Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Titel: Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul

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gewonnen. Diese Zeit können wir für eine kurze Rast nutzen. Wir werden an dieser Insel ankern. Der Tag steht den Amazonen zur freien Verfügung. Die Insel heißt Jangan und hat einen reichen Tierbestand. Ihr könnt jagen, auf Männersuche gehen oder einfach faulenzen, ganz wie es euch beliebt.
    »Ist das wirklich nötig?« fragte Lexa. »Wenn die Kriegerinnen soviel Freiheiten genießen, fürchte ich um einen weiteren Verfall der guten Sitten.«
    Lexa brachte ihre Bedenken jedoch zu spät vor, denn Burra hatte den Amazonen bereits Luscumas Beschluß verkündet, und diese quittierten ihn mit Jubelrufen.
    Als die Luscuma tief genug war, wurde der Anker geworfen. Die Amazonen warfen die Taue, glitten daran hinunter und zurrten sie fest. Bald darauf war das Deck der Luscuma wie leergefegt. Selbst Lexa und ihre Amazonen hatten die Gelegenheit zu einem Landausflug genutzt, allerdings, wie Lexa es ausdrückte, um »ein waches Auge auf die Schwertweiber« zu haben.
    Scida glaubte die letzte an Bord zu sein, als sie vom Heck ein Geräusch hörte. Sie ging ihm nach und entdeckte Gerrek, der sich dort in der Herbstsonne räkelte.
    »Du gehst nicht von Bord?« fragte sie ihn.
    »Fällt mir im Traum nicht ein«, erwiderte er.
    »Möchtest du nicht wieder einmal festen Boden unter den Füßen haben?«
    »Ich denke nicht daran, mich den Amazonen als Opfer für ihre derben Spiele anzubieten. Sie würden mich doch nur als Köder für den Raubtierfang benutzen. Da bleibe ich lieber auf der Luscuma. «
    »Wie du meinst«, sagte Scida. »Aber wenn du schon bleibst, dann behalte wenigstens die Hermexe im Auge und gib ein Zeichen, wenn du eine Veränderung feststellst.«
    Gerrek gab ein mißmutiges Knurren von sich.
    »Laß den faulen Beuteldrachen«, erklang da Lankohrs Stimme aus der Takelage über Scida. Als sie hochblickte, sah sie ihn mit Heeva an den Wanten sitzen - Nase an Nase. »Die Bewachung der Hermexe übernehmen schon wir.«
    Scida schluckte die Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, herunter und kletterte über die Strickleiter an Land.
    Sie hatte nicht vor, sich an der Jagd zu beteiligen. Sie wollte nur mit ihren Gedanken allein sein. Die Insel Jangan hatte einen schönen Sand-Strand, hinter dem ein breiter Steppengürtel kam. Erst dahinter fanden sich dichte Wälder. Es hieß, daß es dort Männer gab, die aus den Bergwerken auf der gegenüberliegenden Seite der Insel geflohen waren.
    Seit dem Abflug der Luscuma haderte Scida immer wieder mit sich, daß sie die Gelegenheit nicht wahrgenommen hatte, in ihre Heimat Walangei zurückzukehren. Sie hatte ihr Lebensziel, sich an ihrer Todfeindin Lacthy zu rächen, erreicht. Jetzt hätte sie sich einen geruhsamen Lebensabend verdient.
    Freilich, es wäre eine Aufgabe gewesen, ihrem Beutesohn Mythor einiges aus ihrer Erfahrung mit auf den weiteren Lebensweg zu geben. Doch durfte sie hoffen, ihn je wiederzusehen?
    Er war mit Fronja und Dämonen ohne Zahl in die Hermexe eingeschlossen, die der Schattenzone übergeben werden sollte. Es wäre eine Möglichkeit, der Hermexe in den Mahlstrom der Finsterwelt zu folgen… dies zog sie ernsthaft in Betracht.
    »Scida von Walangei, Amazone der Zeboa?«
    Scida schreckte hoch, als sie plötzlich angesprochen wurde.
    Vor ihr standen drei Amazonen. Ihre Helme zierten Kristalle, was sie als der Zaubermutter Zytha zugehörig auswies. Die Sprecherin trug sogar einen Blutkristall am Helm.
    Scida spannte sich an.
    »Ich heiße Mirrel und war eine gute Freundin Lacthys«, sagte die Amazone mit dem Blutkristall. »Entschuldige, wenn wir deinen Müßiggang stören, aber es wird gesagt, daß du Auskunft über die Art des Todes geben könntest, den Lacthy starb.«
    »Das kann ich, in der Tat«, sagte Scida würdevoll. »Sie starb durch meine Hand, in einem ehrenvollen Zweikampf.«
    »Dann stimmt es«, sagte Mirrel. »Und vielleicht mag es auch wahr sein, was man hinter vorgehaltener Hand munkelt, nämlich, daß es nicht ganz so ehrenhaft zuging, wie du behauptest, und daß dir ein Krerell-Weib beigestanden hat.«
    »Wer ein loses Maul hat, der sagt gar vieles unbedacht«, erwiderte Scida. »In einem solchen Fall ist es besser, gar nicht erst hinzuhören - so wie ich es tue. Aus dem Weg!«
    Sie schritt entschlossen auf die drei Amazonen zu, und sie machten ihr Platz. Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, ging Scida an ihnen vorbei und kehrte zum Landeplatz der Luscuma zurück. Aber sie wußte, daß sie von Mirrel noch hören würde.
    Und nun