Mythica 07 - Goettin der Legenden
Wenn James von ihr spricht, schmilzt er dahin.«
Offenbar hatte Isabel mal wieder etwas nicht mitbekommen. »Entschuldige, Mary. Ich verlange ganz bestimmt nicht von dir, dass du scheußliche Aufgaben übernimmst. Es ging mir ganz ehrlich nur darum, dass du glücklich bist.«
Gwen versuchte, ein Lächeln zu verbergen, was ihr aber nicht sonderlich gut gelang.
»Was habe ich verpasst?«
»Oh, Mylady«, sagte Mary, flattrig gestikulierend, »ich danke Euch. Es macht mir so viel Freude, mich mit Haaren zu beschäftigen. Doch ich tue alles, was mein König und meine Königin mir auftragen. Mit Vergnügen, natürlich. Aber können wir Eure Haare vielleicht allein bürsten, Komtess?«
Isabel blickte zwischen der Königin und der Dienstmagd hin und her. »Okay, worum geht es hier eigentlich?«
Gwen antwortete als Erste, und ihre Augen glitzerten amüsiert. »Vergebt mir, aber ich glaube, sie ist das Mädchen, das James’ Herz erobert hat. Habe ich nicht recht, Mary?«
Die arme junge Zofe sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen.
»Moment mal«, sagte Isabel, um Mary Zeit zu geben, Luft zu holen. »Ihr meint James, den nettesten Kleiderschrank der Welt, der als Arthurs Erster Knappe arbeitet?«
»Ja, natürlich. Ich wusste wohl, dass er in eine Mary vernarrt ist«, erklärte Gwen. »Ich habe gehört, wie Arthur darüber gescherzt hat. Aber ich wusste leider nicht, um welche Mary es sich handelt.«
»Wie viele Marys gibt es denn hier?«, erkundigte sich Isabel.
»Das weiß ich ehrlich nicht. Wir haben so viele Marys und Liliths und noch eine ganze Menge anderer Namen. Aber wir haben nur eine einzige Prudence, glaube ich. Ich weiß ehrlich nicht, was ihre Mutter sich bei ihrer Geburt gedacht hat.«
Isabel sah wieder in Marys knallrot angelaufenes Gesicht. »Bist du denn tatsächlich die Mary, die James’ Herz gewonnen hat?«
Nervös trat Mary von einem Fuß auf den anderen. »Ja, Madam.«
Gwen lachte leise. »James ist verliebt!«
»Was ist daran so komisch?«, wollte Isabel wissen. »James kann sich glücklich schätzen, Mary zu bekommen.«
»Nein, nein, nicht seine Wahl amüsiert mich, nur die Vorstellung, dass James in eine Frau verliebt ist, macht mich …«
»… glücklich für die beiden?«, schlug Isabel vor.
»Ja, natürlich, ich freue mich sehr für sie.«
Mary versuchte zu knicksen. »Danke, Mylady.«
»Isabel.«
»Ja, Mylady. Ich kenne Euren Namen.«
»Aber du willst ihn trotzdem nicht benutzen.«
»Ja, Madam.«
»Mary … ist dir denn klar, dass ich dich mit deinem Vornamen anspreche?«
»Ja, Madam.«
»Du bist erst dreizehn Jahre alt.«
»Die beiden wollen warten, bis Mary vierzehn wird, Isabel«, schaltete Gwen sich ein. »Das haben wir entschieden.«
»Ihr habt den Zeitpunkt für die beiden entschieden? Als hätten sie nichts zu sagen? Nun gut, mit vierzehn Jahren bin ich noch auf dem Klettergerüst herumgekraxelt, und ich dachte, Jungs hätten Läuse.«
Gwen und Mary starrten Isabel an, als wäre sie endgültig verrückt geworden. Und in Gedanken hörte Isabel einen abgrundtiefen Seufzer von Viviane.
Okay, Isabel wollte die Sache nicht vermasseln, und obwohl es sich ein bisschen anrüchig anfühlte, war ihr klar, dass der Altersunterschied in der Zeit, in die Viviane sie versetzt hatte, eine ganz andere Bedeutung besaß. Also konzentrierte sie sich auf ein anderes Problem. »Warum hast du dann noch nichts unternommen, um seine Haare ein bisschen in Ordnung zu bringen, Mary?«
Trotz der Traurigkeit in ihrem Herzen kicherte Gwen. Es war ganz offensichtlich, warum Arthur sie gedrängt hatte, die Komtess zu besuchen und sich ihre Ansichten anzuhören. Er hatte sich in diese Frau verliebt.
Und Gwen konnte es ihm wahrhaftig nicht verdenken. Isabel war eine wundervolle Frau, die ihre Meinung offen äußerte. Arthur lauschte gern den Ansichten anderer Menschen, das war eine seiner angenehmsten Eigenschaften. Eine, die Guinevere schon immer an ihm bewundert hatte.
Sie liebte Arthur. Vom ersten Moment an hatte sie ihn geliebt. Und doch hatte erst Lancelot sie zu der Erkenntnis gebracht, dass Liebe in der Kombination mit Bewunderung nicht das Gleiche war wie Liebe in Kombination mit einem überwältigenden körperlichen Verlangen.
Ihre Liebe zu Lancelot war eine Macht, die alles andere in den Schatten stellte. So sehr Gwen ihren Ehemann liebte und bewunderte, hatte ihr Verlangen nach Lancelot doch immer die Oberhand und trübte ihren gesunden Menschenverstand ebenso wie ihr
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