Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)
Frieden! Frieden!«
»Okay, und was jetzt?«, fragt Kyle. »Ich traue dir nicht, Foster, und dir schon gar nicht.« Er zeigt auf Hunter. »Aber wir brauchen einen Plan. Und zwar schnell.«
Hunter schüttelt den Kopf. »Nein. Ich verhandle mit keinem von euch.«
Thomas schnaubt. »Sehr reife Einstellung, Mystiker. Als wenn irgendeiner von uns darauf erpicht wäre zu verhandeln. Sollen wir die Veranstaltung einfach abbrechen?«
Ich spüre eine Hand im Rücken. Turk. Er schiebt mich vor. »Los!«
»Kyle«, wende ich mich an meinen Bruder, »wenn du einen Waffenstillstand mit Hunter vereinbarst, werden sich die Fosters anschließen. Für beide Seiten hätte es Vorteile, wenn der Krieg beendet wird.«
Kyle starrt mich entsetzt an. »Ich soll mit diesem Mystiker einen Waffenstillstand vereinbaren? Da spielen Mom und Dad niemals mit. Und auch nicht unsere Unterstützer in den Horsten. Nicht alle denken wie du.«
»Bist du dir da sicher?«, frage ich und schaue nach oben zu den Horsten, wo die Menschen auf den Silberbrücken stehen und lautstark nach Frieden verlangen. Sie rufen auch meinen Namen. Kyle folgt meinem Blick.
»Kyle, wenn du dich weiter gegen eine friedliche Lösung sträubst, werden die Mystiker den Krieg vielleicht gewinnen. Und dann werden wir von einer anderen Stadt übernommen. Jeder muss Zugeständnisse machen.«
Thomas’ Augen funkeln, als er seine eigenen Worte aus meinem Mund hört.
Nun ist er also gekommen, der große Augenblick der Wahrheit. Entweder geben sich die drei jetzt die Hände und wir verlassen das Dach lebend oder …
Ich schüttele den Kopf. Die Alternative will ich mir lieber gar nicht ausmalen. Ich spüre, wie ich allmählich in Schwung komme. Ich muss weiterreden, sie müssen mir zuhören.
»Wir wissen alle, dass das Große Feuer nicht von einer Gruppe rebellischer Mystiker gelegt wurde«, sage ich. »Dahinter steckte eine einzige Mystikerin: Elissa Genevieve. Das hat sie sogar selber zugegeben. Ich war dabei. Die mystische Bevölkerung sollte nicht für das Verbrechen eines Einzelnen bestraft werden.«
Thomas verengt die Augen zu schmalen Schlitzen. »Aber …«
»Es gibt kein Aber«, falle ich ihm ins Wort. Mir ist heiß. Vor meinen Augen tanzen Dutzende heller weißer Kreise. Ich blinzele und sie verschwinden. »Mystiker müssen als vollwertige Bürger New Yorks anerkannt werden, sie müssen dieselben Rechte haben wie alle anderen auch. Man darf sie nicht gegen ihren Willen in Lager stecken und abschöpfen.«
»Schön und gut«, sagt Kyle, »aber du vergisst eins: Manhattan lebt von mystischer Energie. Die Leichtbahn, die AP s, unsere Elektrizität – alles ist davon abhängig. Die letzten Wochen haben wir nur überstanden, weil wir so viel Energie gespeichert hatten. Irgendwann werden die Vorräte zur Neige gehen. Wie soll die Stadt dann weiterexistieren?«
»Die Mystiker werden seit Jahren viel zu stark abgeschöpft«, widerspreche ich. »Die Stadt benötigt nur einen Bruchteil dieser Energie. Den Rest verkaufen unsere Eltern und die Fosters auf dem Schwarzmarkt.« Das hat mir Tabitha damals erzählt, damals im Java River, und ich habe es bis heute nicht vergessen. »Wir haben genug Energie gespeichert, um die Stadt noch mehrere Monate zu versorgen, und in der Zwischenzeit können wir uns überlegen, wie wir kleine Mengen mystischer Energie gewinnen können, ohne dass jemand leiden muss.« Ich sehe erwartungsvoll zu Hunter. Er wirkt angespannt. »Wäre das fair?«
»Fair?«, knurrt er. »Meine Leute wurden jahrzehntelang unterdrückt, und jetzt bittest du mich, mit den Mördern meiner Mutter einen Kompromiss auszuhandeln? Was hat das mit Fairness zu tun?«
Ich gehe einen Schritt auf ihn zu. Ich würde gern seine Wangen berühren und mich in seine Arme schmiegen, aber ich weiß, dass er mich im Moment nur wegstoßen würde.
»Deine Mutter ist Opfer eines schrecklichen Verbrechens geworden«, sage ich, »und doch hätte sie für einen solchen Kompromiss gestimmt. Ich habe sie kaum gekannt … aber ich kenne dich und du bist ihr Sohn. Also muss auch sie ein guter Mensch gewesen sein.«
Hunter schaut zu Boden, das Gesicht hinter den Haaren verborgen. Ich wende mich Thomas und meinem Bruder zu. »Es sollte keine Horste und keine Tiefe mehr geben. Alle sollten zusammen leben.«
»Was?« Thomas hebt abwehrend die Hände. »Das ist doch Wahnsinn!«
Ich fahre unbeirrt fort: »Den Mystikern muss erlaubt werden, ihre Kräfte einzusetzen …«
»Damit sie uns alle
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