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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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Ballen feinen Tuches verkauft – in Wirklichkeit war nur die Umhüllung von feinster Herkunft. Innendrin fand der Übertölpelte zu Hause dann schäbiges, zerfressenes Leinen. Immer wieder versuchte Hurla diesen schäbigen Trick, aber nur selten hatte er Erfolg damit – er war für seine Unehrlichkeit im Handeln bekannt.
    Daß der Fremde – groß und hager war er gewesen, mit dunkelblauen Augen – sich so leicht hatte einleimen lassen, hatte Hurla besonders gefreut. Es kam jetzt nur noch darauf an, irgendein Spielchen in Gang zu bringen, bei dem er einem anderen die ehrenvolle Aufgabe zuschanzen konnte, seinen Kerbstab zu bezahlen. Gelang ihm dies, dann hatte Hurla für die nächsten Monate wahrhaftig ausgesorgt.
    Hurla sah sich gerade nach einem Lamm um, das zu scheren sich lohnen konnte, als die Tür aufgerissen wurde.
    »Zumachen!« schrien die Gäste neben der hölzernen Tür. Regen sprühte in den Gastraum.
    Hurla, der gerade den Humpen an die Lippen führen wollte, erstarrte in der Bewegung.
    Der Fremde, und er trug den vermaledeiten Tuchballen unter dem Arm. Sein Gesicht war ausdruckslos.
    Garger sah den Fremden und stapfte auf ihn zu. Der Wirt war ein förmliches Gebirge von einem Mann, aber der Hagere ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen.
    »Ich suche einen Tuchhändler namens Hurla, man sagte mir, er wäre hier zu finden!«
    Garger brauchte nur den Kopf zu wenden, um Hurla ansehen zu können. Der Tuchhändler grinste unverschämt. Seine Rechte, die das Bier hielt, zitterte kein bißchen. Gemächlich setzte Hurla den Humpen ab.
    »Du suchst mich?« fragte er beiläufig.
    »In der Tat«, sagte der Fremde. Er kam näher, legte den Ballen Tuch vor Hurla auf den Tisch. Die Fraßstellen der Motten waren sehr gut zu sehen.
    »Tststs«, machte Hurla. »Du hättest das feine Tuch besser aufheben sollen.«
    Die anderen Gäste wichen langsam zurück. Sie ahnten, was jetzt kommen würde.
    Hurla würde den Fremden herausfordern, ihn immer wütender machen – bis ein Zweikampf unvermeidlich war.
    Dann hatte der Fremde die Wahl – zu kneifen, oder sich auf ein Messergefecht mit Hurla einzulassen, und das wäre der sichere Tod für fast jeden Herausforderer gewesen. Nicht einmal Garger, so hieß es allgemein, hätte da noch eine Chance gehabt.
    »Du hast dich getäuscht«, sagte der Fremde.
    »Mich?«
    »Ich kann unmöglich glauben, daß du versucht haben solltest, mich hereinlegen zu wollen«, sagte der Fremde sanft.
    Diese Stimme hätte Hurla warnen sollen. Sie verriet Freundlichkeit, aber auch die feste Sicherheit, den eigenen Willen durchsetzen zu können. Vielleicht lag es daran, daß Hurla noch nie eine solche Stimme gehört hatte; er tappte jedenfalls in eine offene Falle.
    »Das habe ich auch nicht«, sagte Hurla. »Du hast bezahlt, dies ist die Ware. Nimm sie und geh deines Weges.«
    »Ich habe Tuch gekauft, keine Lumpen«, versetzte der Fremde. Noch immer war er die Freundlichkeit selbst. Garger hatte sich im Hintergrund aufgebaut, aber er griff nicht ein.
    »Was habe ich damit zu tun, wenn du dein Tuch nicht sorgfältig verwahrst«, sagte Hurla geringschätzig.
    Jetzt mußte der Satz kommen, den Hurla für sein Spiel brauchte.
    Der Händler konnte ein Triumphgefühl kaum unterdrücken, als der Fremde ihm den Gefallen tat.
    »Diese Löcher sind nicht durch schlechtes Verfahren des Tuches entstanden. Sie waren bereits darin, als ich es kaufte.«
    »Willst du damit sagen, daß ich dich betrogen hätte?«
    »Das will ich nicht«, sagte der Fremde. Aha, dachte Hurla, gewonnen. Jetzt wird er kleinlaut.
    Hurla blickte in kalte blaue Augen, die ihn fest ansahen, während die freundliche Stimme sagte:
    »Du hast mich nicht betrogen, denn du wirst dieses Tuch zurücknehmen. Du wirst mir mein Geld zurückgeben, und du wirst selbstverständlich dafür sorgen, daß ich den weiten Weg nicht umsonst gemacht habe.«
    Noch einmal wurde Hurla gewarnt. Die Ruhe, mit der der Fremde ihm einen erträglichen Schleichweg aus der Konfrontation zeigte, hätte den Händler beeindrucken sollen.
    Doch Hurla war zu sehr in sein eigenes Spiel verstrickt, als daß er hätte aussteigen können.
    »Nichts wirst du bekommen«, fauchte er. »Du hast bezahlt, nun geh – oder kämpfe!«
    Der Fremde stand ruhig vor Hurla. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel.
    »Du willst mir den Preis nicht zurückerstatten?«
    »Ich denke nicht daran.«
    »Dann bist du allerdings ein Betrüger, Schwindler und Halunke, der schwere Strafe

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