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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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direkt vom George-Wright-Golfplatz hergekommen und roch nach Sonnencreme. Er trommelte mit den Fersen gegen die Bühne und Sean fühlte Empörung in sich aufsteigen.
    »Sie haben schon mit Sergeant Powers gearbeitet, oder?«
    »Ja«, erwiderte Sean.
    »Gab’s Probleme?«
    »Nein.« Sean beobachtete, wie Whitey einen uniformierten Trooper zur Seite nahm und auf die Baumreihe hinter der Leinwand zeigte. »Letztes Jahr hab ich zusammen mit ihm den Elizabeth-Pitek-Mord bearbeitet.«
    »Die Frau mit der Unterlassungserklärung? Hatte man dem Mann nicht verboten, sich ihr zu nähern?«, fragte Friel. »Was hat der Ex noch mal dazu gesagt?«
    »Der hat gesagt: ›Dieser Wisch interessiert mich nicht, hat doch nichts mit mir zu tun.‹«
    »Zwanzig Jahre hat der bekommen, oder?«
    »Zwanzig ohne Bewährung, ja.« Sean wünschte, man hätte die Frau stärker geschützt als nur durch eine blöde Unterlassungserklärung. Jetzt wuchs ihr Kind bei Stiefeltern auf und fragte sich, was passiert war und zu wem es eigentlich gehörte.
    Der Trooper ließ Whitey stehen, rief mehrere Uniformierte zu sich und steuerte auf die Bäume zu.
    »Hab gehört, er würde trinken«, sagte Friel und zog ein Knie auf die Bühne, presste es an die Brust.
    »Hab ich im Dienst noch nie gesehen, Sir«, entgegnete Sean und fragte sich, wer hier in Friels Augen eigentlich unter Beobachtung stand, er oder Whitey. Er sah, wie Whitey sich vorbeugte, einen Grasklumpen neben dem Hinterreifen des Einsatzwagens des Coroners beäugte und die Jogginghose hochzog, als trage er einen feinen Anzug von Brooks Brothers.
    »Ihr letzter Partner hat so einen beschissenen Antrag auf Berufsunfähigkeit gestellt, weil er sich was am Rücken geholt hat. Er will sich jetzt wohl auf dem Jetski ausruhen und in Florida parasailen, hab ich gehört.« Friel zuckte mit den Schultern. »Powers wollte Sie haben, wenn Sie wieder zurück sind. Jetzt sind Sie wieder da. Werden wir so was wie letztens noch mal erleben?«
    Sean war darauf vorbereitet gewesen, einen Einlauf zu bekommen, insbesondere von Friel, daher antwortete er reuevoll: »Nein, Sir. Ein vorübergehender Aussetzer meiner Urteilskraft.«
    »Nicht nur einer, mehrere«, bemerkte Friel.
    »Ja, Sir.«
    »Ihr Privatleben ist ein einziges Chaos, Trooper, das ist Ihr Problem. Das darf keinen Einfluss auf Ihre Arbeit haben.«
    Sean schaute Friel an und entdeckte das ihm wohl bekannte, seltsame Leuchten in dessen Augen. Ein Leuchten, das bedeutete, dass Friel in einer Stimmung war, in der mit ihm nicht zu spaßen war.
    Wieder nickte Sean und schluckte die Antwort runter.
    Friel grinste ihn kühl an und beobachtete, wie ein Pressehubschrauber einen tiefen Bogen über der Leinwand flog, womit er den vereinbarten Mindestabstand unterschritt. Friel setzte eine Miene auf, als würde heute noch jemand vor Sonnenuntergang die Entlassungspapiere in die Hand gedrückt bekommen.
    »Sie kennen die Familie, oder?«, fragte Friel mit Blick auf den Hubschrauber. »Sie kommen von hier.«
    »Ich komme aus dem Point.«
    »Ist doch dasselbe.«
    »Das hier sind die Flats. Ein kleiner Unterschied, Sir.«
    Friel winkte ab. »Sie sind hier groß geworden. Sie waren einer der Ersten am Tatort und Sie kennen diese Leute.« Er streckte die Hände aus. »Irre ich mich?«
    »In welcher Hinsicht?«
    »In Ihrer Fähigkeit, an diesem Fall zu arbeiten.« Er schenkte Sean das Lächeln eines Softballtrainers. »Sie sind einer von meinen hellen Jungs, oder? Strafe abgesessen, zurück aufs Feld?«
    »Ja, Sir«, antwortete Sean und dachte: Darauf können Sie wetten, Sir. Ich tue alles, um diesen Job zu behalten, Sir.
    Als etwas mit einem lauten Plumps im Wagen des Coroners landete, schauten sie hinüber. Das Chassis wippte und Friel fragte: »Schon mal gemerkt, dass sie sie immer fallen lassen?«
    Das stimmte. Katie Marcus war nun im Dunkeln in der Plastikhitze eines Leichensacks eingeschlossen. Man hatte sie in den Wagen geworfen, ihr Haar klebte an der Plastikfolie, in ihren Organen begann der Zersetzungsprozess.
    »Trooper Devine«, wandte Friel sich an ihn, »wissen Sie, was mir noch weniger gefällt als ein zehnjähriger Schwarzer, der ins Sperrfeuer eines Bandenkriegs gerät und erschossen wird?«
    Sean kannte die Antwort, sagte aber nichts.
    »Eine neunzehnjährige Weiße, die in meinem Park ermordet wird. Da sagen die Leute nicht: ›Ach, so ist das halt üblich in der Wirtschaft!‹ Da umweht sie keine wehmütige Tragik. Sie haben die Schnauze voll und

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