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Mythor - 051 - Vorstoß in die Schattenzone

Mythor - 051 - Vorstoß in die Schattenzone

Titel: Mythor - 051 - Vorstoß in die Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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über dem Schlund, dann bekamen seine Hände das Holz des Dachstuhls zu fassen. Er holte zuerst einmal tief Atem, dann kletterte er in dem Gebälk hoch zur nächsten Rettungsinsel.
    Ein Blick nach oben zeigte ihm, dass der Rand des Schlundes nur noch zehn Mannslängen über ihm war. Er hatte also bereits mehr als zwei Drittel des Höhenunterschieds bewältigt, und um und über ihm gab es genügend Mauerreste, so dass er keine Schwierigkeiten sah, auch das letzte Stück zu überwinden.
    Erst jetzt, das rettende Ende dieses unheimlichen Schlundes vor Augen, wurde ihm bewusst, wie knapp er dem Tode entronnen war.
    No-Ango, ich danke dir, dachte er.
    Ich bin in mein Volk aufgegangen und bin demnach zu Hu - Gona geworden, meldete sich die lautlose Stimme in seinem Geist. Von dir konnte ich die Gefahr abwenden, aber ich weiß nicht, ob mir dasselbe mit Logghard gelingt. In diesem Bereich, zwischen Diesseits und Jenseits, von wo ich zu dir spreche, marschiert ein großes, unheimliches Heer gegen Logghard. Noch sind diese Krieger nicht kampfbereit, aber man muss sie in der Ewigen Stadt bereits hören können.
    Das Tosen des Schlundes war merklich leiser geworden, je höher Mythor kam. Aber auf einmal vernahm er andere Geräusche, die sich wie Hufgetrappel anhörten. Es war, als presche eine große Reiterschar über den Abgrund hinweg und entferne sich wieder in die andere Richtung.
    »Die Geisterreiter aus dem Hochmoor von Dhuannin«, entfuhr es Mythor, und ihm war sofort klar, dass die Kämpfer der Lichtwelt nur deshalb den Spiegeltod hatten sterben müssen, um von den Dämonen gen Logghard in den Kampf geschickt werden zu können.
    Was für ein schrecklicher Gedanke, dass bald Brüder gegeneinander kämpfen würden!
    Kannst du nichts dagegen tun, Hu-Gona? dachte Mythor angestrengt. Du hast auch den Dhuannin-Deddeth bezwungen, als er mich bedrängte!
    Der Dhuannin-Deddeth wurde nur verjagt, vergiss das nicht, Mythor, meldete sich das Geisteswesen, das sich aus den Seelen der Rafher gebildet hatte. Aber vielleicht habe ich mit dem Geisterheer mehr Erfolg. Ich ziehe mich nun zurück und überlasse dich deinem weiteren Schicksal. Leb wohl, Mythor!
    Hast du mir nichts mehr zu sagen, Hu-Gona? riefen Mythors Gedanken verzweifelt.
    Doch – finde dich im Gildenhaus der Magier ein. Dort ergibt sich alles Weitere.
    Das war das letzte, was Mythor von dem Rafher-Deddeth hörte.
    Während dieser lautlosen Unterhaltung hatte er weiter an Höhe gewonnen und befand sich nur noch drei Mannslängen von der Kuppe des Schleimwulstes entfernt. Die Wand war nicht mehr senkrecht, aber immer noch recht steil. Er würde sich erst in Sicherheit fühlen können, wenn er dem Schlund endgültig entronnen war.
    Irgendwo stürzte krachend eine Mauer ein, und über den Wulst schob sich das Schindeldach eines Erkers. In der Fensteröffnung tauchte der Kopf eines Mannes auf. Er hatte ein langes, schmales Gesicht mit wulstigen Lippen und breiter Nase, doch war er blasshäutig. Das aschfarbene Haar hatte er mehrfach verknotet.
    »Sieh an!« rief er mit gespieltem Entzücken aus. »Was für ein seltener Fang. Ist er nicht niedlich, Errael?«
    Auf einer angrenzenden Ruine erschien ein zweiter Mann, der ein genaues Ebenbild des anderen zu sein schien. Er war groß und grobknochig und trug einen losen, faltenreichen Umhang, den er über den Knien zu Hosenbeinen zusammengebunden hatte. Er trug nur ein Seil, das in einer Schlinge endete. Das Seil hatte er über dem Arm zusammengelegt, die Schlinge ließ er in der anderen Hand kreisen.
    »Ei, unsere Nachschau hat sich doch gelohnt«, rief er im gleichen Ton wie sein Doppelgänger. »Wie lange ist es schon her, Jaely, dass wir im Schlund so einen brauchbaren Körper gefunden haben?«
    Mythor war klar, dass er sich auf einen Kampf auf Leben und Tod gefasst machen musste – und er war unbewaffnet.
    *
    Jaely kletterte aus dem Erkerfenster und stellte sich auf den schmalen Sims. Jetzt war zu erkennen, dass auch er solch eine Fangschlinge hatte wie Errael. Beide besaßen sie auch kurze Krummschwerter, doch die ließen sie in den Scheiden stecken. Sie entfernten sich voneinander, indem sie von einer Mauerinsel zur anderen sprangen, so dass sie sich Mythor von zwei Seiten näherten.
    »Na, ist dir der Schreck in die Glieder gefahren, dass du dich nicht bewegst?« rief Jaely, der von links kam.
    »Es ist uns lieber, wenn du nicht steif wie eine Statue bist«, rief Errael von der anderen Seite. »Wir sehen die Körperjagd

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