Mythor - 109 - Der Götterbote
schwer, und mit den Scheußlichkeiten verziert, die Moogeth offenbar liebte.
»Schafft einen von den Teppichen her, am besten sogar zwei oder drei!« befahl er.
Lange Minuten vergingen, bis drei Amazonen keuchend den ersten der gewichtigen Teppiche herangeschleppt brachten.
»Wir rollen ihn aus, werfen ihn über die Flammen und ersticken so daß Feuer.«
»Hoffentlich geht das gut«, murmelte Gerrek.
Der Versuch gelang, aber nur zur Hälfte. Das Feuer wurde von dem Teppich bedeckt, brannte darunter aber weiter und würde nicht lange brauchen, um das dicke Material durchzusengen und dann in alter Stärke zu lodern.
»Nehmt euch die anderen Teppiche«, bestimmte Mythor. »Der Rest folgt mir!«
Er raffte an ’Material zusammen, was sich nur finden ließ. Es gab viel Holz in diesem Raum, überall lagen Steine herum.
»Helft mir, diese Löcher zu verstopfen!« rief Mythor und deutete auf die Öffnungen, durch die die Lohe nach draußen geleitet wurde. Einige waren groß genug, auch einen recht stämmigen Menschen durchzulassen.
Die Gruppe arbeitete wie besessen. Während Scida und Tertish den Rücken sicherten, indem sie die nachdrängenden Wachen zurückschlugen, verstopften die anderen die Abzüge, während eine Dreiergruppe unter Siebentags Leitung dafür sorgte, daß das Feuer nicht zu voller Größe kam.
»Beeilt euch!« rief Siebentag. »Der zweite Teppich ist schon durchgeschmort, und der dritte wird nicht lange halten.«
Inzwischen waren alle Schlupflöcher außer einem verstopft. Mythor deutete auf die Öffnung.
»Robbin, du zuerst. Erkunde den Weg und führe die anderen. Dann Gerrek, Fronja – einer nach dem anderen.«
»Das ist Wahnsinn!« begehrte Gerrek auf, aber ein zorniger Blick Mythors ließ ihn verstummen.
Einer nach dem anderen stieg in die enge Öffnung und schob sich in dem Stollen vorwärts.
»Siebentag, hilf mir!«
Siebentag nickte und faßte mit an. Scida und Tertish kletterten gerade als letztes in das Loch. Auf der Schwelle des Raumes erschienen nun die ersten Wachen, noch eingeschüchtert von den Kämpfen und daher zögernd.
»Zieh!«
Mit vereinten Kräften zerrten Mythor und Siebentag an dem letzten Teppich. Er glitt ein Stück zur Seite, und dort, wo er vom Magiealtar herabglitt, schossen sofort wieder lodernde Flammen empor – genau den schreiend davonstürmenden Wachen nach.
»Jetzt sind wir an der Reihe«, rief Mythor. Er half Siebentag in das Schlupfloch, dann kletterte er selbst hinein. Er hatte bestimmt, daß ein Teil des Dämmaterials im Stollen gelagert werden sollte. Hastig versuchte Mythor, damit auch diesen Weg für das magische Feuer zu versperren.
Das Vorhaben gelang nur unvollkommen. Zwar leckten keine Flammen in den Stollen, aber die Hitze wurde immer stärker und schnürte die Luft ab. So rasch es ging krochen Mythor und Siebentag den anderen nach.
Es war dunkel, stickig und sehr heiß. Zudem ging das Zeitgefühl verloren und der Orientierungssinn. Bald wußten die Flüchtigen nicht mehr, wo sie sich befanden, oder wieviel Zeit inzwischen verstrichen war.
Mythor wußte, daß hinter ihm, dem Schlußlicht der Gruppe, das magische Feuer brannte. Er hoffte, daß es sich nach dem Verstopfen der Abzüge einen anderen Weg wählen würde, aber er konnte nicht sicher sein. In jedem Augenblick konnte es geschehen, daß Moogeth die verstopften Abzüge freiräumte, und dann bemaß sich Mythors Lebensspanne nur noch nach ein paar Herzschlägen.
Weiter, immer vorwärts, keine Zeit zur Ruhe oder Rast. Mythor schrammte sich die Knöchel auf, er brach sich fast die Hand, als er beim Klettern plötzlich Alton zwischen die Hände bekam. Siebentag trat ihm einmal ins Gesicht, und der Schweiß, der allen über den Körper lief, brannte in den Augen und in den zahlreichen kleinen Schürfwunden, die bei dieser Krabbelei unvermeidlich waren.
Niemand wußte, was draußen wartete, aber alle wußten den Tod in ihrem Nacken. Mythor konnte nur hoffen, daß Robbin mit seinem Pfaderinstinkt auch in dieser Lage den richtigen Weg fand.
Er wußte, daß er sich in Robbin nicht getäuscht hatte, als er den ersten kühlen Luftzug auf dem Gesicht spürte und aus der Ferne einen Jubelruf hörte.
Der Ausgang war gefunden – und wenn Mythor sich richtig entschieden hatte, dann mündete der Stollen im Freien, außerhalb der Feuerburg.
Wenig später stand er im Freien, knapp eine Steinwurfweite von der Burgmauer entfernt.
Die flüchtigen lagen sich in den Armen und freuten sich über ihre
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