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Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Titel: Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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Peter Terrid
    Die Inseln der Verfemten
    Steil führte der Weg den Berg hinan. Pandor musste kräftig ausschreiten und sorgsam darauf achten, wo der Huf aufgesetzt werden durfte. Das Gestein war brüchig, ein Fehltritt konnte leicht Reiter und Reittier hinabbefördern in die felsstarrende Tiefe.
    »Immer ruhig, Pandor!« Mythor hatte es nicht sehr eilig. Der Abend dämmerte heran; in den Bäumen wogten erste Abendnebel. Es wurde langsam Zeit, sich einen Platz zu suchen, an dem man die Nacht verbringen konnte.
    Mythor hatte ein Tier geschossen, einen hoffentlich schmackhaften Braten, der ihm vom Sattel herabhing und bei jedem Schritt Pandors gegen den linken Schenkel des Reiters schlug.
    Das Einhorn suchte sich seinen Weg selbst. Sorgsam prüfte es jede Stelle, bevor es weiterschritt.
    Längst waren gebahnte Wege verlassen. Der Reiter bewegte sich in einem Gebiet, das früher einmal zum Reich von Tillorn gehört hatte – nun war es wieder Wüstenei geworden, hartes, schroffes Gebirgsland, abweisend und feindlich.
    Der Reiter hatte keine Angst, schon gar nicht die, sich im Wald zu verirren, eine Gefahr, die kaum von der Hand zu weisen war. Dicht bestanden war der Fels, wo immer sich eine Krume fand, in der ein Baum wurzeln konnte. Wind und Wasser vieler Äonen hatten die Felsen bearbeitet und viel tragfähigen Boden zwischen den Felsen angehäuft. Es war schwierig, einen Weg zu finden.
    Mythor indessen konnte unbesorgt sein – der Helm der Gerechten wies ihm den Weg zuverlässiger, als jeder Saumpfad es hätte fertigbringen können.
    »Hungrig?« fragte Mythor das Einhorn. »Sollen wir rasten?«
    Er erwartete keine Antwort. Unermüdlich stieg das Einhorn bergan. Mythor war es recht. Wenn er die Höhe gewann, hatte er vielleicht eine gute Fernsicht, konnte vielleicht gar den Koloss erkennen, der das Ziel seiner Reise war.
    Tillorn lag voraus, ehemals ein blühendes Reich, heute willfährige Beute für Wegelagerer und Strauchdiebe. Hinter jedem Gebüsch konnte einer lauern, jede Lichtung konnte zur Falle werden.
    Auch vor dem wegelagernden Geschmeiß hatte Mythor wenig Furcht. Er wusste den Bitterwolf an seiner Seite, Horus drehte hoch über ihm wachsame Runden, und Mythors Zutrauen zur Stärke seiner Arme war nicht ohne Grund nahezu unbegrenzt.
    Der Gipfel war bald erreicht. Fern am Horizont tauchte die Sonne weg, eingehüllt in weiße Wolken wirkte sie blass und wenig anheimelnd. Ihr letztes Licht reichte gerade aus, die nähere Umgebung für Mythor erkennbar zu machen.
    Er stand mit Pandor auf einem Berggipfel, und sein weiterer Weg musste talwärts verlaufen, dann wieder hinauf, und mit etwas Glück lag hinter der nächsten Anhöhe schon sein Ziel: der Koloss von Tillorn, eines der wenigen Überbleibsel des Reiches von Tillorn.
    »Suchen wir uns einen Lagerplatz«, sagte Mythor.
    Der Bitterwolf hatte sich abgesetzt, um seinem Jagdtrieb in den Wäldern nachzugehen; Horus war ebenfalls unterwegs.
    Langsam trabte das Einhorn ein wenig talwärts. Mythor saß bequem im Sattel und beäugte aufmerksam die Landschaft. Er wusste, dass dies die tillornischen Wälder waren, übel beleumundet wegen ihres Raubgesindels. Mythor wusste, dass er für solche Wegelagerer allerlei zu bieten hatte – das Einhorn, das Gläserne Schwert Alton und der Helm der Gerechten hatte schon manches gierige Funkeln in Augen geweckt.
    »Sollen sie nur kommen«, sagte Mythor.
    Pandor blieb an einer vorzüglichen Stelle für ein Nachtlager stehen. Es gab eine grasbestandene Lichtung in der Nähe, einen Felsen, der vor Wind schützte, und unter einem umgestürzten Baumriesen sprudelte sogar ein erfrischender Quell hervor. Was immer Mythor sich wünschen mochte, er fand es an diesem Platz.
    Der Sohn des Kometen lächelte verhalten. Er wusste, was die nächsten Stunden bringen würden. Ein so einladendes Plätzchen zum Rasten fand sich weit und breit nicht mehr – also lag es auf der Hand, dass die Geier des Waldes sich bald einstellen würden. Wahrscheinlich würden sie warten, bis Mythor schlief, um ihm dann mühelos die Gurgel durchschneiden zu können. Auf offenen und ehrlichen Kampf ließen es Wegelagerer in der Regel nicht ankommen.
    Mythor entfachte ein Feuer, obwohl er wusste, dass man den Schein weithin sehen konnte. Die Räuber würden sich ohnedies einstellen, und wenn sich das schon nicht vermeiden ließ, wollte Mythor in der Nacht wenigstens ein warmes Plätzchen haben.
    Er schlug seine Jagdbeute aus der Decke und nahm sie aus, dann

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