Na endlich Liebling
Mahlzeit gebe, sie sagte aber energisch, daß sie und ihre Köchin
um fünf Uhr zu Hause sein müßten.
Justin machte die Fahrt mit dem
langsamen alten Lieferwagen wenig Freude. Schon nach den ersten fünf Meilen
glitt Elaine an ihm vorbei; neben ihr saß etwas resigniert Mrs. Neal. Gleich darauf überholten ihn unter unverschämtem Hupen Diana und John;
Diana am Steuer. Sogar Sallys Wagen, der sich heute verdächtig gutwillig
benahm, war schneller. Justin erspähte mit schnellem Blick Mr. Ross, der
erstaunlich sportlich aussah. Er trug ein sommerliches Hemd — ohne eine Jacke
oder auch nur eine Wollweste. Das Wetter war gewiß warm genug, um diese
Kleidung zu rechtfertigen, aber Justin erblickte darin doch eine leichtsinnige
Einstellung — bei dem Alter!
Alle vier Wagen hielten am
Straßenrand, und man begann mit dem üblichen Transport des umfangreichen
Picknick-Zubehörs.
»Wo ist denn Kennedy?« fragte
Justin, voller Wut auf jeden, der sich vielleicht drücken wollte.
In diesem Augenblick kam laut
knatternd ein Auto um die Ecke, und Clive hielt mit einem triumphierenden Blick
auf Justin, als ob er sagen wollte: »Ich gebe dir keine Chance, mein Junge!«
Wie üblich lag der einzig
geeignete Platz eine gute halbe Meile entfernt an einem schmalen, gewundenen
Pfad, auf den jetzt eine gnadenlose Sonne niederbrannte. Schließlich erreichten
sie eine flache Stelle dicht am Flußufer , die als der
ideale Aufenthalt für einen heißen Sommertag gepriesen wurde. Dann begann die
unumgängliche Erörterung über den besten Platz für das Feuer, ob auch keine
Brandgefahr für das Unterholz bestehe, und wohin der Rauch ziehen würde. Zum
Schluß entfachte John, ohne sich um die verschiedenen Vorschläge zu kümmern, an
der dafür einzig geeigneten Stelle ein prächtiges Feuer, und jedermann machte
sich mit entschlossener Heiterkeit ans Auspacken.
»Nein, Mrs. Neal«, rief Diana fürsorglich. »Sie dürfen heute nichts arbeiten. Das ist Ihr
freier Tag. Lassen Sie sich dort nieder und plaudern Sie mit Mr. Ross.«
»Ich glaube, ich möchte lieber
ein bißchen umhergehen«, meinte die Lady offenherzig. »Die Bremsen sind so
boshaft.«
Mr. Ross, bereits mit Miß
McLean in eine Diskussion über Christopher Fry vertieft, verbeugte sich
höflich, und Mrs. Neal setzte sich offensichtlich nur
ungern an seine Seite. »Siehst du die beiden Bücher in seiner Tasche?«
flüsterte Diana Justin zu. »Ich wette, das sind Gedichtbändchen.«
Justin stöhnte halblaut, er gab
zu, sie sähen ziemlich gefährlich aus.
Gefährlich sah auch der Himmel
aus; leider waren aber alle zu sehr damit beschäftigt, ihr Vergnügen zu zeigen,
als daß es jemand bemerkt hätte. Schließlich kochte der Wasserkessel so
zögernd, wie Kessel das meistens tun, und mit der üblichen Neigung zum
Umkippen. Der Tee wurde aufgebrüht und die Speisen auf dem Tischtuch verteilt,
das Miß McLean mitgebracht hatte. Alle behaupteten, während sie verstohlen nach
den Bremsen schlugen, voll bebenden Eifers, daß es doch herrlich sei, im Freien
zu essen.
Kaum hatte man diese
konventionelle Lüge ausgesprochen, krachte der Donner über ihren Köpfen. Diana,
die später gestand, daß sie Donner und Ratten wie sonst nichts auf der Welt
fürchte, sprang mit einem lauten Schrei auf und warf den großen Kessel mit dem
kochend heißen Tee um. Der Tee ergoß sich über das Tischtuch und über die Füße
von Philip Ross. Es gab ein heftiges Durcheinander, da Miß McLean und Sally
versuchten, ihm die Schuhe und Socken auszuziehen, während Clive und Mrs. Neal sich mit erstaunlicher Gefühllosigkeit an die
Rettung der Speisen machten. Diana beachtete gar nicht, was sie angerichtet
hatte; sie klammerte sich an John und rief, daß es gleich wieder donnern werde
und sie könne das nicht ertragen. In diesem Chaos wurden die ersten schweren
Tropfen fast nicht beachtet, und das Gewitter brach mit aller Gewalt los, ehe
man daran dachte, einen Unterschlupf zu suchen. Binnen einer Minute war das
Tischtuch durchnäßt , die Kuchen lösten sich auf, und
die Brötchen waren eine teigige Masse.
Stöhnend humpelte Mr. Ross in
den Schutz des Unterholzes, während Mrs. Neal,
augenscheinlich ohne seiner Leiden gewahr zu werden, heiter sagte, das sei nur
ein örtlicher Schauer und werde gleich vorüber sein.
Nach einer halben Stunde
behauptete sie das nicht mehr, und eine angeschlagene Party-Gesellschaft
schleppte sich den Pfad entlang zu den Autos. Alle waren durchnäßt ,
aber keiner sah so
Weitere Kostenlose Bücher