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Mythor - 065 - Treibjagd der Amazonen

Mythor - 065 - Treibjagd der Amazonen

Titel: Mythor - 065 - Treibjagd der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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Hexe.
    »Du willst sofort aufbrechen?«
    Ja.
    Die Stille Osilje verließ die Hexenklause. Draußen hob der Lemuran leicht seinen langen Schädel. Die weichen Fühler schoben sich aus der Stirn des Tieres hervor.
    »Es heißt, daß der Mann Honga auf jeden Fall lebend gefangen werden soll«, rief ihr die Hexe noch nach, die schon einiges von Osilje und ihrem Männerhaß gehört hatte. Die Stille zuckte mit den Schultern. Sie erwiderte nichts darauf, hoffte aber, daß der Mann sich so zur Wehr setzen würde, daß sie ihn töten mußte. Daß sie diejenige sein würde, die ihn und die anderen erwischte, dessen war sie sicher.
    Immerhin hatte sie ihren Lemuran.
    Sie kletterte auf den Rücken der riesigen Echse und ließ sich im Sattel nieder. Leicht klopfte sie dem Reptil auf die Schulter. Der Lemuran öffnete das Maul, ließ seine gespaltene Zunge kurz hin und her pendeln und erhob sich dann mit einem Ruck aus seiner kauernden Stellung. Er war der Amazone treu, er war unglaublich schnell in seinen Bewegungen – und er war der beste Fährtensucher, den man sich denken konnte.
    Wenn er eine Spur aufgenommen hatte, ließ er nicht locker, bis er die Gesuchten fand.
    Immer…
    Osilje trieb das Tier an. Wenn es eine Möglichkeit gab, die Spur mit Sicherheit zu finden, war das am Ort des Geschehens selbst: auf Schloß Behianor. Dorthin lenkte die Stille Osilje den Lemuran zunächst. Auch wenn sie dadurch Zeit verlor, war das Tier doch schnell genug, jeden Vorsprung rasch wieder einzuholen.
*
    Auch die Kleine Braegg hegte keinen Zweifel daran, daß sie als einzige diese Jagd erfolgreich beenden würde. Sie war eine eindrucksvolle Erscheinung – nur sechs Fuß groß, aber etwa ebenso breit, was sie ungeheuer massig erscheinen ließ. Und hinter ihrer Gestalt steckte auch eine geradezu unbändige Kraft. Sie hielt auch nicht viel von List und Tücke. Sie dachte geradlinig und ging ebenso vor. Hindernisse wurden mit Gewalt überwunden, Gegnerinnen förmlich niedergewalzt.
    Braegg hatte das Kommando über das Amazonenfort Nassang an ihre Stellvertreterin übergeben. Es war Zeit, daß sie wieder einen Gegner zwischen die Klingen bekam! Ihren Dienst im Amazonenfort im Westen Gavanques, hart an der seit kurzem von Enterseglern förmlich verseuchten Küste, konnte die andere ebenso gut verrichten. Die Kommandantin hatte daher einige ihrer besten Kriegerinnen um sich geschart und Nassang verlassen, um die drei Flüchtigen zu jagen. Ihr Ballon schwebte nicht allzuhoch über dem Boden jenem Gebiet entgegen, in dem die Gesuchten sich aufhalten mußten.
    An Bord hatte sie für den Fall aller Fälle auch noch drei Männer genommen, die ihr schon mehr als einmal gute Dienste geleistet hatten. Denn niemand konnte in einer Männerrunde unauffälliger spionieren und kundschaften als eben ein Mann…
    Braegg verachtete die drei, aber das hinderte sie nicht daran, sie für ihre Vorhaben zu benutzen. Der Zweck heiligte eben auch in Vanga die Mittel…

2.
    So nah, wie die Amazonen glaubten, die ihren »Kriegsrat« beendet hatten, waren die Flüchtigen doch nicht mehr. Sie befanden sich bereits weit im Dschungelinnern. Mythor hatte es erst für Tollheit gehalten, mit den Pferden in den Dschungel vorzudringen, aber der Aase Lankohr hatte behauptet, es gebe keinerlei Probleme.
    Daran erinnerte Mythor ihn, als er ganz nebenbei Alton zog, das Gläserne Schwert durch die Luft singen ließ und gelassen wieder einsteckte. Zwischen seinem und Scidas Pferd fiel erst der Kopf einer Schlange von einem herabhängenden Ast, anschließend die Schlange selbst.
    Scida nahm es schweigend zur Kenntnis. Gerrek hingegen begann ein fürchterliches Gezeter über die Heimtücke schleimig-schuppiger Kreaturen, die nichtsahnenden Wanderern auflauerten.
    »Halte dein großes Maul!« sagte Scida schroff. Gerrek zuckte unwillkürlich zusammen und griff tatsächlich mit beiden Händen nach seinem ausladenden Drachenmundwerk. Dann erst besann er sich, schüttelte heftig den Kopf und knurrte: »So ein Blödsinn!«
    Sie hatten mit den Pferden tatsächlich keine besonderen Schwierigkeiten. Die Tiere ließen sich gut zwischen den weit auseinanderstehenden riesigen Bäumen bewegen. Es gab wenig Unterholz, wenig Farne… Nur stellenweise wurde das Gestrüpp so dicht, daß sie Umwege einschlagen mußten. Dafür hing aber das Astwerk zuweilen sehr tief herab, was Mythor dazu veranlaßte, ständig nach gefährlichen Tieren Ausschau zu halten. Die Schlange hatte er allerdings erst im

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