Mythor - 032 - Das Orakel von Theran
Laufen den Kopf und bohrte das Horn dem Laufvogel von unten in die Seite. Das Orhako kreischte schrill auf. Es knickte mit einem Bein ein und versuchte, mit den Flügelstummeln das Gleichgewicht zu halten. Es schlug mit den Krallen aus, sein zuckender Hals durchpeitschte die Luft, und es hackte blindwütig mit dem Schnabel um sich. Der Reiter glitt vom Rücken und stürzte in den Sand. Mythor sah noch, wie er unter dem schweren Vogelkörper begraben wurde, dann wandte er sich bereits dem nächsten Gegner zu.
Aber er kam zu spät. Ein dunkler Schatten schoss von hinten heran, schnellte sich vom Boden ab und riss mit wuchtigem Aufprall den Reiter vom Rücken seines Orhakos.
Mythor bedankte sich in Gedanken bei Hark und wandte sich dem dritten Vogelreiter zu. Dieser war gerade bemüht, sein Orhako, das in vollem Lauf übers Ziel hinausgeschossen war, zu zügeln und zu wenden. Aber das ging nicht so einfach, denn wie Mythor richtig vermutet hatte, waren die Laufvögel für solche raschen Manöver zu behäbig.
Bevor der Vogelreiter sein Tier noch gewendet hatte, war Mythor mit Pandor bereits heran. Der Vogelreiter verrenkte sich im Sattel und versuchte Mythor mit vorgehaltener Lanze abzuwehren.
Mythor schlug ihm die Lanze mit dem Gläsernen Schwert ab und holte ihn mit einem zweiten Streich aus dem Sattel. Das Orhako stieß ein abgehacktes Krächzen aus und ging mit mörderischen Schnabelhieben gegen den Angreifer vor. Doch da hatte sich Mythor bereits mit Pandor außer Reichweite gebracht und ritt in südlicher Richtung davon.
Über der Kampfstätte hing eine dichte Staubwolke, die das Geschehen verhüllte. Bis sie sich aufgelöst hatte und den nachfolgenden Vogelreitern den Blick freigab, so dass sie die Niederlage ihrer Kameraden erfassen konnten, würde Mythor wieder einen Vorsprung herausgeholt haben. Er hoffte auch, dass sich zumindest einige um die Verwundeten kümmern würden, so dass er es mit weniger Gegnern zu tun hatte.
Er machte sich jedoch nichts vor. Die Übermacht war immer noch zu groß, und durch diese Niederlage würde die Wut seiner Verfolger nur noch mehr geschürt werden. Und erneut konnte er nicht auf die gleiche Weise vorgehen. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen.
Am Himmel brauten sich dunkle Wolken zusammen. Mythor lenkte Pandor in westliche Richtung, zur Straße des Bösen. Im Reiten setzte er den Helm der Gerechten auf für den Fall, dass er gezwungen wurde, sich auf das dunkle Band hinauszuwagen, das die Churkuuhl-Yarls auf ihrem Marsch nach Norden hinterlassen hatten. Der Helm sollte ihn vor möglichen Einflüsterungen des Bösen schützen.
Der Himmel verfinsterte sich immer mehr. Ein Sturm kam auf, der den Sand aufwirbelte und ihn in Schleiern vor sich hertrieb.
Mythor erreichte die Straße des Bösen, dicht gefolgt von einer Gruppe von Vogelreitern. Diesmal waren es fünf, und sie trieben ihre Orhaken offenbar dazu an, ihr Äußerstes zu geben, denn sie holten rasch auf.
Die Spur der Yarls sah hier nicht anders aus als weiter nördlich, wo Mythor sie überquert hatte. Sie bot sich als breites, verbrannt wirkendes Band dar. Der Sand war zu einer schwarzen, harten Masse geschmolzen, die durchscheinend und spröde wie Glas wirkte, jedoch rau und uneben war und zahlreiche Sprünge aufwies.
Mythor ließ die Verfolger bis auf Rufweite herankommen, dann ritt er mit Pandor auf die Straße des Bösen hinaus. Sie war an dieser Stelle an die dreihundert Schritt breit, und er begab sich bis fast auf die gegenüberliegende Seite, wo ihn Pfeile nicht mehr erreichen konnten.
Vom Rand vernahm er die wütenden Rufe der Vogelreiter, während er Pandor vorantrieb. Die Vogelreiter berieten sich eine Weile, dann wagte sich einer von ihnen auf das schwarze Band hinaus.
Nichts geschah. Der Vogelreiter winkte den anderen, und sie folgten ihm. Als sie vereint waren, nahmen sie die Verfolgung Mythors auf.
Mythor war enttäuscht. Er hatte geglaubt, dass nur er von den Einflüssen des Bösen verschont blieb, weil er den Helm der Gerechten trug. Aber nun sah es so aus, als halte die Yarl-Straße an dieser Stelle auch für seine Verfolger keine Schrecken bereit.
Die Vogelreiter kamen wieder näher; ihre Rufe, mit denen sie ihre Orhaken anfeuerten, gellten Mythor schon deutlich in den Ohren.
Da erklang der schaurige Schrei eines Orhakos, in den gleich darauf die anderen Laufvögel einfielen. Mythor drehte sich um und stellte fest, dass sich die Orhaken plötzlich wie wild gebärdeten. Sie waren
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