Myrddin
meinte Myrddin, als würde sein Freund glauben, daß er nur sicherer Weg gereist sei.
„Aber du … du bist so etwas wie ein Mensch … und für Tiere sind diese Straßen vollkommen anders als für die Menschen. Sie sind gnadenlos. Es gibt Stellen, da kann man sie überqueren … und es gibt Gegenden, in denen sie wie Gefängnisse sind. Sie waren für uns wie Käfigfallen. Wir sind über die Hügel gelaufen und konnten eine ihrer Straßen sehen, auf denen sie sich mit ihren Maschinen bewegten, und wir warteten einen günstigen Zeitpunkt ab, um über die glatten Steinbänder zu preschen. Und was geschah, als wir an ihrem Rand standen …?“
„Eines ihrer Fahrzeuge kam!“ rief Myrddin, der das gleiche erlebt hatte.
„Ja. Es kam. Und es kam mit stechenden Lichtern, wie mit Augen aus der Dunkelheit … und wir erblindeten fast. Daraufhin verloren wir die Orientierung, geblendet, wie wir waren. Und die Lichter rasten wie ihre Geschoße auf uns zu. Wir wußten nicht, was wir machen sollten, und rannten einfach los … weg von den Lichtern. Kent rief uns zu, daß wir in Deckung gehen sollten. Aber wo findet ein erblindetes Tier schon Deckung …? Wir alle konnten nichts sehen … bis auf die Elfen …“, erzählte Hörn mitreißend.
„Wir liefen in die entgegengesetzte Richtung, aber die Lichter waren viel schneller als wir …“, meinte Akita.
„Und dann, Myrddin … blieb Akita stehen. Sie stellte sich gegen die rasenden Maschinen der Menschen. Sie knurrte und fletschte ihre Zähne. Hörn und Pacis rannten davon. Doch der Große Geist Akitas beschützte sie alle. Die Lichter von dem Menschending begannen zu flackern, wurde dann heller und wollten die Wölfin in der Dunkelheit erstechen. Doch Akita blieb stehen. Sie schützte ihre Freunde. Sie stellte ihre Nackenhaare auf und sah in die Augen ihres Todes.“
„Gar nichts konnte ich sehen, o Merlin. Ich fühlte mich wie ein Kleintier, das in einen Teich taucht … und hörte nur ein Sausen, schreiendes Quietschen, o Merlin … und plötzlich waren die Lichter verschwunden …“
„Du bist sehr bescheiden, Akita. Es war dein Geist, der das Menschenwerk bezwungen hat. Du hast dich gegen sie erhoben … und du hast einen Sieg errungen, der dir Ehre unter uns bringen wird, wie du sie dir selbst als Wölfin nicht vorstellen kannst. Denn ich werde stolz sein, dieses Abenteuer Melchior zu berichten … Und ich werde es erzählen, wie ich es sah“, sagte Pacis und begann zu jaulen, weil er noch die Aufregung und die Angst in seinem Körper spürte.
„Das Menschending hatte eine andere Richtung eingeschlagen. Es war von dem Weg abgekommen, als Akita sich ihm in den Weg gestellt hatte, Merlin, und es knirschte häßlicher als Hartborsten und ein Feuer erfaßte den Menschen und seine Maschine. Es war ein Schauspiel, das sich nicht beschreiben läßt. Akita, sie schien in diesem Moment wie gestorben zu sein. Wir hielten in unserer Flucht ein, drehten uns um und holten sie zurück. Zurück in die Welt, in der wir zu fliehen hatten. Es gab dann eine gewaltige Explosion und wir wollten nur noch weiterlaufen. Akita hatte noch ihren Kampfesmut in den Augen und wir sprangen von dem glatten Steinband herunter, die Böschung hinab. Eigentlich wollten wir über die offenen Felder weiterlaufen, als sich unsere Augen wieder etwas erholt hatten. Aber ein hoher Zaun schnitt sich in die weiche Nase von Pacis. Der Zaun versperrte uns den Weg. Hinter uns brannte das Ding lichterloh und wir entschieden dann, zurück auf die andere Straßenseite zu laufen, von der wir gekommen waren, um irgendwo andernorts einen Übergang über sie zu finden. Du weißt, Merlin, daß ich von einer Brücke spreche. Doch auch auf der anderen Seite fanden wir das Phänomen dieses nicht sichtbaren Zaunes. Wie in einer Reuse waren wir gefangen und die Menschen kamen uns von hinten immer näher. Sie hatten nur auf uns warten müssen … und wir waren ihnen in die Falle gegangen. Weder nach links noch nach rechts konnten wir ausbrechen.“
„Und Hörn sammelte seine Kraft, um den Zaun zu zerschlagen, Myrddin“, erklärte Kent.
„Du hast einen Drahtzaun zerstört, mein Guter?“ fragte Myrddin, der erst jetzt sah, welche Kraft noch in ihm steckte.
„Was blieb uns übrig? Es waren Wände auf allen Seiten und die Menschen hatten uns nur treiben müssen. So besann ich mich, Merlin. Mit meinem Gehörn sprang ich gegen den Zaun, der aus scharfem, widerlichem Draht war. Wie mit geschliffenen Klingen hat er
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