Na endlich Liebling
elend und unglücklich aus wie Philip Ross. Miß McLean hatte
ihm einen notdürftigen Verband angelegt, aber das Gehen auf dem holprigen Pfad
wurde ihm doch schwer. Er hatte wohl schon seit Jahren keinen Aufenthalt im
Freien ohne Jacke riskiert, und nun hatte ihm die Natur diesen heimtückischen
Streich gespielt.
Dann geschah das
Unvermeidliche: Sallys Wagen sprang nicht an. In ihrem Übereifer, den Motor zu
untersuchen, stießen Justin und Clive hart mit den Köpfen zusammen und knurrten
sich bissig an. Während einer langen Beratung rief Mrs. Neal plötzlich: »Zwei Uhr! So was! Das waren die längsten zwei Stunden, die ich
je erlebte!« Und heiter fügte sie hinzu: »Elaine, wenn wir hier frierend
herumstehen, sind wir zu nichts nütze. Wie wär’s, wenn wir heimführen? Da
können wir wenigstens im Trocknen essen.«
Elaine lachte ziemlich ratlos
und gab nach. Sogar Justin fand, daß Mrs. Neal etwas
weibliche Anteilnahme an Philip Ross’ Fuß und an Sallys Notlage hätte zeigen
können. Aber sie winkte nur kühl, als Elaines Wagen schnell und leise
davonglitt.
John brachte aus seinem
Kofferraum ein Seil zum Vorschein, um Sallys Wagen abzuschleppen. Philip Ross,
den Diana in das nasse Tischtuch gewickelt hatte, klapperte vor Kälte. Sallys
Stimmung verdüsterte sich.
»Ich danke dir, John! Das ist
das Gescheiteste, was man machen kann! Aber es tut mir schrecklich leid, daß
ich jedermann so zur Last falle — wie üblich!«
Der Zug setzte sich in
Bewegung, voran John, der Sally im Schlepptau hatte, dann folgte Clive,
eifersüchtig darauf bedacht, daß er, und nur er, wenn nötig Beistand leisten
könne. Justin bildete die Nachhut und dachte erbittert, daß er sich an diesen
Platz gewöhnen sollte.
13
In der nächsten Woche hatten
die Verschwörer zuviel zu tun, als daß sie sich
hätten treffen und ihren letzten Mißerfolg besprechen
oder einen neuen Plan aushecken können. Viermal im Jahr fand in Totara ein großer Viehmarkt statt. Von überall her kamen
die Leute bei dieser Gelegenheit in den kleinen Ort: Von allen Farmen in der
Umgebung, von den Hügeln, aus den Tälern rund um den Hafen, wo die großen
Gesellschaften Tausende von Schafen hielten, und von den kleinen reichen
Milchfarmen, die sich mehr im Innern des Landes niedergelassen hatten. Sie
kamen auch aus den benachbarten Städten und von den reichen Stadtrandfarmen;
sie hatten eine hohe Meinung von dem zähen, gesunden Vieh, das an der wilden
Westküste gezüchtet wurde.
Die glücklichen neuen Farmer,
denen es gelungen war, von der widerstrebenden Regierung einen Zuschuß zu bekommen, schickten ihr Vieh mit Lastwagen zum
Markt. Die anderen, für die der Transport auf den schlechten, ungepflasterten Straßen zu teuer war, trieben ihr Vieh auf
den Markt. Die Nacht zuvor kamen sie nach Totara und
besetzten Mrs. Neals Hotel bis zum letzten Bett. Von
früh bis abend richtete sie mit Elaine die Betten auf
Sofas und Notliegen, sogar auf dem Fußboden, und den ganzen langen Tag kochten
sie ungeheure Portionen für die hungrigen Viehtreiber, von denen manche zwei
bis drei Tage unterwegs gewesen waren. Sie schufteten schwer, aber sie waren
ein gutes Gespann; sie arbeiteten schnell und meist schweigend, legten ab und
zu eine Pause ein, um ihrem gelegentlichen Ärger Luft zu machen, der aber meist
in Lachen überging.
»Ehe Sie kamen, habe ich nicht
gewußt, wie einsam ich war«, sagte
Mrs. Neal, als sie einen großen
Suppentopf auf die Seite des Kochherdes schob. »Es ist famos, wenn man jemanden
hat, mit dem man arbeitet... aber gar jemanden zu haben, mit dem man lachen
kann! Also, von so viel Glück habe ich nicht mal zu träumen gewagt. Übernehmen
Sie sich auch nicht?«
»Die Arbeit macht mir richtig
Freude. In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht so viel Spaß gehabt.«
»Aber wohl auch nicht so
geschuftet!«
»Nicht bei solcher Arbeit, aber
ich habe Tennis gespielt bis zum Umfallen und gebüffelt, bis mir schier der
Kopf platzte. Dieses hier ist mal ganz was anderes.«
»Ich möchte wissen, wie Bill
darüber denkt. Ob es ihm wohl recht wäre, wenn er hörte, wie Sie von den
Männern mit Liebling oder Schätzchen oder gar Puppe betitelt werden?«
»Ach, in der Stadt wird man oft
genug mit Schätzchen angeredet, ob es einem paßt oder nicht. Als ich vorhin
wegen der Zitronen, die wir gerade brauchten, zum Laden fuhr, war Bill so
beschäftigt, daß er gar keine Zeit für mich hatte.«
Der Andrang all der Farmer,
Viehtreiber, der
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