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Mythor - 049 - Der Drachensee

Mythor - 049 - Der Drachensee

Titel: Mythor - 049 - Der Drachensee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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Er versuchte, vor den gnadenlosen Peinigern wegzulaufen, sich in Sicherheit zu bringen, aber gegen die pfeilschnellen Segler hatte er keine Chance. Sie schlugen ihre Kiefer in die Gliedmaßen des Yarls. War der Yarl erst zum Stehen gebracht, waren die Reiter auf seinem Rücken ebenfalls verloren.
    Mythor spürte, wie der Yarl sich verzweifelt zur Wehr zu setzen versuchte, ohne auch nur den geringsten Erfolg zu erzielen.
    Wenig später gellten Schreie über die nebelverhangene Szene.
    Der Yarl hatte einen mäßig hohen Hügel erreicht, und er schaffte es sogar noch, dort hinaufzusteigen. Oben angekommen, verließen ihn aber die Kräfte, allzu sehr hatten ihm die gierigen Drachen zugesetzt. Das Tier kippte zur Seite.
    Der Kampf war im gleichen Augenblick natürlich beendet, denn auf dem umkippenden Yarl konnte sich selbst mit aller Kraft und Geschicklichkeit niemand halten. Laut schreiend stürzten die Männer vom Rücken des sich aufbäumenden Yarls herab.
    Mythor kam mit den Beinen zuerst auf, mehr Zufall als Kunstfertigkeit. Er warf sich nach vorn, rollte ab und war ein paar Augenblicke später wieder auf den Beinen.
    Höchste Gefahr drohte. Sie kam nicht von den Drachen, sie kam von dem Yarl, der auf der Höhe des Hügels schwankte und sich zu überschlagen drohte. Dabei würde er genau auf Mythor herabstürzen.
    Mythor machte weite Sätze, mit denen er sich in Sicherheit zu bringen hoffte. Er hörte die Rufe der anderen Männer, denen er jetzt nicht helfen konnte; der weitaus größere Teil war auf der anderen Seite des Yarls herabgestürzt. Es krachte und polterte, als der Yarl knapp einen Schritt von Mythors Beinen entfernt auf dem Boden aufschlug und dort liegenblieb.
    Das Schicksal des Tieres war besiegelt: Es lag auf dem Rücken und musste so zur leichten Beute für die gefräßigen Drachen werden.
    Aber unter dem Schutz seines Panzers konnten die Männer Sicherheit finden -vorausgesetzt, der Yarl bewegte sich nicht mehr allzu stark.
    Es war eine Wette mit dem Tod. Entweder packten die Drachen zu mit ihren zahngespickten Kiefern, oder die Schutzsuchenden wurden von dem sterbenden Yarl im Todeskampf erdrückt.
    Mythor zögerte nicht lange. Er suchte unter dem Rückenpanzer des Yarls Schutz.
    Neben ihm tauchte plötzlich Hrobon auf, im Gesicht einen Ausdruck ungeheurer Verachtung. »Sohn des Kometen, wie?«
    Mythor achtete nicht auf den beißenden Hohn.
    No-Ango tauchte auf, Sadagar. Nach kurzer Zeit waren alle wieder beisammen. Wer fehlte, war der letzte von Odams Kriegern. Ihn hatten die Drachen zu fressen bekommen.
    »Und nun?« fragte Hrobon bissig.
    Mythor machte ein möglichst gleichmütiges Gesicht. »Wir warten«, entschied er.
    *
    Nichts regte sich, kein Laut war zu hören. Vorbei war das Zucken des sterbenden Yarls, beendet der grässliche Klang der gefräßigen Drachenkiefer. Mit leisem Laut strich ein kühler Wind über den Hügel, der Schall kam von den Knochen des Yarls – die Drachen hatten nicht mehr übriggelassen als das hohle Gebein.
    Mythor schob sich unter dem Rückenpanzer hervor ins Freie.
    Ein Bild des Friedens und der Ruhe bot sich ihm, wäre nicht der leere Rückenpanzer gewesen und das bleiche Gebein des Yarls. Nacheinander kamen die Begleiter Mythors hervor.
    Von den Drachen fehlte jede Spur. Entweder hatten sie ihre im Kampf verwundeten oder getöteten Artgenossen mitgenommen, oder sie hatten sie in ihrer unbezähmbaren Gier ebenfalls gefressen. Jedenfalls war von ihnen nichts mehr zu sehen.
    »Wir haben sehr viel Glück gehabt«, stellte Sadagar trocken fest. »Wäre der Yarl nicht genauso gefallen, wie er gefallen ist… es wäre aus mit uns gewesen.«
    Mythor warf einen Blick in die Runde. Was Sadagar gesagt hatte, stimmte zweifelsohne. Es fragte sich aber, ob die Aussichten wirklich so tröstlich waren.
    Es war außer dem Skelett des getöteten Yarls fast nichts zu sehen. Grauer karstiger Boden, darüber wehende Nebel, grau und schweigend. Der Blick reichte kaum ein paar Schritte weit.
    »Sagen wir es einfach und handfest«, stellte Sadagar fest, nachdem er sich ebenfalls umgesehen hatte. »Gefressen worden sind wir nicht, aber es fragt sich sehr, woher wir in nächster Zeit unser Fressen bekommen werden. In diesem Gelände kann man prachtvoll verdursten und verhungern.«
    Hrobon sah ihn scheel an.
    »Verdursten? Hier? In einem Land, das vor Feuchtigkeit trieft? Man braucht morgens nur Tau zu sammeln, um genug Wasser für den Tag zu haben.«
    »Na und?« gab Sadagar zurück.

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