Na endlich Liebling
nicht in meiner eigenen
Spülküche schlafen, wenn ich Lust dazu habe? Ich kann auch ohne deine Erlaubnis
überall in unserem Haus schlafen, wie es mir paßt.«
Plötzlich kam Justin die Komik
der Situation zu Bewußtsein , und zwar wie gewöhnlich
im falschen Augenblick. Er lachte, legte die Hand besänftigend auf den
vorwärtsdrängenden Flick und sagte: »Das ist doch lächerlich! Wir wollen doch
aus einer Mücke keinen Elefanten machen!«
»Lächerlich? Nennen Sie das
lächerlich, wenn ihr hier die Nacht Wange an Wange verbringt?« schnaubte der
junge Mann in der Tür.
»Na, na! So war’s ja gar nicht!
Eher könnte man sagen: Knie an Knie! Das kommt davon, weil es hier so eng ist.
Es ist wirklich kein Grund zur Aufregung, Kennedy. Alf kam betrunken heim und
war völlig außer Rand und Band. Als Sally mir das am Telefon sagte, fuhr ich
natürlich hierher.«
»Natürlich!« sagte Clive
eiskalt und sehr höflich. »Sally, darf ich vielleicht fragen, weshalb du nicht
mich angerufen hast?«
»Weshalb? Ich habe überhaupt
niemand angerufen. Bill hat hier angerufen und kam sofort her. Eigentlich war
mir das auch lieber. Er — er ist so nett zu mir.«
Jetzt wurde die Sache
kompliziert. Justin hatte ihr so viel Keckheit nicht zugetraut. »Es war purer
Zufall«, warf er hastig ein. »Alf kam mit einer kräftigen Schlagseite in den
Laden und wollte noch mehr Schnaps haben. Percy schickte ihn heim, weil er
annahm, daß Sie oder ich hier wären.« Das klang alles so falsch! Kleinlaut fuhr
er fort: »Da klingelte ich bei Sally an und merkte, daß sie etwas in Angst war.
Das beste war daher, ins Auto zu steigen und schleunigst hierher zu fahren.«
Dann fiel ihm plötzlich etwas ein. »Wo haben denn Sie davon erfahren?«
»Percy hat versucht, mich zu
erreichen, aber ich war ausgegangen. Als er mich schließlich doch erwischte,
fuhr ich sofort los. Wenigstens Percy behielt einen klaren Kopf.«
Das stimmte. Nicht zum erstenmal entdeckte Justin bei dem Posthalter überraschende
Eigenschaften. Aber morgen würde er ihm schon sagen, was er von seiner
Einmischung hielt!
In das nachdenkliche Schweigen
hinein sagte Sally, jetzt etwas ruhiger und fast bittend: »Na, es war doch gut,
daß du gekommen bist, Clive. Es tut mir leid, daß ich so unfreundlich war, aber
du machst immer gleich so einen Wirbel... Jedenfalls weißt du nun, daß alles in
Ordnung ist. Bill bleibt heute nacht hier und schickt
Alf morgen weg, und ich brauche weiter keine Hilfe.«
»Besten Dank. Und du hast die
Absicht, heute nacht mit Wallace aufzubleiben?«
Sally errötete und entgegnete
rasch: »Das ist doch das wenigste, daß ich ihm Gesellschaft leiste, wenn er so
freundlich ist.«
Allmählich geriet Justin in
Verzweiflung über die beiden, auch über Sally. »Es ist ja nun alles gut. Ich
brauche wirklich niemand, der mir Gesellschaft leistet. Das hatte ich schon zu
Sally gesagt. Gehen Sie doch zu Bett! In vier Stunden wird es Tag sein.«
»Gut, wenn Ihnen das lieber
ist«, sagte sie nachgiebig. »Und du kannst ja heimgehen, Clive. Trotzdem, ich
danke dir!«
Kennedy grunzte und ließ sich
in den freien Stuhl fallen. »Ich habe keine Lust, nach Haus zu fahren. Sei doch
nicht so unvernünftig, Sally! Ich möchte nicht wissen, was die Leute sagen
würden, wenn...«
»Die Leute!« rief Sally und
wies mit dramatischer Gebärde in die Dunkelheit. »Welche Leute denn?«
Als überraschende Antwort auf
ihre Frage hörte man draußen Schritte. Sally hielt den Atem an. »Unsinn!«
flüsterte sie. »Das kann doch nicht sein! Drei Leute in einer Nacht!«
Aber es war doch so. Auf die
Schritte folgte ein lautes energisches Klopfen an der Küchentür. Schweigend
sahen die drei einander an, dann ging Clive hinüber und öffnete scheinbar
gelassen die Tür.
»Ach, guten Abend, Mrs. Lawton ! Das ist aber ein
später Besuch!« Er behielt die Klinke in der Hand, ohne die Tür weiter zu
öffnen und die Dame herein zu bitten. Aber es hätte noch ganz anderer Kniffe
bedurft, um sie abzuwimmeln. Gewandt schlängelte sie sich an ihm vorbei; verschämt
und unbeholfen folgte ihr Gemahl. Sally und Justin blickten sie verdutzt an.
Plötzlich bemerkten sie, daß die Tür zur Spülküche offen stand und dort eine
Menge Kissen und Decken umherlagen. Nur Flick bewahrte seine Haltung und
knurrte drohend.
»Du lieber Himmel! Guten Abend,
Sally! Haben wir Sie bei Ihrer Party gestört?«
Trotz ihrer Jugend und ihrer
geringen Größe konnte Sally sehr würdevoll aussehen. »Nein,
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