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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Daves Gesicht, weil er wohl nie im Leben geglaubt hätte, dass jemand mit ihm ein Bier trinken wolle. Und er sagte es, weil er tief in seinem Inneren das Bedürfnis spürte, es zu sagen, um seinet- und um Laurens willen.
    »Es tut mir Leid«, sagte er.
    Lauren fragte: »Was?«
    »Dir die Schuld an allem gegeben zu haben.«
    »Tja …«
    »Hey …«
    »Hey …«
    »Du zuerst!«, sagte er.
    »Ich …«
    »Was?«
    »Ich … Scheiße, Sean, mir tut es auch Leid. Ich wollte nicht …«
    »Schon gut«, sagte er. »Wirklich.« Er holte tief Luft, sog den verbrauchten, schalen Schweißgeruch in seinem Dienstwagen ein. »Ich möchte dich sehen. Ich möchte meine Tochter sehen.«
    Und Lauren fragte: »Woher weißt du, dass sie deine Tochter ist?«
    »Es ist meine.«
    »Aber der Bluttest …«
    »Sie ist meine Tochter«, beharrte er. »Dazu brauch ich keinen Bluttest. Kommst du zurück, Lauren? Ja?«
    Irgendwo auf der stillen Straße hörte er einen Generator brummen.
    »Nora«, sagte sie.
    »Was?«
    »So heißt deine Tochter, Sean.«
    »Nora«, wiederholte er und ihm war, als löse sich ein Kloß in seinem Hals.
     
    Als Jimmy nach Hause kam, wartete Annabeth in der Küche auf ihn. Er setzte sich ihr gegenüber an den Tisch und sie schenkte ihm dieses schwache, zaghafte Lächeln, das er so liebte und das ihn so gut zu kennen schien. Für den Rest des Lebens würde er den Mund nicht mehr aufmachen müssen, denn sie wüsste trotzdem, was er sagen wollte. Jimmy nahm ihre Hand, fuhr mit dem Daumen darüber und versuchte, Kraft aus dem Bild von sich zu ziehen, das er in ihren Augen sah.
    Das Babyfon stand zwischen ihnen auf dem Tisch. Sie hatten es einen Monat zuvor gebraucht, als Nadine eine schlimme Mandelentzündung gehabt hatte und sie ihrem röchelnden Schlaf gelauscht hatten. Jimmy hatte sich immer vorgestellt, dass sein kleines Mädchen ertrank, hatte auf ein Hustengeräusch gewartet, das so heftig rasselte, dass er aus dem Bett springen, die Kleine packen und nur in Boxershorts und T-Shirt in die Notaufnahme rennen musste. Nadine war schnell wieder gesund geworden, aber Annabeth hatte das Babyfon nicht zurück in den Karton im Wohnzimmerschrank gepackt. Sie schaltete es nachts ein und hörte Nadine und Sara beim Schlafen zu.
    Jetzt jedoch schliefen sie nicht. Jimmy konnte sie durch den kleinen Lautsprecher hören, sie flüsterten und kicherten, und es entsetzte ihn, sich die beiden vorzustellen und gleichzeitig an seine Sünden zu denken.
    Ich habe einen Mann get ö tet. Den falschen.
    Die Erkenntnis, die Scham brannten in ihm.
    Ich habe Dave Boyle get ö tet.
    Sie tropfte, noch immer brennend, in seinen Bauch, sie rieselte durch ihn hindurch.
    Ich habe gemordet. Ich habe einen Unschuldigen ermordet.
    »Ach, Schatz«, sagte Annabeth mit fragendem Blick. »Mein Liebling, irgendwas stimmt doch mit dir nicht. Ist es wegen Katie? Du siehst aus, als ob es mit dir zu Ende geht.«
    Sie kam um den Tisch herum, eine beängstigende Mischung von Sorge und Liebe im Blick. Sie setzte sich rittlings auf Jimmy, nahm sein Gesicht in die Hände und zwang ihn, ihr in die Augen schauen.
    »Sag’s mir! Sag mir, was passiert ist.«
    Jimmy wollte sich vor ihr verstecken. Gerade in diesem Moment schmerzte ihre Liebe zu sehr. Er wollte sich unter ihren warmen Händen auflösen und einen dunklen, höhlengleichen Ort finden, wohin keine Liebe und kein Licht drangen, damit er sich zusammenrollen und sein Leid und seinen Selbsthass in die Düsternis stöhnen konnte.
    »Jimmy«, flüsterte sie. Sie küsste seine Augenlider. »Jimmy, sprich mit mir, bitte!«
    Sie drückte die Handballen gegen seine Schläfen, ihre Finger gruben sich tief in sein Haar. Sie küsste ihn. Ihre Zunge fuhr in seinen Mund und erforschte ihn, suchte nach der Quelle seines Schmerzes, denn sie war in der Lage, wenn nötig, zu einem Skalpell zu werden und den Krebs herauszuschneiden.
    »Erzähl es mir! Bitte, Jimmy! Erzähl es mir!«
    Und als er die Liebe in ihren Augen sah, wusste er, dass er ihr alles sagen musste, sonst wäre er verloren. Er wusste nicht genau, ob sie ihn würde retten können, aber er war überzeugt, dass er auf jeden Fall starb, wenn er sich ihr nicht hier und jetzt offenbarte.
    Und so erzählte er es ihr.
    Er erzählte ihr alles. Er erzählte ihr von Einfach Ray Harris und von der Traurigkeit, die sich in ihm festgefressen hatte, seit er elf Jahre alt war, und er erzählte ihr, dass die Liebe zu Katie die einzige bewundernswerte Leistung seines ansonsten

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