Na endlich Liebling
mit Penicillin und Sulfonamiden,
Sally. Es ist nicht mehr wie früher. Mach dir nur nicht zu viele Sorgen. Aber
eine Schwester zu kriegen, dürfte schwierig sein.«
»Ich weiß. Beinahe unmöglich.
Der Arzt hat uns ein paar Adressen gegeben. Clive ist nur zum Markt
zurückgeritten, um zu sehen, wie seine Schafe verkauft wurden. Dann hat er den
Wagen geholt und ist losgefahren. Er dachte, er hätte mehr Erfolg, wenn er
gleich selbst hinfährt. Bis jetzt hat er noch nicht angerufen.«
Sie aßen schweigend, müde von
dem langen Tag. Plötzlich sagte Diana: »Ich bin doch ein rechtes Biest, daß ich
mich so über Mr. Ross mokiert habe. Irgendwie schien er sich immer drücken zu
wollen, und das bekam man einfach satt.«
»Ich glaube, er hatte schon von
jeher ein schwaches Herz«, erwiderte Miß McLean. »Aber Sie sollten sich nicht
Ihren Übermut vorwerfen, Diana. Wenn Sie damit anfangen wollten, müßten Sie im
Zustand dauernder Büßfertigkeit bleiben.« Alle
lachten.
»Wenn ich nur Sally helfen
könnte!« meinte Diana.
»Na, ein Gutes hat die
Sache, mein Schatz«, tröstete John. »Sie hat Clive in Schwung gebracht, und das
gerade zur rechten Zeit.«
Sie sprachen dann von anderen
Dingen. Später rief Clive an und berichtete, er habe den ganzen Distrikt und
auch die nächste Stadt abgeklappert, um wenigstens eine halbwegs geeignete
Pflegerin zu finden — leider ohne Erfolg. Da sagte Miß McLean zu Diana: »Würde
es Ihnen was ausmachen, hier allein zu bleiben? Wäre Ihnen das unheimlich?«
»Natürlich nicht! Warum sollte
es mir unheimlich sein? Und wenn irgendwas los wäre, könnte doch John jederzeit
kommen und bei mir bleiben.«
»Nein, nein, meine Süße«, das
geht nicht«, lehnte John energisch ab. »Ich habe keine Lust, für einen großen
Klatsch hier im Distrikt zu sorgen.«
»Himmel, bist du ein Angsthase!
Aber weshalb fragen Sie? Sie gehen ja nicht fort!«
» Irgend
jemand muß doch Sally beistehen.«
Diana starrte sie an und warf
John einen erschrockenen Blick zu. Sie erriet plötzlich, daß ihre so geliebte
Miß McLean den hilfreichen Engel spielen wollte. Das durfte nicht sein! Sie
durfte nicht geopfert werden! Jetzt konnte Mrs. Neal
zeigen, was sie wert war! Diana hielt sich darum für ungeheuer durchtrieben,
als sie langsam sagte: »Na ja, vielleicht... Wenn John mich lieber umkommen
läßt, aus Furcht vor den Klatschbasen, statt mir beizustehen... Aber ich weiß
nicht recht, ob’s mir wirklich was ausmacht. Komisch, aber es ist wohl das Blut
meiner Vorfahren: Manchmal sehe ich Geister in der Nacht, und da krieg’ ich’s
mit der Angst!«
John verwandelte seinen
Lachanfall schleunigst in einen lauten Hustenanfall, aber Miß McLean sagte
treuherzig: »Wenn das so ist, will ich Sie nicht allein lassen. Sie kamen mir
immer so furchtlos vor... Aber man ist hier schon sehr einsam, wenn mal was
passiert... Wie wär’s, wenn Sie selbst Mr. Ross pflegen würden?«
John grinste zustimmend, aber
Diana schüttelte ihr schönes Haupt mit erstaunlicher Entschlossenheit. »Ich
nicht. Ich kann Krankheit nicht ausstehen und gäbe eine miserable Pflegerin ab.
Wie wär’s mit einer älteren Person?« Und als ob ihr plötzlich etwas einfiele:
»Meinen Sie, daß Mrs. Neal hingehen würde!«
Miß McLean war überrascht. » Mrs. Neal? An die hätte ich nicht gedacht. Sie war mit den
Ross’ nicht besonders befreundet, und sie ist ja auch so sehr beschäftigt.«
»Ich könnte ja Elaine helfen.
Das möchte ich doch sehen, daß wir das nicht miteinander fertigkriegen!
Jedenfalls müßte man’s versuchen. Los, John, wir wollen sie fragen!«
Sie fuhren davon. Im Wagen
sagte John belustigt: »Du bist doch wirklich unter allen Leuten weit und breit
der Mensch, den man am leichtesten durchschauen kann! Mrs. Neal! Welch eine lächerliche Idee!«
»Ach Gott, wir müssen die Sache
doch in Schwung bringen! Miß McLean ahnt nichts; sie ist nicht so schlau wie
du. Mrs. Neal würde bezaubernd aussehen, wenn sie
ihm, angetan mit einer koketten Schürze, seine Medizin gibt. Jeder Mann
verliebt sich in seine Krankenschwester.«
»Das ist ein blödsinniger
Irrtum.«
»Da bin ich aber anderer
Ansicht! Jedenfalls bin ich fest entschlossen, Mrs. Neal eine letzte Chance zu geben.«
Sie ernteten keine Zustimmung,
sondern nur ungläubiges Gelächter.
»Liebes Kind, was stellen Sie
sich eigentlich vor?« fragte die Dame spöttisch, die gerade blitzgeschwind eine
Salatsoße anrührte. »Meinen Sie, ich sei stellungslos, so
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