Mythor - 065 - Treibjagd der Amazonen
Mythors Überraschung klemmte sich das Orcht den Aasen einfach unter einen seiner vierzehn Arme und kämpfte mit den dreizehn anderen verbissen weiter.
Als nächster fiel Gerrek aus. Auch er verschwand unter einem der Orcht-Arme, besinnungslos und nicht mehr in der Lage, sich zu wehren. Eine Zeitlang wehrten Mythor und Scida Seite an Seite die wütender werdenden Angriffe des Orcht noch ab, dann stürzte die Amazone unglücklich, und ein Fausthieb traf auch sie am Kopf. Schnatternd, schimpfend und triumphierend bemächtigte sich das Orcht auch ihrer.
Immer noch sang Alton sein gläsernes Lied. Verbissen schwang Mythor die Waffe des Lichtboten, doch auch er begann zu ermüden, und es war abzusehen, wann es ihn erwischen würde.
Er konnte sich nicht mehr lange gegen das Ungeheuer halten, und dann waren sie alle vier verloren. Aber vielleicht gab es noch eine Möglichkeit, das Orcht zu überraschen…
Es hatte seine Opfer nicht getötet – noch nicht! Es würde sie vermutlich zu seinem Unterschlupf tragen… und vielleicht gab es dort eine Möglichkeit, sich zu befreien und dem Orcht zu entkommen, getreu dem Motto: Wenn du einen Krieg führst, trage ihn nach Möglichkeit im Land deines Feindes aus!
So machte Mythor dem Kampf auf seine Weise ein Ende. Nach einem weniger gefährlichen, aber schauerlich aussehenden Hieb mit einem Lanzenschwert, das ihn nur knapp verfehlte, ließ er sich fallen und stellte sich bewußtlos, aber seine Hand ließ Alton nicht los.
Das Orcht schöpfte keinen Verdacht.
Es griff zu, klemmte sich auch den Gorganer unter einen Arm und begann zu laufen.
Mythor wagte es, die Augen wieder zu öffnen, während er schlaff und unbeweglich im Griff des Orcht hing. Die unglaubliche Kreatur schien jeden Fußbreit des Sumpfes zu kennen, trat nicht einmal daneben und hastete im Zickzack der Felsenwand hinter dem Dunstschleier entgegen. Das Rauschen, das Mythor wahrgenommen hatte, entstammte einem Wasserfall, der sich über die Felskante stürzte und den Sumpf feuchtzuhalten schien. Fast so schnell wie ein langsames Luftschiff raste das Orcht seiner Behausung entgegen und verschwand mit seinen Opfern hinter dem Wasserfall in seinem felsigen Unterschlupf.
Die Düsternis der Felsengrotte nahm sie auf.
Und der Anblick, der sich Mythor bot, verschlug ihm schier den Atem.
8.
In ihrem Ballon schwebte die Wilde Hündin Acyntha über den Dingen.
Das Treiben der anderen Amazonen berührte sie nicht. Sie hatte das Vorrücken und die Fehlschläge der anderen Jagdkommandos beobachtet. Sie hatte die Zerstörung eines Luftschiffs verfolgt und Braeggs Amazonen in der verfallenen Ruine im Dschungelrandgebiet gesehen. Und sie sah Burra mit ihren Reiterinnen, und sie sah auch die Stille Osilje auf ihrem Lemuran, die sich zielstrebig Burras Gruppe näherte.
Acyntha wußte, wie hart der Konkurrenzkampf war, aber sie hielt sich heraus und wartete auf ihre Stunde. Mochten die anderen sich untereinander prügeln und sich darin erschöpfen – die Wilde Hündin konnte warten. Sie hielt sich aus diesen Auseinandersetzungen heraus.
Acyntha hielt sich auch nicht mit einer krampfhaften Verfolgung über dem Dschungel auf. Sie ließ ihr Luftschiff in weiten Kreisen über die Insel Gavanque gleiten, Kreise, die sich immer stärker einengten. Auf diese Weise mußte sie unweigerlich auf die Gesuchten stoßen.
Und wenn sie sie fand, würde sie sie aus der Luft unschädlich machen und dann an Bord nehmen. Selbst Burra, die ihnen am nächsten war, würde das Nachsehen haben.
So, wie sie sich aus den einzelnen Kämpfen heraushielt, schätzte sie auch ihre eigenen Chancen ein. Es würde sehr knapp werden, und jeder Handgriff mußte sitzen. Während ihres Fluges hatte die Wilde Hündin alles vorbereitet. Wenn es darauf ankam, würde alles Schlag auf Schlag gehen.
Nur ein unseliger Zufall konnte ihr noch einen Strich durch die Rechnung machen.
Und wie das Leben so spielt… dieser Zufall trat ein!
Ihre Kreisbahn führte sie bis hinunter zum Süden des Orchtsumpfs, dort, wo sich die Felswand erhob und das silberne Band eines kleinen Flusses zur Abbruchkante schlängelte, unter der der Sumpf begann.
Der Orchtsumpf…
Die Wilde Hündin achtete nur auf Boden und Luftraum im Innenkreis. Was von außen kam, war uninteressant.
Der verirrte Entersegler hingegen fand das Luftschiff sehr interessant. Die längliche, mit scharfkantigen und äußerst zahlreichen Hakenschwingen bewehrte Bestie, die im Wasser so gut wie in der Luft zu
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