Mythica 06 - Goettin des Sieges
Monster hat den Mann bereits besiegt«, sagte Odysseus.
»Nicht Achilles – Patroklos«, sagte Kat und musste sich Mühe geben, vor Kummer nicht laut zu schluchzen.
Entrüstet wandte Odysseus sich zu Agamemnon um. »Ihr habt behauptet, Patroklos sei tot.«
»Ich habe gesagt, er hat diese Welt verlassen, und das hat er auch.«
Kat schnappte nach Luft, denn in Agamemnons Augen stand die Wahrheit deutlich zu lesen. »Du hast gewusst, dass Patroklos nicht tot ist. Du hast sie verschwinden sehen.«
»Was ich gesehen habe, war der Beweis dafür, dass du nicht die Prinzessin von Troja bist.«
Spöttisch sah sie Agamemnon an. »Da hast du wenigstens einmal recht. Nein, ich bin keine Frau der alten Welt, die sich von dir herumkommandieren lässt.«
»Ach wirklich? Für meine Augen siehst du weich und schwach aus.« Drohend wollte Agamemnon auf sie zugehen, aber Odysseus trat rasch dazwischen.
»Ihr werdet sie nicht anrühren«, sagte er.
Agamemnon zögerte, dann lachte er höhnisch. »Vermutlich ist es nur richtig, dass du sie jetzt bekommst, wo dein Freund mit ihr fertig ist. Aber du solltest wissen, dass sie dich auch angelogen hat. Sie ist nicht Athenes Orakel. Sie steckt mit der Göttin der Liebe unter einer Decke. Ich habe sie zusammen gesehen.«
»Vielleicht solltet Ihr in Euer Lager zurückkehren, großer König«, erwiderte Odysseus mit schneidender Stimme. »Euer Kampf wird für Euch gewonnen, und Ihr solltet rechtzeitig da sein, um Euch mit den Lorbeeren zu schmücken.«
Agamemnons Augen wurden schmal. »Sie ist nur eine Frau. Willst du dich mit ihr gegen deinen König wenden?«
»Gott, du bist so ein Arschloch!«, platzte Kat heraus, ehe Odysseus etwas sagen konnte. »Glaubst du, ich bin nur das hier?« Sie deutete auf ihren Körper. »Das ist bloß eine Hülle – eine vergängliche Hülle. Der Geist darin ist es, der bleibt und wirklich zählt.«
»Oh, das glaube ich dir gern, Prinzessin«, sagte Agamemnon, und seine Stimme triefte vor Sarkasmus. »Und das macht das, was mit Achilles passiert ist, noch tragischer. Was immer in ihm war, ist nicht mehr da. Aber verzweifelt nicht, sein Name wird unsterblich werden.«
Auf einmal spürte Kat eine unglaubliche Wut in sich emporsteigen. Instinktiv legte sie eine Hand um Venus’ Anhänger und wies mit dem Zeigefinger der anderen Hand auf Agamemnon. »Heute ist dein Glückstag. Du hattest zweimal recht. Ich bin keine Prinzessin der alten Welt, und ich habe mich mit der Göttin der Liebe verbündet. Deshalb sage ich dir mit Venus’ Macht, dass die Liebe dich im Stich lassen wird. Die Liebe wird dein Tod sein und dein Fluch.«
Agamemnon schauderte, raffte sich aber schnell wieder auf. »Du kannst mich nicht verfluchen, Hexenkreatur. Ich stehe unter dem persönlichen Schutz der Götterkönigin.«
Kats Lachen klang nicht froh. »Ach wirklich? Als Hera und ich das letzte Mal geplaudert haben, hat sie dich einen arroganten Narren genannt.«
»Du lügst!«
»Wenn ich lüge, dann sollen die Seeungeheuer, vor denen ich unter anderem mit Heras Hilfe gerettet worden bin, mich holen.« Mit ein paar entschlossenen Schritten war Kat am Wasser. Die Wellen schwappten über ihre Schuhe, und sie wartete und blickte aufs Meer hinaus. Als sich im friedlichen Wasser nichts regte, wandte sie den Blick langsam wieder zu Agamemnon. »Du bist erledigt.«
Agamemnon starrte sie an, und was sie in seinen Augen sah, ließ Kat erbleichen. »Halte dich fern von mir, Hexe!«, rief er. Dann drehte der König sich um und rannte, so schnell er konnte, den Strand hinunter zum griechischen Lager, und seine goldenen Gewändern flatterten hinter ihm her.
Kat sah ihm nach und betete mit jeder Faser ihres Seins, dass Flüche in dieser Welt wirklich etwas bewirkten.
30
»Du musst mich zu Achilles bringen«, sagte Kat.
»Das würde nur Euren Tod bedeuten, oder noch Schlimmeres«, erwiderte Odysseus. »Ihr seid Achilles sehr nahegekommen, der Berserker könnte Euch leicht ins Visier nehmen. Und wenn das passiert, dann ist Euer Tod noch das bestmögliche Ergebnis.«
»Unsinn! Das bestmögliche Ergebnis ist, dass Achilles zu uns zurückkommt. Jetzt bring mich zu ihm.«
»Das Schlachtfeld liegt in dieser Richtung.« Odysseus wies zu den Dünen. Dahinter erstreckte sich ein Weizenfeld, dann ein hübscher Olivenhain mit mehreren, früher gut besuchten Tempeln, und hinter den Tempeln erhoben sich die massiven Mauern von Troja. Als sie auf die Stadt zueilten, meinte Kat, den Tempel der Hera
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