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Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Titel: Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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Hilfe ganz gewiß noch mehr bedurfte als er der ihren.
    Erschöpft ließ er sich auf eine Stufe sinken, erhob sich aber sofort wieder, als er spürte, wie die Müdigkeit seine Beine lähmte. Er mußte weitergehen, die Treppe immer höher steigen. Vielleicht täuschte er sich, und die Treppe führte doch an ein Ziel. Aber das war Selbstbetrug. Dennoch durfte er nicht aufgeben.
    Seine Bewegungen wurden immer langsamer. Er konnte kaum mehr die Beine heben. Er starrte immer wieder auf den rechten Rand der Treppe, in der Hoffnung, irgendeinen Hinweis auf einen Ausgang zu sehen. Bald begann es ihm vor den Augen zu flimmern.
    Er hatte Visionen von lauernden Dämonen und mußte an sich halten, um diese Trugbilder nicht mit dem Schwert zu bekämpfen. Aus dem Nichts tauchte Fronjas liebliches Gesicht auf, er hätte es zärtlich streicheln mögen.
    Und er sah die verlorene Haryien-Feder.
    Er blieb wie angewurzelt stehen, zwinkerte. Die Erscheinung blieb. Er bückte sich unter großen Mühen und griff nach der Vision, und es erschien ihm als Gipfelpunkt aller Blendung, daß er die Feder zwischen den Fingern sogar fühlen konnte.
    Doch dann begriff er die Wahrheit, wie unvorstellbar sie ihm auch schien. Und - Blendung oder nicht - er sah keinen Ausweg mehr als den, als sich an der Stelle, an der er die Feder gefunden hatte, in das Nichts fallen zu lassen.
    Er tat es - und er fiel auf festen Boden. Er fand sich in jenem Gang wieder, in dem ihn der Dämon auf die Goldene Treppe gelockt hatte. Die Freude über diese wundersame Fügung wich namenloser Wut, als er plötzlich mit einem Körper zusammenstieß. Er bekam den Dämon zu fassen, der hier gelauert hatte, um sich an seiner Irrwanderung zu ergötzen, und er war entschlossen, furchtbare Rache an ihm zu nehmen.
    Das Wesen in seinem Griff kreischte furchtbar auf, als Mythor Alton zum Schlag hob. Er war in diesem Moment wie von Sinnen, aber er hörte doch, was das Wesen sagte:
    »Nicht… Freund… Haryien-Feder… gerettet…«
    Es sprach ein Gemisch aus Gorgan und Vanga mit einigen Brocken einer unbekannten Sprache, die Mythor nicht verstand. Aber das brachte ihn zur Besinnung, und er wurde sich schlagartig bewußt, daß diesem Wesen nicht der Gestank der Dämonen anhaftete.
    Er besah es sich genauer und stellte fest, daß es eine Mischung aus Troll und Aase war, aber eine graue Haut hatte und größer als ein Troll war. Den Körper, die Arme und die Beine hatte das Wesen mit schmutzig wirkenden Verbänden umwickelt.
    »Wer bist du?« fragte Mythor.
    »Ah, du sprichst Gorgan«, sagte das Wesen mürrisch. »Das macht die Sache leichter. Ich bin Robbin, der Pfader. Folge mir in die Asylnische. Dort kannst du dich ausruhen.«
    Mythor war viel zu müde, um Mißtrauen empfinden zu können. Er vertraute sich diesem seltsamen Wesen an, das eine graue Haut hatte, einen kahlen Schädel und große Spitzohren, sowie große, rote Augen ohne Lider und das keine herkömmliche Kleidung trug, sondern seinen Körper in schmale Stoffstreifen wickelte - und das Gorgan fließend sprach, aber auch Vanga zu beherrschen schien…
    All diese Eindrücke nahm Mythor mit in den Schlaf der Erschöpfung, der ihn irgendwann übermannte.

4.
    Der 3. Tag
    Ich bin das Einhorn. Ich bin das Schiff. Ich biete euch Kurzweil. Als die Amazonen nach dem Weckruf der Steuerhexe an Deck kamen, staunten sie nicht schlecht, als sie sahen, wie die Luscuma in geringer Höhe auf eine Insel zuhielt.
    Luscuma rief Burra und Lexa zum Bugeinhorn. Sie konnte entweder zu allen Amazonen gleichzeitig sprechen, sich aber auch mit beliebiger Zahl von Personen ihrer Wahl unterhalten. Ebenso vermochte sie es auch, den Gedanken dieser und jener zu lauschen, oder einfach wegzuhören. So wußte man nie recht, wie man mit der Steuerhexe dran war.
    Burra war jedoch nach der Wahnsinnsfahrt des Vortags überzeugt, daß die Steuerhexe seit ihren Abenteuern in der Schattenzone einen verwirrten Geist hatte.
    »Du hast uns rufen lassen, Luscuma?« sagte Burra, als sie das Bugkastell erreichte. »Welche Überraschung hast du diesmal für uns bereit?«
    Kennt ihr den Fahrplan?
    Da Burra es nicht der Mühe wert fand, darauf zu antworten, ergriff Lexa die Gelegenheit, es zu tun.
    »Jawohl«, sagte sie. »Am siebten Tag sollen wir in die Dämmerzone einfliegen, und am zehnten Tag der Reise müssen wir in die Schattenzone vordringen.«
    Richtig, bestätigte die Steuerhexe auf ihre lautlose Art. Durch die rasche Fahrt am Vortag haben wir einen ganzen Tag

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