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Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen

Titel: Mythor - 100 - Die Tochter des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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Mythor wieder auf die Beine kam, war vor ihm ein wogender Schatten.
    »Mythor!«
    Der Dhuannin-Deddeth!
    »Weiter, Mythor, weiter!« rief Robbin. »Der Deddeth ist nur Rauch und Geist, ohne magische Kraft. Er kann dir nichts anhaben.«
    »Mythor!«
    Sein Name gellte nun von allen Seiten. Die verhüllten Gestalten ließen von ihrem Zerstörungswerk ab und eilten auf ihn zu.
    Mythor schlug sich mit Alton einen Weg durch die schwarz wallenden Nebel des Schattenwesens, und die Schwaden wirbelten davon. Die Schwärze wich ihm aus, eilte ihm an den Flanken voran und versuchte neuerlich, ihn zu umschließen.
    »Mythor!« Zornig, fordernd hallte der Ruf durch die Hermexe.
    »Mythor!« Befehlend, winselnd, gebieterisch.
    Er aber durchschlug das wirbelnde Netz aus Schwärze mit dem Schwert und stieß zu Robbin vor, der ihn am Zugang der Asylnische erwartete. Als sie durch den Torbogen traten, klang das Heulen und Tosen ab.
    Kaum hatte Mythor seinen Fuß in das Gewölbe gesetzt, da sah er eine Gestalt in einem weißen, bodenlangen Kleid, wie er es von den Jungfrauen des Hexensterns her kannte, im hintersten Winkel verschwinden und sich unter einem Berg von Decken und Kissen verkriechen.
    »Fronja«, entfuhr es ihm. Er festigte seine Stimme und fragte: »Bist du es? Bist du die Tochter des Kometen?«
    Er bildete sich ein, eine gedämpfte Stimme antworten zu hören. Doch sie war zu undeutlich, als daß er das Gesagte hätte verstehen können.
    »Fronja, hab’ keine Angst«, sagte er mit rauher Stimme. Konnte es wahr sein, daß er sie endlich gefunden hatte?
    »Fronja…«
    »Geh! Geh!« kam es verzweifelt aus dem hintersten Winkel des Gewölbes. Die Kissen bewegten sich, und ein blonder Schopf erschien.
    Mythor blickte hilfesuchend zu Robbin. Doch der Pfader war in die Rolle des Unbeteiligten geschlüpft. Er stand mit dem Gesicht zur Wand.
    »Fronja, ich bin es - Mythor«, fuhr der Sohn des Kometen fort. »Ich suche nach dir, seit ich dein Bildnis gesehen habe, das Ambe, deine Freundin, nach Gorgan schickte. Wie lange ist das her! Und nun bin ich am Ziel - und du verstößt mich. Warum?«
    »Geh!« kam es flehend hinter den Kissen hervor. Wieder tauchte der blonde Haarschopf auf, langes goldgelbes Haar, das weich und sanft über schmale, zuckende Schultern fiel, die von trockenem Schluchzen geschüttelt wurden. Mythor verkrampfte es das Herz.
    »Bist du Fronja?« fragte Mythor.
    »Ja!« Es war ein verzweifelter Aufschrei. »Aber laß mich, ich flehe dich an. Ich kann dir nicht unter die Augen treten.«
    »Ich bin dir verpflichtet, Fronja«, sprach Mythor, und bei jedem Wort rückte er einen kleinen Schritt näher. »Ich stehe in deiner Schuld. Du magst mich als Sohn des Kometen verschmähen, du magst meiner als Tochter des Kometen nicht bedürfen. Doch zählt das nicht. Ambe ist eine Schwärmerin, ich weiß, sie ist übers Ziel hinausgeschossen, als sie dein magisches Bildnis nach Gorgan schickte, um mich damit zu fesseln. Aber allein deswegen bin ich nicht da. Dieses magische Bildnis ist schuld daran, daß der Deddeth dich bedroht. Denn einst bedrängte er mich, doch als ich ihn in die Enge trieb, da flüchtete er sich in dein Bildnis, das ich über dem Herzen trug. Ich trage die Schuld für das, was mit dir geschehen ist.«
    Er hatte sie erreicht und räumte die Kissen beiseite, in die sie sich vergraben hatte. Er sah ihren gekrümmten, schmalen Rücken vor sich und war ängstlich bemüht, sie nicht zu berühren.
    »Fronja, du hast ein Recht, mir zu zürnen«, sagte er sanft. »Aber gib mir Gelegenheit, wiedergutzumachen, was ich an dir verbrochen habe.«
    Sie schüttelte den Kopf, daß ihr seidig-goldenes Haar wehte.
    »Wie könnte ich dir zürnen, aber… Geh! Bitte!«
    Ihr Körper wurde wie von Krämpfen geschüttelt. Er wagte es, sie zu berühren, legte ihr von hinten die Hände auf die Schultern und versuchte, sie zu sich herumzudrehen. Sie sträubte sich, aber schließlich gab sie seinem beharrlichen Drängen nach.
    Sie trug einen Schleier, der von einem Stirnband fiel und ihr Gesicht bedeckte. Sie schien nun gefaßt zu sein.
    »Ich wollte nicht, daß du mich so siehst«, sagte sie mit belegter Stimme. »Aber deiner Beharrlichkeit kann ich nicht entrinnen. Also sei es. Es liegt an dir, meinen Schleier zu heben oder nicht.«
    Ihm fehlte das Verständnis für den Sinn ihrer Worte. War sie ihm nun geneigt oder nicht? Er wußte in diesem Augenblick, daß er viel mehr für sie empfand, als er bis zu diesem Augenblick geahnt

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