Mythica 06 - Goettin des Sieges
zu, »aber weißt du, ich glaube, ich werde den Champagner fast genauso vermissen wie das fließende warme Wasser.«
»Na ja, du könntest deinen Wunsch für eine lebenslange Versorgung mit Champagner verwenden«, schlug Jacky vor.
»Meinen Wunsch?«
»Du weißt doch – wenn der Krieg vorbei ist, sind die Göttinnen jeder von uns einen Wunsch schuldig.«
Kat blinzelte. »Oh, Scheiße, das hatte ich ganz vergessen.« Dann zog sie die Augenbrauen hoch. »Du möchtest also, dass ich meinen Wunsch für Champagner drangebe, damit du ihn trinken kannst, ohne ihn dir wünschen zu müssen?«
»Aus deinem Mund klingt das, als wäre ich total schräg drauf, Katrina.«
»Aber ich habe recht, oder nicht?«
»Ja, definitiv.« Inzwischen waren sie am Strand angekommen. Jacky begann, ihre Röcke hochzubinden, und winkte Kat, das Gleiche zu tun. »Okay, das ist einfach. Wir tasten einfach mit den Zehen da draußen, wo die Ebbe den Sand freigelegt hat, nach den Muscheln. Dann werfen wir sie in den Eimer und tragen sie ins Lager, damit eine von den Dienstbotinnen sie kochen kann.«
»In Ordnung, aber wenn mich etwas zu fressen versucht …«
»Ja, ja, ich weiß. Dann drücke ich auf deinen Panikknopf oder rufe nach Achilles. Aber mach dir deswegen keine Sorgen. Seine Mama hat versprochen, dafür zu sorgen, dass dich kein Meerwesen mehr angreift. Hey, wenn ich mir das so überlege, wird es wahrscheinlich ganz schön cool, eine Göttin als Schwiegermutter zu haben.«
»Ja, das stimmt. Aber ich habe gehört, Patroklos’ Mutter ist eine Harpyie.«
»Ach du Kacke! Nimmst du mich auf den Arm?«
Kat grinste ihr zu und fing an, in dem weichen feuchten Sand herumzubuddeln. »Wie kommst du denn auf die Idee?«
Jacky hatte recht, die Muscheln hüpften praktisch in ihren Eimer. Hatte womöglich Achilles’ Mutter, die Meergöttin, ihre Hand im Spiel? Es waren seit der Morgendämmerung noch keine zwei Stunden vergangen, als die beiden Frauen, gestärkt mit Schweinebratensandwiches und einer Unmenge Wein, sich langsam auf den Rückweg ins Lager machten.
Aber dann begannen die Ereignisse sich zu überschlagen.
»Was ist denn mit dem los?«, fragte Kat und deutete auf einen Krieger, der den Strand heruntergerannt kam.
Jacky hob die Hand über ihre Augen, um besser sehen zu können. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Patroklos hat etwas davon gesagt, dass die Männer heute früh zum Training gehen. Vielleicht fangen sie mit einem Strandlauf an.«
»Frühes Training? Wirklich? Seltsam, dass Achilles nichts davon erwähnt hat.«
»Vielleicht war sein Mund gestern Abend zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt«, meinte Jacky.
Kat wollte das gerade aus tiefstem Herzen bestätigen und noch ein paar saftige Details einfließen lassen, als der Krieger sie entdeckte, sofort seine Richtung änderte und auf sie zugelaufen kam.
»Da stimmt doch was nicht«, sagte Jacky.
»Mist«, meinte auch Kat.
Dann hatte der Krieger sie auch schon erreicht, und Kat erkannte Diomedes, Aetnias Mann. Er war völlig außer Atem, aber seine Worte waren dennoch klar zu verstehen: »Prinzessin, Ihr und Melia müsst sofort kommen. Es geht um Patroklos. Er stirbt.«
Jacky griff nach Kats Hand. »Bring mich zu ihm. Schnell«, sagte sie nur.
Wieder änderte der Krieger seine Richtung und drosselte sein Tempo so weit, dass die beiden Frauen einigermaßen Schritt halten konnten. Kat wollte fragen, was los war, beschloss aber, ihren Atem lieber nicht an Worte zu verschwenden – genauso wenig wie Jacky, die stumm und mit versteinertem Gesicht neben ihr herlief. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, aber dann waren sie endlich im Myrmidonen-Lager und bei Patroklos’ Zelt angekommen. Als Kat die traurigen, blutbespritzten Männer sah, die um das Zelt herumstanden, wurde ihr Herz schwer.
Sie fanden Patroklos im Zelt auf dem breiten Bett, blutüberströmt. Wie ein aasfressender Geier beugte sich Kalchas über ihn.
»Geh weg!«, fauchte Jacky und schob den mageren alten Mann zur Seite. »O Gott, nein!« Weiter hörte Kat sie nichts sagen, und dann reagierte ihre Freundin völlig professionell. Mit einem kurzen Blick zu den beiden Kriegern, die am Bett standen, sagte sie: »Helft mir, ihn aus der Rüstung zu befreien.« Sie gehorchten ihr mechanisch und begannen, die Rüstung zu entfernen, die nicht mehr golden, sondern nass und rot war.
Eine Welle von Übelkeit erfasste Kat, als sie Patroklos’ Halswunde sah. Er blutete aus zahlreichen Verletzungen überall am
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