Myrddin
ergingen sich am Hart Fell in ihrem Schweigen, mit dem Blick zu den Gestirnen, die erstrahlt waren, aber längst nicht so funkelten wie die klaren Himmel des Nordens, unter denen sie Myrddin zuerst gesucht hatten. Sie überlegten sich, wie lange sie den Menschen wohl noch begleiten sollten und wann sie endlich wieder nach Tirion aufbrechen könnten. Sie belächelten das zügellose Temperament von Kent und Virgo, die sich zuweilen für Elfen auf wunderliche Weise an Erzählungen beteiligten. Sie hatten Freundschaft mit zwei Grauwölfen und einem Hirsch geschlossen.
Für Myrddin war eine Ähnlichkeit zwischen Virgo und Akita zu erkennen, und er meinte, daß die unterschiedlichen Sippen voneinander gelernt hätten. Ihrer Wanderung war eine gute Gemeinschaft entsprungen, die die Blondelfen kaum bereichern könnte, die Akita aber erhaben und weise unter den Wölfen machen sollte.
Myrddin gestattete Hörn, den Anfang zu machen, und der Hirsch sprach von seiner Reise nach Südskandinavien. Er sagte, man habe Melchior, Carus und Samael verabschiedet und sei selbst in den Süden nach Dänemark aufgebrochen. Sie seien auf keine Erlebnisse gestoßen, die ihm erzählenswert schienen. Im Skagerrak mußten sie einmal eine offene Schiffahrtsrinne durchschwimmen und dann waren sie schon bei den freundlichen, geselligen Dänen. Es war ein angenehmes Volk, das sich von den anderen Europäern, die sie noch kennenlernen sollten, darin unterschied, daß es lustig, aufrichtig und bescheiden war. Meist waren sie in der Nacht gelaufen und tagsüber hatten sie sich ausgeruht, da die Wölfe das stärkende Kräuterwasser von Myrddin nicht mehr trinken konnten. Kent und Virgo, die mit ihnen reisten, hatten sich als herausragende Wächter erwiesen, von denen Akita das Hören lernte, wie die Vanyar ein bestimmtes Versinken in die Umgebung nannten. Sie kamen jedenfalls ungehindert voran, bis die Eisdecke im Süden Dänemarks gefährlich dünn wurde und sie ihre Reisegewohnheiten verändern mußten. Sie mußten auf das Festland, in den Norden eines Landes mit dem Namen Deutschland, in dem man unerbittliche Jäger kannte, die sie aufgespürt hatten und ihnen nachstellten. Wären Kent und Virgo nicht bei ihnen gewesen, wären sie wahrscheinlich umgekommen.
„Aber ich sagte euch, daß ihr wohlbehalten hier ankommen werdet“, meinte Myrddin, der sich verkannt fühlte.
„O Merlin, es ist eine arme Hoffnung, wenn du auf einem Menschenfeld liegst, keine Hecke und kein Strauch dich schützen können und eine Hundlingsmeute dir auf den Spuren ist. Furchtbare, gräßliche, mordlustige, blutgierige Hundlinge, die sie ausgebildet haben, um Tiere aufzuspüren. Und sie sind gnadenlos. Glaube mir, o Merlin, daß wir ohne die Ohren von Kent und Virgo verloren gewesen wären. Von allen Seiten kamen die Menschen. Sie wollten uns einkreisen und das hohe Geweih von Hörn hatte uns immer verraten. Er hätte es früher verlieren sollen …! Verzeih mir bitte die Bemerkung, Hörn“, erklärte Akita und beschrieb die Angst, die sie alle gehabt hatten.
„Ja. Und weiter …? Wie habt ihr ihnen entkommen können?“ fragte Myrddin, der von der Spannung der Geschichte ergriffen worden war.
„Pacis hat uns eine Bresche geschlagen, Merlin. Er hat sich in einer Nacht auf die Pirsch gemacht und drei ihrer Hundlinge getötet … und dann sind wir aus dem Kessel ausgebrochen und einen Tag und zwei Nächte gelaufen. Es war grauenvoll und ich zittere noch, wenn ich an unsere Flucht denke. Die Menschen sind erbarmungslos, Merlin. Sie haben lange Eisenrohre, aus denen sie schießen können, wie sei es nennen. Durch einen Knall und Feuer bewegen sie Geschoße, die sie gegen Tiere richten… und damit töten sie auf große Entfernungen, sogar in der Nacht. Und sie haben viele Male geschossen“, sagte Hörn. „Und wieder waren es Kent und Virgo, die uns retteten. Mit ihren Graumänteln fingen sie die Geschoße. Die Menschen können die Mäntel mit ihren tödlichen Waffen nicht durchdringe.“
„Und du meinst wirklich, daß sie mit diesen Waffen töten wollten?“ fragte Myrddin verwundert.
„Aber ja, o Merlin. Das wissen wir seit langem und hatten dir davon bereits in Skandinavien erzählt …“ meinte Akita.
„Jedenfalls ist es so gewesen und die Vanyar bewahrten uns vor dem Tod. Es war schlimm, was uns in Deutschland widerfuhr. Dazu kamen ihre neuen Wege. Straßen, wie du sie dir nicht vorstellen kannst.“
„O doch. Auch ich habe sie kennengelernt, Hörn“,
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