatte ihnen in einem unbeobachteten Moment erzählt, daß er nur auf die Flut warten wolle, daß das Meer das Boot vielleicht von den Eisschollen heben könne und daß er hoffe, die tobende See würde mit Macht in die Bucht stiemen, getrieben von einem Sturm, der sich anzudeuten begann.
    Die Vanyar wünschten Myrddin viel Glück und versicherten ihm, da zu sein, sollte er ihre Hilfe brauchen.
    Die kleine Sheannad hielt sich immer in der Nähe von Tralee auf, die ein warmer, herzlicher Gegenpol zu ihrem Onkel und wie Mutter und Großmutter in einer Person für sie war. Ihre große Schwester Patty hatte keine Zeit mehr für sie, da sie dem fremden Puppenspieler am Rockzipfel hing.
    Aus einer Kajüte, die neben dem Maschinenraum lag, hatte sich Myrddin einen Öloverall besorgt und ihn übergezogen. Er stand am Außenbord auf dem Heck. Die ersten schweren Brandungswellen der Flut schlugen über die Bordwand, doch der Wasserpegel war noch nicht hoch genug, um die SOUNDLOVE zu bewegen. Kaum daß sich die brodelnden Wellen zurückgezogen hatten, konnte er sehen, daß die Schraube immer noch nicht unter Wasser war. Und Brian, die in der kleinen Außennok neben der Brücke stand, schrie ihm zu, daß die Flunken unbedingt ganz und gar unter Wasser sein sollten.
    Myrddin hatte Mühe, sich bei der Wucht der über das Hochbord schlagenden Wellen auf den Beinen zu halten. Schon sah er die Gischt einer neuen Welle auf sich zurollen. Donnernd leckte sie am Heck empor, überschlug es tosend, rauschte über das gesamte Schiff, rüttelte den Stahlbauch, und nur die Masttopen ragten aus der Gicht heraus. Aber auch diese Welle verebbte, während Myrddin über das gesamte Heck gespült worden war. Er rappelte sich wieder hoch, kam auf die Beine und zog sich langsam an dem Bord wieder hoch, schaute über das Heck hinab, als die nächste Welle aus der Nacht der eisigen Nordsee heranbrauste. Gerade noch rechtzeitig konnte er sich diesmal ducken, als sie brüllend über ihm zusammenbrach. Sie schüttelte das Schiff, das stöhnende Antwort in seinen Nähten gab und aus dem Schlaf geweckt schien.
    Brian ging hinter ihrer Nokverschanzung in die Knie, wartete den Meeresdonner wie gelähmt ab und konnte dann die schwache Silhouette von Myrddin am Heck nicht mehr sehen. Doch plötzlich hörte sie ihn aus der schäumend fauchenden Dunkelheit gegen die Wogen anbrüllen:
    „Patty …! Jetzt oder niiiiieeeee …! Bring die Maschine in Gang. Zeig dem Tier die Zähne …!“ Und Patty stürmte wieselflink durch die Tür auf die

Weitere Kostenlose Bücher