Na endlich Liebling
Käufer und Händler brachte dem Geschäft genausoviel Arbeit wie dem Hotel. Von der Mittagszeit an füllten Scharen von Männern und
unzählige Hunde den Laden und anschließend die Veranda und versetzten Flick in
solche Aufregung und verwickelten ihn in so viele Kämpfe, daß Justin ihn
schließlich für den Rest des Tages einsperrte.
Für jedermann war es ein großer
Tag, denn trotz der anhaltenden Trockenheit gingen die Preise in die Höhe. Auf
dem Markt herrschte ein ohrenbetäubender Lärm. Das Blöken der unzähligen
Lämmer, die man grausam von ihren Müttern getrennt, und das der Mutterschafe,
denen man an diesem Tag ihre Nachkommenschaft genommen hatte; das Muhen der
Rinder, die heftigen Proteste einer Schar bester Bullen, die am liebsten
aufeinander oder auf jeden unvorsichtigen Zuschauer losgegangen wären; die
Klagerufe der eben erst entwöhnten Kälber — all das mischte sich mit dem Rufen
der Männer, dem Gebell der Hunde, dem Knallen der langen Peitschen und den
lauten Flüchen.
Diana war in ihrem Element. Sie
wechselte vergnügte Worte mit den Vorübergehenden, begrüßte höflich die alten
Maori-Freunde, sie lachte mit den weißen und braunen Mädchen, sie neckte Miß
McLean und tat dabei flink und geschickt hunderterlei Handreichungen. Wie immer
hielt sich Miß McLean mehr im Hintergrund; sie war unermüdlich tätig. Sie war
völlig Herr der Lage und sah in ihrem leichten Sommerkleid sehr attraktiv aus.
Als gegen elf Uhr die Wagen der
Versteigerer eingetroffen waren, sollte die Auktion beginnen. Sally war noch
nicht erschienen.
»Unpünktlichkeit paßt gar nicht
zu Sally. Ob irgendwas schiefgegangen ist? Entweder ist der scheußliche alte
Karren auseinandergefallen, oder ihr dämlicher alter Papa ist krank.«
»Ach, das wäre kein Wunder,
Diana! Am Sonntagabend sah er gar nicht wohl aus. Er war völlig durchnäßt ; er schien sich erkältet zu haben, und sein Fuß
war arg verbrüht«, meinte Miß McLean vorwurfsvoll.
»Erinnern Sie mich nicht an den
Fuß! Ich weiß schon, daß ich schuld war. Trotzdem, es paßt zu ihm, einen
Schwächeanfall zu kriegen, wenn Sally ein einziges Mal ihre Freiheit und ein
bißchen Spaß haben soll... Clive, hast du Sally gesehen? Weißt du, ob dort
alles in Ordnung ist? Normalerweise kommt sie nie zu spät.«
»Seit eurem verdammten Picknick
hab’ ich sie nicht gesehen«, war die verdrossene Antwort.
Diana zog eine Grimasse und
lachte. »Ich suche jemand, der in Percys Laden nachfragt. Vielleicht weiß Bill
etwas. Der würde sich auch die Mühe machen und feststellen, ob sie unterwegs
mit dem gräßlichen Auto steckengeblieben ist, oder
was sonst los ist. Unsinn, Clive, plag dich nicht! Warum solltest du dich
anstrengen, und gerade für Sally?«
Clive warf ihr einen
bitterbösen Blick zu, schwang sich auf sein Pferd und machte sich auf die Suche
nach dem nächsten Telefon. Selbst auf die Gefahr hin, zu spät zu der
Versteigerung zu kommen, wollte er sich erkundigen. Natürlich war bei Ross’
alles in Ordnung. Aber das verflixte Mädchen Diana konnte einen schon auf die
Palme bringen.
Die Auktion begann um halb
zwölf und ging ohne Unterbrechung weiter bis um vier Uhr.
»Wo ist übrigens Clive
geblieben?« fragte Miß McLean.
»Er ist fort, um nach Sally zu
sehen. Meine scharfe Zunge hat ihn aufgestachelt — und die Vorstellung, daß
Bill sie wieder beschützen könnte. Seitdem ist er nicht mehr erschienen. Ich
darf nicht vergessen, mir von ihm zehn Shilling geben zu lassen für all den
Tee, den er nicht getrunken hat.«
»Ich habe ihn auch den ganzen
Tag nicht gesprochen«, stellte John fest. »Er kam noch einmal zurück, um beim
Verkauf seiner Schafe dabeizusein , aber ich habe mir
da gerade ein paar Hammel angesehen. Er ging dann sofort wieder weg. Ich
glaube, bei Sally ist wirklich etwas nicht in Ordnung.«
Gleich nach ihrer Rückkehr ins
Schulhaus riefen sie bei den Ross’ an; Sallys Stimme klang matt und ängstlich.
»Es tut mir schrecklich leid, daß ich euch so habe sitzenlassen, aber Vater ist
krank — sehr krank. Ich hatte nicht einmal Zeit, euch zu benachrichtigen. Zum
Glück rief Clive an und fragte, weshalb ich nicht gekommen sei, und er kam
hierher, um mir zu helfen. Er hat den Arzt angerufen. Der sagt, es ist eine
Lungenentzündung, und wir brauchen eine Krankenschwester. Vater ist nicht
transportfähig und kann deshalb nicht ins Krankenhaus gebracht werden.«
Diana beruhigte sie energisch.
»Heutzutage vollbringen sie wahre Wunder
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