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Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Titel: Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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Verwesungsgeruch auf sie übertrugen.
    Zuerst hatte sich Mythors Körper geweigert, diese Nahrung anzunehmen. Schon nach dem ersten Bissen von verseuchtem Brot oder Fleisch hatte sein Magen rebelliert, und er mußte sich übergeben. Aber der nagende Hunger trieb ihn immer wieder zurück, und schließlich gewöhnte er sich auch allmählich an den Gestank. Er aß jedoch nie mehr, als unbedingt nötig war, gab sich mit einem oder zwei Schlucken Wasser zufrieden.
    Die Dämonen setzten ihr Zerstörungswerk innerhalb der Hermexe unermüdlich fort, offenbar in der Hoffnung, hinter einer der Mauern doch einen Fluchtweg zu finden. Doch die hätten alle Mauern und Gebäude abtragen können, ohne einen Ausgang zu finden, denn dieser war mit den Hexensiegeln verschlossen.
    »Mythor!«
    Er wirbelte wütend herum und sah einen der Vermummten vor sich - keine Schwertlänge entfernt - in einem Torbogen stehen. Dahinter erstreckte sich eine golden leuchtende Treppe, die Mythor noch nie gesehen hatte.
    »Du wirst mich nicht mehr narren, Dämon!« schrie Mythor und zog Alton. In diesem Augenblick vergaß er all seine Kampferfahrung und die einfachsten Grundregeln des Schwertkampfes, die ihn die Amazone Scida auf Gondaha gelehrt hatte - er stürmte kopflos nach vorne. Der Dämon wich ihm aus, und Mythor stieß ins Leere. Er hörte noch höhnisches Gelächter hinter sich verhallen, dann war er von Stille umgeben.
    Mythor stand auf der Goldenen Treppe.
    Augenblicklich war der Dämon vergessen, der Ärger darüber, daß er sich hatte narren lassen, verflogen.
    Die Treppe führte steil und scheinbar endlos nach oben. Es gab keine Decke und keine Wände, nur die leuchtenden Stufen.
    Wohin führte diese Treppe?
    In plötzlich aufkeimender Hoffnung legte Mythor die Hände zu einem Trichter an den Mund und rief:
    »Fronja!«
    Sein Ruf verhallte, die Stille kehrte zurück. Um ihn war nichts Faßbares. Er sah keine Mauer, keine Säulen, keine tragenden Pfeiler oder Balken. Es gab nur ihn und die Treppe.
    Entschlossen stieg er sie hinauf. Er begann den Anstieg frohen Mutes, bestärkt von dem sicheren Gefühl, daß ihn die Treppe an das gesuchte Ziel führen würde. Er hatte überall in der Hermexe nach der Tochter des Kometen gesucht, ohne ein Lebenszeichen von ihr gefunden zu haben. Nur auf dieser Goldenen Treppe war er noch nicht gewesen.
    Irgendwann während des Aufstiegs wurde er sich bewußt, daß er das Schwert immer noch in der Hand hielt. Er steckte es in die Scheide zurück. Dabei bemerkte er, daß er nur noch zwei der Haryien-Federn besaß, die ihm Lylsae in der Arena von Spayol zum Andenken an sie und zum Zeichen ihrer Freundschaft geschenkt hatte. Er versuchte sich zu erinnern, wann er sie verloren haben mochte, und kam zu dem Schluß, daß es nur geschehen sein konnte, als er ungestüm auf den Dämon losgestürzt war. Zuvor hatte er noch alle drei Federn besessen, das wußte er ganz genau.
    Auf einmal wurde er sich auch wieder des höhnischen Dämonengelächters bewußt, das ihn begleitete, als er auf die Goldene Treppe vordrang. Hatte ihn der Dämon in eine Falle gelockt?
    Mythor wurde mißtrauisch und setzte den Aufstieg vorsichtiger fort. Aber es gab keine Anzeichen für irgendeine Bedrohung. Kam die Gefahr von der Treppe selbst?
    Er blickte hoch. Stufe reihte sich an Stufe, endlos. Wie lange war er schon unterwegs, ohne an ein Ende gekommen zu sein? Die Treppe führte durch das Nichts. Links und rechts gab es keine Mauern, keine Pforten…
    Die Erinnerung an eine andere Treppe überkam ihn siedend heiß. Die endlose Treppe innerhalb der Lichtinsel! Er wäre auf ihr bis in alle Ewigkeit ein Gefangener gewesen, hätte ihn nicht eine Fronja-Maid gerettet.
    Narr! schalt er sich. Wie hatte er ein zweites Mal auf solchen Trug hereinfallen können! Es gab zu dieser Treppe nur Zugänge, denn man sah die Ausgänge nicht. Und die Treppe führte scheinbar immer aufwärts, in Wirklichkeit aber im Kreis. Wie oft war er schon an seinem Ausgangspunkt vorbeigekommen? Wahrscheinlich beobachteten ihn die Dämonen von dort und warteten nur darauf, daß er vor Erschöpfung zusammenbrach. Dann würden sie ihn holen und in ihren Unterschlupf bringen…
    Er wollte nicht daran denken. Er war so und so verloren. Von selbst würde er nie den Ausgang finden, er konnte nur auf Hilfe von außerhalb dieser endlosen Treppe rechnen. Aber außer den Dämonen war niemand da.
    »Fronja!«
    Vielleicht hörte sie ihn sogar. Aber wie sollte sie helfen, wo sie seiner

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