Na endlich Liebling
Baumstämme springen lassen.«
Herausfordernd sah sie Clive an. Keineswegs so, als sei ihr das Herz gebrochen, stellte Justin fest; nicht einmal wie ein Mädchen, dem einer den Kopf verdreht hat. Sie schien vollkommen in ihrem Element zu sein, viel mehr, als sie es bei den Spaziergängen mit ihm je gewesen war.
Jetzt sahen auch sie ihn. Sally winkte ihm zu, und er bemerkte mit Unbehagen, daß sie plötzlich tief errötete.
»Prima war das!« sagte er und versuchte, seinen früheren freundlich-unbefangenen Ton zu finden. »Du hast schon beizeiten angefangen mit deinem Training für die Rennen! Finden die nicht erst im März statt? Das Pony scheint imstande zu sein, einen Preis zu gewinnen.«
»Jetzt lass’ ich ihn noch mal springen«, fiel Sally ein. »Du bist doch nicht müde, Robert, nicht wahr?« Sie lehnte sich vor und zupfte das Pferd ein wenig am Ohr. »Jetzt schau zu, ob du wieder was auszusetzen hast.« Sie ritt vorsichtig an und nahm die Hindernisse mit Schwung.
Justin applaudierte laut, Flick hechelte erregt, aber Clive sagte nur: »Das war schon besser, aber du mußt ihn noch mehr dämpfen. Du mußt bedenken, daß da eine Unmenge Leute sein werden und eine Musikkapelle und der entsprechende Lärm.«
Seine Kritik reizte Sally. »Also los, mach du’s vor und zeig mir, wie man’s macht!« sagte sie scharf.
Kennedy ritt auf seiner Stute gelassen an die Hürden heran, er nahm sie mit einem langen, gestreckten Sprung und trabte langsam, ohne die mindeste Erregung, zum Ausgangspunkt zurück.
Sogar Justin mußte sich eingestehen, daß das beste Reitkunst war, doch Sally meinte nur: »Für deine Colleen ist das zu einfach. Sie springt ja schon seit einigen Jahren, du brauchst selbst nichts zu tun. Sie könnte auch ohne besondere Anstrengung über das Gatter springen. Los, Clive, spring mal über das Gatter dort, es ist nicht besonders hoch.«
Er blickte hinüber und sagte ablehnend: »Natürlich könnte sie das. Aber es gibt keinen Grund, sie dafür so hochzureißen. Ich will ja nicht Colleen einreiten, das wolltest du doch mit Robert tun.«
»Auch gut, wenn du nicht willst, mach’ ich es selbst. Robert kann das Gatter ohne weiteres nehmen. Deiner alten Colleen werde ich ein Beispiel geben, wenn’s nötig ist.«
Wieder einmal beging Clive wie so oft einen Fehler. »Sei nicht albern«, sagte er kurz. »Um so ein ungeübtes Pony über das Gatter zu bringen, braucht es einen besseren Reiter als dich. Bleib bei diesen Hürden und mach keine Dummheiten.«
Wortlos wandte Sally ihr Pferd und ritt langsam auf das Gatter zu. Justin blieb hilflos stehen; er brauchte all seine Energie, um den übermütigen Flick zu bändigen. Aber Clive ritt ihr nach und sagte laut: »Bitte, Sally, sei doch vernünftig! Warum mußt du immer so eine Show abziehen, wenn Wallace auftaucht? Du benimmst dich wie ein kleines Kind.«
Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu, wendete und trabte zum anderen Ende des Platzes. Justin glaubte erleichtert, daß sie schlecht gelaunt nach Hause reiten würde. Doch ehe er sich’s versah, drehte sie plötzlich das Pferd noch einmal und galoppierte auf das Gatter zu. Sie hatte einen gehörigen Anlauf, aber das Pony wurde unsicher, es bockte, senkte den Kopf und zog so auf das Gatter los. Clive ließ einen warnenden Ruf hören und sprang vom Pferd. Justin hielt Flick am Nackenfell fest. Was jetzt geschah, schien eine Ewigkeit zu dauern.
In Wirklichkeit war alles in kürzester Zeit vorüber. Robert sprang zu früh ab und nicht hoch genug, er blieb an der obersten Latte des Gatters hängen und stürzte kopfüber auf der anderen Seite ins Gras. Roß und Reiterin mußten schwer verletzt sein, so schien es dem unerfahrenen Justin. Er ließ Flick los und rannte zu der Unglücksstelle. Aber Clive war schneller. Bevor Justin das Gatter erreichte, sprang er hinüber. Er war schon bei Sally, als diese sich langsam aufsetzte. Ihr Gesicht war schmutzig, die Reithosen zerrissen, im übrigen aber war sie — o Wunder! — unversehrt. Inzwischen war das Pony zögernd auf gestanden; es schüttelte sich einige Male und begann dann eifrig das Gras abzurupfen. Ab und zu warf es einen nervösen Blick auf den Feind im Rücken — das Gatter.
Flick stürmte wild auf Sally zu und begann, ihr aufgeregt das Gesicht abzulecken. Sie lachte und sagte mit etwas unsicherer Stimme: »Nichts passiert! Was ist mit Robert? Nächstesmal werd’ ich’s schon schaffen.« — Leider platzte jetzt Clive der Kragen. Er stellte
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