Mythica 07 - Goettin der Legenden
nicht wusste, wie deine Kleider zusammengehören – oder wie ich dich daraus befreien sollte. Aber das lag nicht daran, dass ich noch nie Sex hatte.«
»Wie bitte?«
»Ich bin keine Jungfrau mehr, Arthur. Aber du bist einfach davon ausgegangen, und ich war verwirrt und beschämt und …«
Fassungslos starrte er sie an. »Du meinst, wir hätten dort« – er deutete über seine Schulter zum Schloss – »und auch hier, in diesem Wald, miteinander schlafen können, wenn du gewusst hättest, wie du mich ausziehen sollst?«
»Ja.«
Tiefe Erleichterung durchströmte ihn, und sofort war seine Enttäuschung über die verpassten Gelegenheiten vergessen. Er fing an zu lachen. »Das ist dein entsetzliches Geheimnis?«
»Lachst du über mich?«, fragte sie, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und stemmte die Hände in die Hüften.
»Nein, Isabel, ich lache über mich selbst. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Zeit ich damit verschwendet habe, mich entweder dafür zu schämen, dass ich dich ohne Gedanken an deine Zukunft zu verführen versucht habe, oder mir zu überlegen, wie ich dich ganz zärtlich entjungfern kann, ohne dir wehzutun.«
»Dann bist du nicht wütend?«
»Oh, doch, sehr sogar«, antwortete er, immer noch lachend.
Sie musterte ihn skeptisch. »Du hast eine seltsame Art, das zu zeigen.«
»Weißt du, wie viele schreckliche Szenarien mir durch den Kopf gegangen sind, als du meintest, du müsstest mir etwas gestehen? Ich hatte, wie du es wahrscheinlich ausdrücken würdest, eine Scheißangst davor, was du mir sagen willst. Diese Offenbarung ist mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen.«
»Aber du bist wütend? Auf mich?«
»Nein, auf mich. Dieses ganze Missverständnis wäre überhaupt nicht entstanden, wenn ich dich einfach gefragt hätte, ob du noch Jungfrau bist. Eine der ersten Lektionen, die ich meinen Soldaten erteile, ist, dass sie immer zuhören sollen. Aber ich habe dir nicht zugehört.«
»Ich hätte es dir sagen sollen. Die Wahrheit zu verschweigen, das ist auch eine Art Lüge.«
»Ist das alles, was du mir beichten wolltest, Komtess?«
Sie überlegte einen Moment. »Jawohl, ich glaube, das war’s so ziemlich.«
»Und bereust du deine Taten?«, fragte er in bemüht strengem Ton.
»Ich kann dir nicht sagen, wie sehr. Du bist nicht der Einzige, der an kaum etwas anderes denken kann.«
»Dann spreche ich dich hiermit von deinen Sünden frei. Du wirst es sicherlich nie wieder tun, nicht wahr?«
Sie knickste. »Ich wünsche mir nichts mehr, als dass wir es endlich wirklich tun, Sir.«
»Darf ich dir beibringen, mich auszuziehen?«
»Ich war schon immer eine große Befürworterin von höherer Bildung.«
Mit einem fröhlichen Lachen hob er sie in seine Arme und wirbelte sie durch die Luft. »Ich liebe dich so sehr, Isabel.«
Sofort setzte er sie wieder ab, völlig verblüfft über seine eigenen Worte. Ihr schockiertes Gesicht zeigte deutlich, dass er wieder einmal vorschnell gehandelt hatte.
»Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Vielleicht ist meine Freude mit mir durchgegangen.«
»Oder vielleicht hat dein Herz gesprochen?«, flüsterte sie.
»Aber auf diese Worte warst du nicht vorbereitet.«
»Das macht sie nicht weniger besonders, Arthur. Ganz im Gegenteil. Du hast einfach gesagt, was dir durch den Kopf gegangen ist, und das sind die ehrlichsten Geständnisse.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte kein Recht, dich so zu überrumpeln. Immerhin ist es gut möglich, dass du meine Gefühle überhaupt nicht erwiderst.«
»Ist es nicht genauso gut möglich«, setzte sie an und strich mit einem Finger über seine Wange, »dass ich das sehr wohl tue?«
»Wenn dem so ist, dürfte ich die Worte dann von deinen bezaubernden Lippen hören?«
»Ich verliebe mich in dich, Arthur. Mag sein, dass uns das in eine vertrackte Situation bringt, aber das Herz will, was es will, nicht wahr?«
»Oh, ja.«
Sie warf ihm einen schelmischen Blick zu. »Wer als Letzter im Schloss ist, kriegt heute Abend Aal zum Essen serviert.« Mit diesen Worten raffte sie ihre Röcke und eilte davon.
Arthur sah ihr einen langen Moment nach, überglücklich und unendlich dankbar, dass das Schicksal diese wundervolle Frau in sein Leben gebracht hatte. Dann folgte er ihr – allerdings nicht zu schnell, denn er wusste, wie sehr sie Aal verabscheute.
18
Das Abendessen begann als triste Angelegenheit, denn alle machten sich Sorgen um die Gesundheit der Königin. Als Arthur
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