Mythica 07 - Goettin der Legenden
wurde von ihren eigenen Schwierigkeiten doch sehr in Anspruch genommen.
Beispielsweise von dem widerlichen eingelegten Aal.
Außerdem von ihrer Sorge darüber, dass Lancelot sie nicht im Geringsten interessierte.
Und von der Tatsache, dass auch er keinerlei Interesse an ihr zeigte.
Während sie sich unwiderstehlich zu Arthur hingezogen fühlte.
Kurz – sie kam sich vor, als wäre sie in einer magischen Hölle gelandet.
Es war unmöglich, alle diese Probleme auf einmal zu lösen, aber ein paar davon konnte sie doch in Angriff nehmen. Also bat sie einen Diener darum, den Aal, das Wildschein, das Kaninchen und das Eichhörnchen zu entfernen, entschuldigte sich dann höflich, stand auf und machte sich auf die Suche nach dem mittelalterlichen Äquivalent der Toilette, um sich zu übergeben.
6
Obwohl sie danach immer noch etwas beschwipst war, bekam sie mit, dass Gwen und Lancelot sich kurz nach ihr verabschiedeten. Sie versuchten nicht einmal, den Schein zu wahren, und Isabels Herz schmerzte vor Mitleid mit Arthur. Er musste doch wissen, was hier vor sich ging – oder kümmerte es ihn nicht?
»Hättet Ihr vielleicht Gefallen daran, Euch das Schloss anzuschauen, Komtess?«, fragte Arthur sie, als das Essen endlich vorbei war.
Zum Glück hatte sie vorhin auf der mittelalterlichen Toilette Mary mit einer Schale Minze getroffen, so dass ihr Atem nicht mehr ganz so widerlich roch, sonst hätte sie ihre Gesellschaft dem König nicht zumuten wollen.
»Sehr gern, Sir.« Noch lieber hätte sie natürlich seinen Körper kennengelernt, aber für den Moment musste sein Schloss genügen.
»Gehen wir als Erstes zu den Gärten«, schlug er vor. »Sie sind für Gwen das Wichtigste. Aus Gründen, die sich meinem Verständnis entziehen, kümmert sie sich fast täglich um das Grünzeug, obgleich wir viele Gärtner haben, die dieser Aufgabe nachgehen.«
»Wir haben doch alle unsere Liebhabereien.«
»Und was mag die Eure sein, Komtess?«
Sofort dachte sie ans Fotografieren, aber sie bezweifelte, ihm das erklären zu können. Sex stand auch ziemlich weit oben auf ihrer Liste – jedenfalls war das früher so gewesen, und vielleicht würde es in Zukunft auch wieder so sein. Sie hätte es gern hier ausprobiert, aber nicht mit Lancelot, sondern mit dem König. »Ich liebe es, mich körperlich zu betätigen. Sportliche Ertüchtigung sozusagen«, antwortete sie schließlich.
Sein überraschter Gesichtsausdruck war hinreißend, und sie hätte gern seine verwundert hochgezogenen Augenbrauen geküsst. »Sportliche Ertüchtigung? In der Art, wie die Pferde zu bewegen?«
»Nun ja, das auch, aber noch viel mehr. Zum Beispiel liebe ich es, zu joggen.«
»Joggen? Was meint Ihr damit?«
»Dauerlauf über lange Strecken.«
Arthur lachte. »In einem Gewand?«
Auf eine solche Gelegenheit hatte Isabel nur gewartet. »In Dumont tragen die Frauen, die Freude an derlei Übungen haben, eine etwas kleinere Variante von Männerbeinkleidern.«
»Pardon?«
»Wir glauben, dass die Frauen ebenso das Recht haben, ihren Vorlieben nachzugehen, wie die Männer. Könnt Ihr Euch etwa vorstellen, dass Frauen, die gern laufen, das in langen Gewändern tun? Das wäre doch lächerlich. Unsinnig geradezu. Deshalb tragen die Frauen in Dumont, wenn sich die Notwendigkeit ergibt oder sie das Bedürfnis spüren, ihre Muskeln zu strecken oder zu stärken, Kleidung, die wir Sportsachen nennen.«
Arthur strich sich über den Bart, und Isabel hatte das Gefühl, dass er sich bemühte, nicht laut loszulachen. »Und womit bekleiden diese Frauen dann bitte … ihre obere Körperhälfte?«
Da die Erläuterung eines Sport- BH s ihn wahrscheinlich überfordert hätte, antwortete sie: »Am Oberkörper tragen wir eine Art Hemd, das wir T-Shirt nennen. Es ist aus weichem, dehnbarem Stoff und sehr bequem.«
»Offensichtlich haben meine Männer bei ihren Berichten über Dumont einiges weggelassen«, meinte Arthur kopfschüttelnd.
»Lassen wir einmal die Tatsache beiseite, dass Ihr anscheinend Männer ausgeschickt habt, um mich zu bespitzeln – aber ich möchte Euch Folgendes fragen: Welche Liebhabereien oder Vergnügungen gestattet Ihr denn Euren weiblichen Bediensteten?«
»Liebhabereien? Vergnügungen?«
»Ihr erlaubt Gwen doch, im Garten zu arbeiten, weil es ihr Spaß macht.«
»Aber das versteht sich ja von selbst, sie ist meine Königin und meine Gemahlin.«
»Aber Eure weiblichen Bediensteten dürfen sich nicht den Dingen widmen, die sie glücklich machen?
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