Mythor - 042 - Schattenjagd
Waffen fehlten. Ja, wenn er die Waffen des Lichtboten bei sich gehabt hätte… Verfluchter Luxon!
Der Schatten konnte überall sein. Vielleicht war er in einen der Verhüllten geschlüpft, die gerade ihre Spindeln weglegten und sich aus der Höhle zurückzogen. Oder er lauerte in einem dunklen Winkel, bereit, sich auf irgendein anderes Opfer zu stürzen, auf einen Menschen, dem Mythor vertraute. Oder auf ihn selbst! Wo lauerte die Gefahr?
Mythor blickte von Ango zu Sadagar. Er schluckte. Wie weit trieb ihn der Schatten, dass er nicht einmal mehr den engsten Freunden trauen konnte?
»Mach dich nicht verrückt, Mythor«, sagte Sadagar lachend. »Die Sturzflut hat den Deddeth fortgespült. Er wird einige Zeit brauchen, um sich von diesem Schlag zu erholen.«
»Danke, Steinmann«, sagte Mythor, aber der Trost des Freundes hatte ihn nicht überzeugt. Angos Mahnungen klangen da schon einleuchtender. Mythor schüttelte diese Gedanken ab. Er blickte sich um, sah, wie die verhüllten Rafher-Ayno nacheinander ihre Arbeit liegenließen und aus der Höhle verschwanden. Er fragte: »Was geschieht jetzt?«
»Es ist Schlafenszeit«, sagte Ango. »Der Älteste hat mir gezeigt, wo unser Ruheplatz ist. Wir sollten ihn aufsuchen. In wenigen Augenblicken werden sich alle Ayno zur Ruhe begeben haben. Wir dürfen uns nicht ausschließen.«
Schlafen! dachte Mythor verbittert. Wie sollte er an Schlaf denken können, da er in jedem sich bewegenden Schatten den Deddeth sah.
Sie erhoben sich und folgten Ango durch die Gänge zu einer kleinen Höhle, die mit Stroh ausgelegt war.
»Warum können wir nicht aufbrechen?« fragte Mythor. »Ich möchte nicht, dass die Nomaden durch mich gefährdet werden.«
»Alles zu seiner Zeit«, sagte Ango. »Wir können nicht einfach fortgehen. Die Ayno würden das als Beleidigung und Verstoß gegen ihre Gastfreundschaft empfinden. Und glaube mir, Mythor, du kannst dem Deddeth nicht entfliehen. Du wirst ihn nur los, wenn du ihn besiegst.«
»Du bist jung an Jahren, Ango«, sagte Mythor beeindruckt, »aber aus dir spricht die Reife eines erfahrenen Mannes.«
»Ruhen wir uns aus«, sagte Ango nur.
Er wandte Mythor und Sadagar den Rücken zu und kauerte sich neben dem Eingang nieder, wo einige kleine Gefäße mit Farben bereitstanden. Vom Höhlengang fiel der fahle Schein einer Öllampe herein, und Ango begann damit, seine linke Gesichtshälfte zu bemalen.
Mythor streckte sich auf dem Strohlager aus. Als er zu Sadagar blickte, der rechts von ihm lag, rührte sich der Steinmann nicht mehr. Er musste sofort eingeschlafen sein.
Im Schlaf, das wusste Mythor, hatte der Deddeth besonders leichtes Spiel mit seinen Opfern. Er würde wach bleiben.
*
Mythor schreckte hoch, als etwas über seinen Mund strich. Über ihm schwebte eine feuerrote Dämonenfratze, die mit seltsamen Zeichen durchsetzt war. Aber es war nur ein halbes Gesicht!
»Ich bin es, No-Ango«, sagte eine vertraute Stimme. »Gib keinen Laut von dir, damit wir die Ayno nicht wecken. Wir werden fliehen.«
»Wohin?« fragte Mythor, der noch ganz schlaftrunken war. Obwohl er gegen seine Müdigkeit angekämpft hatte, musste er irgendwann doch eingeschlafen sein. Er blickte neben sich. Da lag der Steinmann und schnarchte leise vor sich hin.
»Ich muss unbedingt zu meinem Volk«, sagte No-Ango. »Und ich muss mich beeilen, um nach Lo-Nunga zu kommen, will ich verhindern, dass mein Volk den Endgültigen Weg geht. Wenn du willst, kannst du mitkommen.«
»Dein Vertrauen ehrt mich«, sagte Mythor. »Aber wenn der Deddeth hinter mir her ist, würde ich durch meine Anwesenheit auch dein Volk in Gefahr bringen.«
»Das befürchte ich nicht, aber dir könnte geholfen werden«, sagte No-Ango. »Kommst du?«
Mythor entging nicht, dass das Angebot des Rafhers ihm allein galt und er Sadagar nicht darin mit einbezog. Doch er dachte nicht daran, den Steinmann hier zurückzulassen, und er wollte darüber auch nicht lange palavern.
Kurz entschlossen ergriff er Sadagar am Arm und rüttelte ihn. »Aufwachen, Sadagar!« raunte er ihm zu. »Wir verschwinden von hier.«
Als Mythor No-Angos Blick kreuzte, wirkte der Rafher sehr ernst, wenn nicht gar besorgt, aber er sagte nichts.
»Was fällt dir ein, einen Mann um seinen gerechten Schlaf zu bringen«, maulte Sadagar und rieb sich die Augen. Als er No-Angos bemaltes Gesicht sah, gab er einen erschrockenen Laut von sich. »Beim Kleinen Nadomir, du siehst ja zum Fürchten aus.«
»Ich will mit dem gespaltenen
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