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Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia

Titel: Mythor - 075 - Der Tod der Lumenia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giesa Werner K.
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kurz vor ihm auf, um erneut zu springen und sein Gesicht zu erreichen. Er war jedoch schneller. Sein Stiefelabsatz malmte die Spinne in den Boden.
    Schreiend tauchte jetzt Aloana wieder hinter ihm auf und deutete auf Honga. »Haltet sie! Eine Verbrecherin! Überfall! Haltet sie auf!« schrie sie immer wieder.
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, murmelte der Gorganer. Der kurze Aufenthalt mit der Spinne hatte ausgereicht, die geflügelte Schlange endgültig verschwinden zu lassen. Sie war hinter auftauchenden Insulanerinnen in Deckung gegangen und tauchte nicht wieder aus ihrer Versenkung auf. Aber das Gezeter Aloanas genügte vollkommen. Und die heraneilenden Frauen waren zwar keine im Kampf geschulten Amazonen, aber dennoch konnten sie ihm mit ihren Schwerten, die sie irgendwoher zauberten, gefährlich werden, und er hatte auch nicht vor, sich mit ihnen ein Kampf zu liefern. Sie hatten doch gar nichts mit der Sache zu tun, warum sollte er sie verletzten oder töten? Es hatte keinen Sinn.
    Es hatte noch weniger Sinn, sich zu rechtfertigen. Sie würden ihm nicht glauben. Also blieb ihm nur die Flucht.
    Um die geflügelte Schlange konnte er sich dann in Hanquon kümmern. Sie würde zwangsläufig dorthin zurückkehren.
    Also begann er zu laufen.
    Die Frauen hetzten hinter ihm her.
    Aber irgendwie schaffte er es doch noch, schneller am Strand zu sein. In der Zwischenzeit waren einige Fischerinnen zurückgekehrt und ein paar kleine Boote lagen am Ufer. Mythor nahm Augenmaß, erreichte das kleinste und trieb es im Anlauf über den Strand zurück ins Wasser. Dann sprang er hinein und ruderte, was das Zeug hielt, gen Hanquon.
    Schimpfende und ihn verfluchende Insulanerinnen blieben zurück und drohten ihm die entsetzlichsten Bestrafungen an, sollte er sich noch einmal auf Almariba sehen lassen.
    Aber er hatte auch gar nicht die Absicht, die Insel noch einmal zu betreten. Leute, die Giftspinnen als Haustiere hielten, waren ohnehin nicht sein Fall.
*
    »Es ist unglaublich«, sagte Tertish. »Sie hat es geschafft.«
    Von der erhöhten Brücke der Sturmbrecher aus hatten die Hexe und die Amazone der Burra den einsamen Kampf verfolgt. Als sich das Krakenungeheuer auf das Bootsheck schob, hatte sie keinen Pfifferling mehr für das Leben der anderen gegeben. Doch dann war das Ungeheuer wieder im Wasser verschwunden.
    »Eine übermenschliche Leistung«, gestand auch die Hexe Sosona. »Ich hätte nicht an ihrer Stelle sein mögen.«
    Das Boot zog in der Ferne davon.
    »Wer mag sie wohl sein?« fragte Tertisch.
    Hätte ihr jemand die Frage beantworten können – sie hätte trotz allem noch ein Luftschiff gestartet, um die einsame Kämpferin zu bergen. So aber wandte sie sich wieder ab und widmete sich ihren eigenen Sorgen. Die Kriegerinnen an Bord waren unruhig, es drängte sie zum Kampf. Aber den konnte ihnen zur Zeit niemand versprechen.
    Wäre doch Burra noch an Bord! Aber Burra war mit ihrer Zaubermutter davongeflogen. Wo mochte sie sich jetzt befinden?
    »Hoffentlich dauert das Warten nicht mehr lange!« knurrte Teritish.
    »Nicht mehr lange…« wiederholte Sosona orakelnd ihre Worte. »Bald wird es geschehen…«

4.
    Noch vor Einbruch der Nacht reiste die Schwimmende Stadt weiter. Es war allgemein so eingerichtet worden, daß man versuchte, die Nacht für die Fahrt und den Tag für den Aufenthalt zu nutzen. Und – Wunder der Planung – es gelang immer wieder, die Lumenia dort, wo sie bewundert werden sollte, in den Morgen- oder Vormittagstunden auftauchen zu lassen.
    Die Dunkelheit senkte sich über Hanquon und unterbrach einmal mehr das Fest der Masken. Lange nach Mythor waren auch die anderen Landgängerinnen heimgekehrt, und der Sohn des Kometen hatte auf das Erscheinen der geflügelten Schlange gewartet. Aber irgendwie mußte sie es fertiggebracht haben, sich an seinem wachsamen Auge vorbeizuschleichen. Daß sie an Land geblieben war, war unwahrscheinlich, schließlich war sie weder besiegt noch niedergeschlagen worden, sondern war handlungsfähig geblieben. Es mußte immerhin so gewesen sein, daß der Schreck sie zur Flucht getrieben hatte. Ein Honga, der Betäubungsgift trank, ohne daß es auf ihn wirkte, war erschreckend.
    So erfreulich es für ihn auch war, wieder einmal davongekommen zu sein, so unerfreulich war es auch, daß ihre Feindinnen nun noch vorsichtiger sein würden. Sie lernten aus jedem Zwischenfall, und alles wurde für beide Seiten immer schwieriger. Insgeheim begann Mythor bereits das Gesetz zu

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