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Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Mythor - 104 - Inscribe die Löwin

Titel: Mythor - 104 - Inscribe die Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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verdient.«
    Auch das kam so ruhig, daß Hurla sich diese unerhörte Beschimpfung zunächst ohne Reaktion anhörte. Blut schoß ihm ins Gesicht.
    »Was wagst du?«
    »Nichts!«
    Hurlas Hand fuhr in die Hose, kam mit dem Messer zurück.
    Die Klinge klappte auf, funkelte im Licht der Ampeln. Aus der Menge kam ein Ächzen. Garger legte seine schwere Hand auf die Schulter des Fremden.
    »Reize ihn nicht weiter«, sagte der Wirt. Er bedachte Hurla mit einem verächtlichen Blick. »Er wird dich sonst töten.«
    »Das wird er nicht«, sagte der Fremde.
    Hurla kniff die Augen zusammen. Er ließ die Klinge kurz nach vorne schnellen.
    Der Fremde reagierte nicht einmal.
    »Tritt zurück, Wirt«, sagte der Fremde. »Dieser Betrüger will mit mir kämpfen.«
    »Er wird dich abstechen«, sagte einer aus der Menge, der solche Szenen bereits kannte.
    Der Fremde lächelte nur.
    Mit nichts hätte er Hurla mehr reizen können als mit diesem Lächeln. Besinnungslos vor Wut sprang Hurla vor, die Klinge zuckte im Licht nach vorn.
    Es gab einen harten Schlag, dann spürte Hurla, wie es knackte.
    Die zersprungene Klinge lag auf dem Boden, Hurlas rechter Arm schwoll an, er war gebrochen.
    Hurla riß die Augen auf, griff mit der Linken nach dem gebrochenen rechten Arm.
    Der Fremde rührte sich nicht. Er hatte die Augen geöffnet, aber das Lid bewegte sich nicht.
    »Bei der Schwärze des Bösen«, stieß Garger hervor. »Was hast du getan, Hurla?«
    »Ich? Nichts!« keifte Hurla, der von immer stärkerem Entsetzen gepackt wurde. »Sieh dir den Kerl an – er bewegt sich gar nicht mehr.«
    »Wie versteinert!« rief einer, Angst in der brüchigen Stimme.
    Indiesem Augenblick bewegte sich der Fremde wieder.
    Er lächelte.
    »Es ist wohl an mir, den Stoß mit dem Messer nun zu beantworten.« sagte er ruhig. Er griff in den Gürtel.
    Hurla begriff, daß er sich nun nicht länger wehren könnte. Seine Waffe war zerstört, sein Waffenarm gebrochen – und Freunde, die für ihn eingesprungen wären, hatte Hurla seines habgierigen Charakters wegen noch nie gehabt.
    Hurla sah dem Tod in die kalten Augen, und er begann am ganzen Leib zu beben.
    »Nimm dir, was dir gehört«, stammelte er. Unablässig starrte er auf die Klinge in der Hand des Fremden. Sie bewegte sich sacht, als wollte sie den Händler mit ihrem steten Gleißen einschläfern. Immer stärker wurde Hurlas Blick von dem Stahl der Klinge angezogen, der Schein zog ihn immer tiefer in seinen Bann.
    Seine Kiefer zitterten, die Beine gaben nach.
    »Geh!« sagte der Fremde. »Aber vorher entschädige mich!«
    Hurla nestelte aus dem Halsausschnitt den Beutel hervor. Er enthielt nicht nur das Geld des Fremden. In dem buntbestickten Lederbeutel – das Mädchen, das ihn aus Liebe bestickt hatte, war von Hurla als Sklavin verkauft worden – klimperten auch die Erträge der letzten Tage, es war Hurlas gesamte Habe, aber er gab sie gerne, wenn er damit nur aus der Reichweite dieses unerschütterlichen Fremden kam.
    »Nimm!« stieß Hurla hervor. Er schob sich an der Wand entlang, immer nur fort von dem Mann, an dessen Leib Hurlas gutes Messer gebrochen war. Endlich spürte Hurla das harte Holz der Tür in seinem Rücken, die metallenen Beschläge. Er tastete hinter sich, fand den Riegel, I und einen Herzschlag später stand der Händler draußen im Regen. Sein Arm schmerzte höllisch, er, war mittellos, und binnen weniger Augenblicke war er bis auf die Haut durchnäßt – aber der Händler jammerte nicht.
    Er war dem sicheren Tod knapp entronnen – und er wußte, daß er selbst dieses Ende heraufbeschworen hatte.
    Der Händler sann darüber nach; ob es nicht andere, weniger gefahrvolle Mittel gäbe, das Leben zu fristen; man mußte ja nicht notwendigerweise betrügen…
    Hurla blieb neben der Herberge stehen. Er versuchte durch das geölte Papier in den Wirtsraum zu schauen, sah aber dort nur schemenhafte Konturen.
    Hurla überlegte noch ein paar Sekunden lang, ob er in der Nähe bleiben sollte. Gerne hätte er mehr gewußt über diesen geheimnisvollen Fremden.
    Dann aber sagte er sich, daß er für heute genug von diesem Unheimlichen gelernt hatte. Man sollte solchen Unterricht nicht übertreiben.
    Diese Lektion jedenfalls wollte Hurla sich merken. Er wußte: hätte der Fremde ihn wirklich töten wollen, niemand hätte ihn daran hindern können. Mehr noch: niemand hätte es auch nur versucht.
    Wenn er sich auf Freunde nicht verlassen konnte, wollte er sich wenigstens seiner schnellen Klinge sicher

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