Mythica Bd. 5 - Göttin der Rosen
beobachten. Jetzt aber möchten wir, dass Ihr genau wisst, wen Ihr da so freundlich in Euer Reich eingeladen habt.« Nun klang seine Stimme gar nicht mehr so charmant, sondern eher sarkastisch. Er verzog den Mund, und sein hübsches Gesicht war voller Abscheu.
»Mir gefällt dein Ton nicht, und es gefällt mir auch nicht, dass du mir so auf die Pelle rückst«, erwiderte Mikki streng und versuchte, Hekates einschüchternden Ton nachzuahmen. »Ich denke, es ist Zeit, dass ihr verschwindet, denn meine Dienerinnen würden euch mit Sicherheit nicht mögen.«
»Zu spät! Ihr habt das Tor für uns geöffnet, und Ihr werdet sehen, dass wir uns nicht so leicht wieder verjagen lassen, wenn man uns erst einmal eingeladen hat.« Er streckte die Hand aus und packte eine Haarsträhne, die ihr über die Schulter gefallen war. Mikki versuchte, ihm auszuweichen, wurde jedoch von groben Händen festgehalten, während der Blonde sich über sie beugte und an ihren Haaren schnupperte. Mikki wehrte sich, aber der Mann wickelte die Strähne um die Finger und riss ihren Kopf zur Seite. Wie eine Schlange, die ihr Opfer kostet, huschte seine Zunge über die weiche Haut an ihrem Hals.
»Ah, der süße Geschmack einer Empousa. Seit Jahrhunderten habe ich diesen Leckerbissen nicht mehr genossen.«
»Hör auf!«, schrie Mikki ihn an. »Lass mich gefälligst los!«
Zu ihrer Überraschung gab der Blonde ihre Haare frei und lächelte sie an. Aber es war eher ein Zähneblecken, kein Ausdruck von Freundlichkeit. »Wir werden unseren Besuch gemeinsam mit Euch genießen, Empousa. Und wir wissen auch den Wetterwechsel zu schätzen, den Ihr veranlasst habt – so wird unser kleines Rendezvous nicht so schnell entdeckt. Obwohl es aussieht, als hätte heute Morgen schon jemand das Vergnügen Eurer Gesellschaft gehabt.« Mit tückischer Anmut holte er aus und riss die Brosche ab, mit der sie die zerrissenen Bahnen ihres Chitons zusammengesteckt hatte.
Starr vor Angst umklammerte Mikki ihr Gewand und kämpfte gegen den heftigen Brechreiz, der sie überkam, als die Männer noch näher traten, ihre gierigen Hände nach ihr ausstreckten und sie mit hungrigen Augen musterten.
»Ach, kommt schon, Empousa. Nicht so schüchtern! Ihr wollt doch wohl nicht behaupten, dass Ihr mich nicht kennt.«
»Und mich«, hauchte der Dunkelhaarige an ihrem Nacken.
»Und mich.«
»Und mich.«
»Schaut mir in die Augen, Empousa. Ich bin sicher, dass Ihr mich schon gesehen habt. Könnt Ihr meinen Namen erraten?«
Sie starrte in die blauen Augen des Mannes – und auf einmal veränderten sie sich. Die Pupillen verengten sich zu Schlitzen, die Farbe verblasste, das leuchtende Blau wurde Rot, dunkel wie altes Blut. Mikki kannte ihn tatsächlich. Und als ihr klarwurde, wen sie vor sich hatte, stieg ein Zorn in ihr auf, der ihre Angst einfach wegbrannte.
»Nimm deine verfluchten Hände von mir!« Mit einem Ruck versuchte sie sich zu befreien, so heftig, dass der dunkelhaarige Mann, der sie von hinten festhielt, vor Überraschung aus dem Gleichgewicht geriet, seinen Griff lockern musste, und Mikki sich einige Schritte von den Männern entfernen konnte.
Aber der Goldhaarige lachte nur und folgte ihr mit geschmeidiger, schlangenhafter Grazie. »Gut … wir mögen es, wenn Ihr Euch wehrt. Das macht die Sache erst richtig interessant. Was seht Ihr, wenn Ihr mir in die Augen schaut, Empousa?«
»Ich sehe einen Dreckskerl, der sich farbige Kontaktlinsen anschaffen sollte.« Sie zog sich weiter zurück. Er und die anderen Männer folgten ihr.
»Ha! Ich werde Euch beibringen müssen, etwas Besseres mit Eurer scharfen Zunge anzufangen. Aber sagt mir erst einmal, Empousa, welchen Namen würdet Ihr mir geben?«
»Hass«, antwortete sie ohne Zögern.
Er lächelte böse. »Oh, Ihr lernt schnell. Vielleicht werde ich Euch mitnehmen, wenn wir wieder gehen. Würde Euch das gefallen? Ich bin ein Mann, der die verborgenen Wünsche einer Frau kennt.«
»Ein Mann willst du sein?« Mikki lachte höhnisch. »Du bist kein Mann, du bist eine widerliche, niederträchtige Kreatur. Ein Aasfresser, der sich von Traumkadavern ernährt. Es ist mir gleichgültig, in welcher schönen Verkleidung du dich versteckst! Du bist kein Mann.«
Wutentbrannt stürzte er sich auf sie und packte ihre Arme. »Kein Mann? Ich werde dir zeigen, was für ein Mann ich bin!«
Als auch die anderen drohend auf sie zukamen, rief Mikki laut den Namen, der ihr Herz und ihre Seele füllte. »Asterius!«
»Dein Liebhaber,
Weitere Kostenlose Bücher