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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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nutzlosen Lebens gewesen sei, dass Katie mit fünf Jahren – dieses fremde Mädchen, das ihn gleichzeitig gebraucht und ihm misstraut hatte – das Furchteinflößendste gewesen sei, was er je gesehen, und die einzige Pflicht, vor der er sich nicht gedrückt hatte. Er erzählte seiner Frau, dass Katie zu lieben und sie zu beschützen sein Lebenssinn gewesen sei und dass auch er nicht wirklich existiere, seit man sie ihm genommen hatte.
    »Und deshalb«, sagte er zu ihr und die Küche um sie herum war klein und eng geworden, »hab ich Dave umgebracht. Ich habe ihn umgebracht und in den Mystic River geworfen, und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, habe ich jetzt erfahren, dass er unschuldig ist. Das sind die Sachen, die ich getan habe, Anna. Ich kann sie nicht rückgängig machen. Ich denke, dass ich ins Gefängnis gehen sollte. Ich sollte den Mord an Dave gestehen und wieder in den Knast gehen, denn ich glaube, da gehöre ich hin. Nein, Schatz, wirklich! Ich bin für das Leben draußen nicht geeignet. Mir kann man nicht trauen.«
    Seine Stimme klang fremd, als gehörte sie jemand anderem. Sie klang vollkommen anders als die, die normalerweise aus seinem Mund kam, und er fragte sich, ob Annabeth einen Unbekannten vor sich stehen sah, eine Jimmy-Kopie, einen Jimmy, der sich in Luft auflöste.
    Doch sie wirkte gefasst. In ihrem Gesicht regte sich nichts, und es schien, als stünde sie Modell für ein Porträt. Vorgestrecktes Kinn, klarer, unergründlicher Blick.
    Wieder hörte Jimmy die Kinder über das Babyfon, sie flüsterten und es klang wie das sanfte Rauschen des Windes.
    Annabeth griff nach seinem Hemd und begann, es aufzuknöpfen. Jimmy beobachtete ihre gewandten Finger, sein Körper war taub. Sie knöpfte das Hemd auf und streifte es von seinen Schultern, dann legte sie ihre Wange an ihn, presste ihr Ohr an seine Brust.
    »Ich meine nur …«, sagte er.
    »Pssst!«, flüsterte sie. »Ich will dein Herz hören.«
    Ihre Hände fuhren über seinen Brustkorb und über seinen Rücken. Sie drückte den Kopf noch fester an seine Brust, schloss die Augen und ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen.
    So saßen sie eine Zeit lang da. Das Flüstern im Babyfon war zu einem leisen Brummen der schlafenden Töchter geworden.
    Als sie sich von ihm löste, fühlte Jimmy noch immer ihre Wange auf seiner Brust wie ein unauslöschbares Zeichen. Annabeth stieg von ihm herunter, setzte sich vor ihm auf den Boden und schaute ihn an. Sie neigte den Kopf zum Babyfon, und eine Weile lauschten sie zusammen ihren schlafenden Töchtern.
    »Weißt du, was ich ihnen erzählt habe, als ich sie eben ins Bett gebracht habe?«
    Jimmy schüttelte den Kopf.
    Annabeth erwiderte: »Ich hab ihnen gesagt, sie müssten jetzt eine Zeit lang ganz besonders lieb zu dir sein, weil du Katie noch viel mehr geliebt hättest, als wir es schon getan haben. Du hast sie so sehr geliebt, weil du sie gezeugt und auf dem Arm gehalten hast, als sie ganz klein war, und manchmal war deine Liebe zu ihr so groß, dass sie dein Herz erfüllte wie ein Luftballon und du das Gefühl hattest, aus Liebe zu ihr zu platzen.«
    »O Mann«, stöhnte Jimmy.
    »Ich hab ihnen gesagt, ihr Daddy würde sie genauso sehr lieben. Dass er vier Herzen hätte, die alle Luftballons wären, und sie wären alle ganz groß und täten ihm weh. Und dass seine Liebe bedeutet, dass wir uns nie irgendwelche Sorgen machen müssten. Und Nadine fragte: ›Nie?‹«
    »Oh, bitte!« Jimmy hatte das Gefühl, von Granitbrocken zermalmt zu werden. »Hör auf!«
    Sie schüttelte den Kopf und wandte ihren ruhigen Blick nicht von ihm ab. »Ich hab zu Nadine gesagt: ›Genau. Niemals. Weil Daddy ein König ist, nicht nur ein Prinz. Und Könige wissen, was man tun muss – auch wenn es noch so schwer ist –, damit alles wieder gut wird. Daddy ist ein König, und er wird …‹«
    »Anna …«
    »… und er wird das tun, was er für die, die er liebt, tun muss. Jeder macht Fehler. Jeder. Große Männer versuchen, das Richtige zu tun. Das ist alles, was wichtig ist. Das ist große Liebe. Deshalb ist Daddy ein großer Mann.«
    Jimmy fühlte sich geblendet. »Nein«, widersprach er.
    »Celeste hat angerufen«, berichtete Annabeth und ihre Worte waren wie Pfeile.
    »Bitte …«
    »Sie wollte wissen, wo du bist. Sie hat mir gesagt, dass sie dir von ihren Vermutungen wegen Dave erzählt hat.«
    Jimmy wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und betrachtete seine Frau, als hätte er sie noch nie zuvor

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