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Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Mythor - 055 - Luftgeister greifen an

Titel: Mythor - 055 - Luftgeister greifen an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. K. Giesa
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sein. Mythor selbst war froh, daß es endlich zum Halt gekommen war. Nach einem prüfenden Blick auf die Beschaffenheit des Bodens ließ er sich im Gras nieder. Das erwies sich ausnahmsweise mal nicht als stechend, ätzend oder zahnbewehrt.
    Auch jetzt sah Ramoa sich immer wieder in die Richtung um, aus der sie gekommen waren.
    »Ramoa, was ist ein Luftgeist?« fragte er erneut. »Ich will es wissen! Rede!«
    Sie ließ sich ihm gegenüber nieder und blieb dabei unruhig. Er hatte sie in den letzten Tagen einigermaßen kennengelernt. Sie war nicht gerade ängstlich veranlagt, sondern eher wild und temperamentvoll und ging Auseinandersetzungen nur aus dem Weg, wenn der Verstand ihr sagte, daß sie den kürzeren ziehen mußte. So angsterfüllt wie in diesen Augenblicken hatte er sie nicht erlebt und hatte es sich auch nicht vorstellen können. Demzufolge mußte der Luftgeist wahrhaftig zu einer Sorte Lebewesen gehören, mit denen nicht gut Trauben essen war.
    »Wir nennen sie Luftgeister«, begann die Feuergöttin. »Manche nennen sie auch Medusen. Sie sind sehr gefährlich und sehr groß und kommen aus der Schattenzone, sagt man. Was sie mit ihren Fangarmen einmal umfassen, ist rettungslos verloren.«
    Schweigend sah Mythor sie an. Sie schüttelte den Kopf, daß das rote Haar flog. »Ich hätte nie gedacht, daß einer so tief herunterkommt und uns sofort wittert. Sie fliegen in großer Höhe und sehen dabei wie große fliegende Pilze oder auch wie Meeresquallen aus.«
    Mythor schüttelte den Kopf. »Erzähl mehr von ihnen«, bat er.
    »Wie ich schon sagte«, fuhr sie fort, »sollen sie in der Schattenzone ihre Heimat haben, aber sie durchfliegen auch den Luftraum über dem Meer in der Dämmerzone. Über die Inseln wagen sie sich so gut wie nie. Sie bestehen fast nur aus Luft. Die großen Schirmkörper bestehen aus einem sehr harten Material. Oft verwendet man es, um Luftschiffe zu bauen.«
    Mythors helle Augen verengten sich. »Luftschiffe?«
    Doch Ramoa ging nicht weiter darauf ein. »Sie sind unterschiedlich groß, aber auch die kleinsten sind allemal zu groß, als daß wir uns gegen sie hätten wehren können. An der Unterseite haben sie einen trichterartigen Schlauch, durch den sie angesaugte Luft ausstoßen und sich durch den Druck durch die Luft fortbewegen. Mit ihren vielen Fangarmen rudern und steuern sie dabei. Ich weiß nicht, wie sie es machen, aber die Luft, die sie ausstoßen, kann wie ein Sturm sogar Schiffe zerdrücken, wenn sie einer Meduse zu nah kommen. Sie sind sehr gefährlich. Sie ernähren sich hauptsächlich von kleineren Tieren, aber sie schrecken auch vor größeren nicht zurück. Offenbar hat uns dieser Luftgeist für ein Tier gehalten.«
    »Man hätte ihm sagen sollen, daß wir wenig schmackhaft sind«, brummte Mythor.
    »Honga!« fauchte sie ihn an. »Deine Scherze sind ziemlich geschmacklos!«
    »Eben«, versetzte er. »Mit einem meiner berüchtigten Witze hätte ich den Luftgeist schon vertrieben. Wie konnte uns das Biest durch den Dunst sehen? Und warum der Name Luftgeist?«
    »Weil sie sich geräuschlos bewegen wie ein Geist«, flüsterte Ramoa. »Sie vollführen mit ihrem ,Ausatmen’ große Sprünge und sind ganz plötzlich da, und dann gleiten sie langsamer werdend weiter bis zum nächsten Sprung.«
    »Unser kleiner Freund hat uns wohl aus den Augen oder aus der Nase verloren«, stellte Mythor fest. »Komm, laß uns weiter gehen. Sonst kommen wir nie an der Regenbogen-Brücke an.«
    Ramoa nickte schwach, erhob sich und folgte ihm wieder. Immer wieder sah sie zurück und versuchte einen verfolgenden Luftgeist zu erkennen, aber sie konnte ihn nicht mehr wahrnehmen. Vielleicht hatte er sie wirklich aus der Witterung verloren.
    Den leichten Druck im Hinterkopf nahmen beide nicht mehr wahr und konnten auch nicht mehr feststellen, daß sie verschiedene Dinge plötzlich ganz anders sahen, als sie eigentlich waren.
    Sie ahnten auch nicht, in welche Gefahr sie sich unwissend immer tiefer hineinbegaben. Und diese Gefahr hatte sie bereits in ihrem Griff! Längst schon wirkte die Magie der entarteten Zone und gaukelte ihnen Dinge vor, die es gar nicht gab oder die ganz anders waren…
     
     
    *
     
    Zu dieser Zeit kreiste die Meduse bereits wieder über ihnen, hoch über den Dunstwolken, allerdings nicht in der Gestalt eines Luftgeist. Der Zugvogel war niemals ein Luftgeist gewesen, aber die entartete magische Zone, in deren Einfluß Mythor und Ramoa sich zu jenem Zeitpunkt bereits befunden

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