Mythor - 088 - Kampf um die Burg
Erfolg der Mut gesunken.
»Öffnet das alte Tor!« schrie Skasy. Sie stieg auf ein frisches Pferd, es war das fünfte dieses Tages.
Rasselnd bewegten sich die Ketten, ächzend stieg das Fallgitter in die Höhe.
»Bognerinnen her«, bestimmte Skasy. »Einen Hagel von Pfeilen will ich sehen. Ihr da oben, auf dem Wehrgang - trefft mit euren Speeren, oder ihr werdet es büßen.«
»Womit willst du uns schrecken, Skasy?« rief eine Frau von der Zinne herab.
»Es wird zwei Tage kein Bier für euch geben«, rief Skasy zurück. Gelächter antwortete ihr.
»Dann wehe den Horsiks«, klang es von oben.
Mit hartem Schlag berührte das jenseitige Ende der Fallbrücke den Boden.
Ein Bolzen kam herübergeflogen, abgeschossen von einer Riesenarmbrust, die der Gegner dort aufgebaut hatte. Nur eine Handspanne an Skasys Kopf vorbei, der sich nicht um die Breite eines Messerrückens bewegte, fegte das Geschoß und schlug hinter ihr in die Reihen der Verteidiger. Skasy wandte nicht den Kopf.
Ihre Lanze senkte sich, das Pferd setzte sich in Bewegung.
Der Sturmritt der Strategin begann.
10.
Schreien gellte zu Phyter empor. Es kam von dem furchtbaren Gefecht, das sich am Westtor entspann. Fürchterlich war das Ringen um den Sieg an dieser Stelle. Beide Gruppen wußten, daß dort der Kampf entschieden werden konnte - bessere Kämpferinnen als die, die dort mit Lanze und Schwert grimmig gegeneinander stritten, konnte keine der Sippen ins Treffen führen.
Und es sah danach aus, als seien es die Frauen von Horsik, die am Westtor der Burg Narein ihre hochfliegenden Siegeshoffnungen begraben mußten.
Nur an den Fackeln, die den Kampf erhellten, konnte Phyter abschätzen, was sich dort zutrug. Es sah ganz so aus, als würden die Horsik-Amazonen Schritt für Schritt zurückgedrängt.
Wie des Schnitters Sense war Skasy durch die Reihen der Horsikerinnen geprescht. Eine klaffende Lücke hatte sie geschaffen, und als ihr Pferd von einem Lanzenstoß gefällt wurde, hatte sie eine Amazone des Feindes mit einem furchtbaren Hieb vom Pferd gehauen und sich selbst in den Sattel gesetzt. Niemand hatte sie an dieser Tat hindern können, die die Belagerer erschreckte und den Verteidigern neuen Mut gab.
Phyter ahnte, daß er Zeuge war, wie die Horsiks geschlagen wurden. Er sah hinauf zum Himmel.
Bald würde der Mond…
Die Erde erbebte. Das Gestein ächzte, Mörtel bröckelte an den Wänden entlang. Aus der dunklen Tiefe unter dem Turm gellten Schreie des Entsetzens hoch.
Phyter fühlte den Turm in den Grundfesten wanken.
»Sie kommen!«
Das war Tertishs Stimme. Was sie sagte, ergab nur einen Sinn - die Riesinnen waren erwacht, standen auf zum Sturm auf die Burg. Von innen heraus griffen sie in den Kampf ein.
»Steinschleudern her!« rief Mythor. »Zerschmettert sie!«
Phyter sah am Turm hinab. Unten brannten kleinere Feuer in Körben aus Flechteisen. Die Kohlen dienten zum Entzünden von Brandpfeilen, sie wärmten die Kriegerinnen und gaben gerade genug Licht, um den Boden leidlich erkennen zu können.
Phyter sah, wie Tertish und Mythor über den Platz rannten, wie ein halbes Dutzend Kriegsmägde sich in Sicherheit brachten…
… und dann erschienen sie.
Im ersten Augenblick glaubte Phyter spüren zu können, wie sein Blut gefror.
Schrecklich waren sie anzusehen. Riesenhafte Gestalten, dürr und hager, aber sehr gut zu erkennen, denn sie schimmerten im Dunkel.
Phyter kannte das Leuchten vermoderten Holzes, er kannte winzige Flugtiere, die in Sommernächten glühend tanzten.
Es war das gleiche grünliche Leuchten, fahl und gespenstisch, das von den Leibern der Riesinnen ausging, und als eine den Körper wandte, hinaufsah zum Turm, erkannte Phyter etwas, das ihn in die Knie brechen ließ vor Entsetzen.
Nur die Beingerüste waren es, die dort zum Kampf antraten. Skelette bewegten sich auf dem Boden der Burg. Entfleischte Knochenhände schwangen die rostigen Schwerter, und sie schwangen sie mit der Kraft und der Wut von Riesinnen.
Ein Dutzend Kriegsmägde griff an und wurde in der Zeit eines Herzschlags auseinandergetrieben. Die Hälfte büßte den Angriff mit dem Leben, die anderen waren bis ins Mark erschreckt.
Es war Mythor - Phyter konnte das Schwert im Dunkel leuchten sehen - der zum Angriff antrat, sich unter einem Hieb wegduckte, der ihn in Leibesmitte zerspalten hätte, und im nächsten Augenblick einen Luftsprung machte, so daß auch der folgende tabigata-Streich sein Ziel verfehlte.
Alton zuckte durch das Dunkel, und
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