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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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verließ das Schlafzimmer. Der Rest der Wohnung war leer. Die Tür am Ende des Flurs stand offen und er hörte Annabeths Stimme aus der Wohnung über ihm, hörte die kleinen Füße seiner Töchter, die Vals Katze jagten, über die Bodendielen huschen. Er ging ins Badezimmer, drehte die Dusche an, stellte sich darunter, als sie warm geworden war, und hielt das Gesicht in den Wasserstrahl.
    O’Donnell und Fallow hatten nur aus einem Grund Jimmys Laden keine Beachtung geschenkt: weil sie wussten, dass er dicke mit den Savages war. Und wie jeder, der ein Gehirn besaß, hatte O’Donnell Angst vor ihnen. Und wenn er und Roman Angst vor den Savages hatten, dann bedeutete dies, dass sie entsprechend Angst vor Jimmy hatten.
    Sie hatten Angst vor ihm. Vor Jimmy aus den Flats. Weil er, weiß Gott, haufenweise Grips hatte. Und mit den Savages im Rücken würde er über sagenhaften Einfluss verfügen und kompromisslose, hammerharte Unerschrockenheit ausstrahlen. Wenn sich Jimmy Marcus mit den Savage-Brüdern zusammentat, dann könnten sie …
    Was?
    Die Gegend so sicher machen, wie sie sein musste.
    Die ganze Scheißstadt beherrschen.
    Sie besitzen.
    »Ich schwöre bei Gott. Ich möchte meine Frau sehen. Ich möchte mein Leben leben. Jimmy! Bitte nimm mir das nicht!«
    Jimmy schloss die Augen und ließ das heiße, harte Wasser auf seinen Schädel prasseln.
    »Schau mich an, Jimmy! Bitte guck mich an!«
    Ich sehe dich an, Dave. Ich sehe dich an.
    Vor Jimmy tauchte Daves flehendes Gesicht auf und die Spucke auf seinen Lippen unterschied sich nicht sehr von der auf Unterlippe und Kinn von Ray Harris dreizehn Jahre zuvor.
    »Schau mich an!«
    Ich sehe dich an, Dave. Ich sehe. Du hättest nie aus dem Auto rauskommen sollen. Weißt du das? Du hättest wegbleiben sollen. Du bist hierher zurückgekommen, in unsere Heimat, aber es fehlten wichtige Teile von dir. Du hast nicht mehr hierher gepasst, Dave, weil sie dich vergiftet hatten und dieses Gift nur darauf wartete, hervorzuquellen.
    »Ich hab deine Tochter nicht umgebracht, Jimmy. Ich hab Katie nicht umgebracht! Ich hab’s nicht getan, ich hab’s nicht getan.«
    Vielleicht nicht, Dave. Das weiß ich jetzt. Es sieht inzwischen so aus, als hättest du wirklich nichts damit zu tun gehabt. Aber es besteht noch immer eine gewisse Möglichkeit, dass die Bullen die Falschen erwischt haben, doch ich gebe zu, im Großen und Ganzen scheint es, als lasteten eventuell keine Schulden auf deinem Katie-Konto.
    »Und?«
    Aber du hast einen Menschen getötet, Dave. Du hast jemanden getötet. In der Hinsicht hatte Celeste Recht. Außerdem weißt du ja, wie das mit missbrauchten Kindern so ist.
    »Nein, Jim. Erzähl’s mir doch!«
    Sie werden selber Kinderschänder. Früher oder später. Sie sind vergiftet und das Gift will nach draußen. Ich hab einfach nur ein armes zukünftiges Opfer vor deinem Gift bewahrt, Dave. Vielleicht deinen Sohn.
    »Halt meinen Sohn da raus!«
    Schon gut. Dann vielleicht einen von seinen Freunden. Früher oder später, Dave, hättest du dein wahres Gesicht gezeigt.
    »So willst du dir das schönreden?«
    Nachdem du in das Auto gestiegen bist, Dave, hättest du nie wieder zurückkommen dürfen. So sehe ich das. Du gehörtest nicht mehr hierher. Kapierst du das nicht? Das versteht man unter einer Nachbarschaft: ein Ort, wo Menschen leben, die zusammengehören. Alle anderen brauchen sich gar nicht erst zu bewerben.
    Daves Stimme drang durch das Wasser und trommelte auf Jimmys Schädel: »Jetzt lebe ich in dir, Jimmy. Du kannst mich nicht zum Schweigen bringen.«
    O doch, Dave, das kann ich.
    Und Jimmy stellte die Dusche ab und stieg aus der Wanne. Er trocknete sich ab und sog den weichen Dampf durch die Nase ein. Wenn das überhaupt noch möglich war, fühlte er sich nun noch klarer im Kopf. Er wischte das beschlagene kleine Fenster in der Ecke sauber und schaute auf den schmalen Weg hinunter, der hinter dem Haus verlief. Der Tag war so klar und sonnig, dass sogar der schmale Weg sauber aussah. Mensch, was für ein herrlicher Tag! Was für ein perfekter Sonntag! Was für ein perfekter Tag für den Umzug. Er würde mit Töchtern und Frau nach unten auf die Straße gehen, sie würden sich an den Händen halten und die Teilnehmer, die Kapellen, die Banner und Politiker im grellen Sonnenlicht vorbeiziehen sehen. Sie würden Hotdogs und Zuckerwatte essen und er würde den Mädchen Fahnen und T-Shirts mit Buckingham-Motiv kaufen. Und zwischen Becken, Trommeln, Hörnern und Jubel

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