Na endlich Liebling
Situation mit erbarmungsloser Logik prüfen. Nicht genug damit. Er hatte sich zwischen dieses prächtige Mädchen und ihren Freund gedrängt, der ausgezeichnet zu ihr paßte und den sie eigentlich hatte heiraten wollen. Dieser Mann besaß, wie Justin wußte, die gleichen guten Anlagen und, wenigstens für manche Leute, auch denselben Charme. Elaine mußte das empören. Wenn er an Elaine dachte, fielen ihm oft jene Zeilen aus einem altmodischen Gedicht ein: »So aufrecht und bedacht, sie hält ihr Herz in beiden Händen.« Ja, so war Elaine, und ihn mußte sie wohl ziemlich kümmerlich und spießig finden.
Er wollte heimgehen und in seinem Kämmerlein weitergrübeln, als Flick, der zu seinen Füßen lag, sich plötzlich aufsetzte und die Ohren spitzte. In der Ferne waren Stimmen zu hören; er sah, wie zwei Menschen den Pfad am Fluß daherkamen. Justin wollte nicht in seinen wehmütigen Überlegungen gestört werden; er legte die Hand mit Nachdruck auf den Kopf des Hundes. Das Tier gehorchte und verhielt sich still.
Die eine Gestalt war groß und schlank; sie war weiß gekleidet — es war Elaine. Aber sie war nicht allein, etwa betrübt über seine Untreue nachdenkend! Im Gegenteil, Elaine lachte und plauderte mit einem Kavalier, den er als einen der Regierungsbeamten erkannte, die zur Einweihung des neuen Siedlerblocks gekommen waren.
Was sollte er tun? Sich hier im Schatten der Bäume wie ein Spion verbergen? Oder wie Tarzan vom Ast springen?
Sie würden gewiß nichts reden, was niemand hören durfte. Bei Elaine konnte er dessen sicher sein: »Aufrecht und bedacht...« Es war doch besser, hier im Versteck zu bleiben, bis sie vorbei waren.
Er hörte, wie Elaine heiter und kühl sagte: »Das habe ich Ihnen doch schon vorhin gesagt, Dick: Ich will nicht heiraten, wenigstens nicht jetzt und nicht Sie!«
»Aber eines Tages werden Sie doch heiraten wollen, das wissen Sie selbst genau. Und wir beide verstehen uns doch großartig, finden Sie nicht auch?«
»Ja, wir verstehen uns gut, aber deshalb müssen wir nicht gleich heiraten... Tun Sie nicht so, als würde Ihnen das Herz brechen. Sie wissen auch, daß Sie ein bißchen zuviel getrunken haben, sonst hätten Sie mir jetzt nicht den vierten Heiratsantrag gemacht.«
»Aber Sie passen so gut zu dem Leben hier! Und wir hätten bestimmt viel Spaß miteinander.«
»Ja, für ein paar Wochen passe ich hierher, und so lange würde auch unser Spaß dauern! Wir wollen doch vernünftig sein.«
Dann waren sie gegangen, und Justin saß immer noch wie betäubt auf seinem Ast. Elaine, die Anspruchsvolle, Zurückhaltende, bekam Heiratsanträge, nicht nur einen, nein, dies war schon der vierte!
Er stand auf und gab Flick frei, der erleichtert und begeistert an ihm hochsprang. Das sollte doch alles der Teufel holen! Niemand war, wie man vermutet hatte. Alle hielten einen zum Narren!
Doch allmählich kehrte die klare Überlegung zurück. Zum Narren? Wieder hörte er die kühle, leicht amüsierte Stimme sagen: »Ein paar Wochen würde der Spaß dauern... Wir wollen vernünftig sein.«
»So aufrecht und bedacht, sie hält ihr Herz in beiden Händen.«
Ja, sie war aufrecht und bedacht. Und Herz hin — Herz her, sie behielt ihren klaren Kopf. Das war mehr, als er von sich selbst sagen konnte.
19
In dieser Nacht wälzte sich Justin in seinem Bett. Er schlief unruhig wie vor seinem Staatsexamen. Als er in den letzten kurzen Stunden doch noch in tiefen Schlummer sank, war sein Entschluß gefaßt: Mit Elaine und ihm sollte es sofort aus sein. Was dieses es bedeutete, versuchte er nicht näher zu definieren.
Aber ein Treffen war so schnell nicht möglich, denn im Laden herrschte wieder einmal Hochbetrieb. Die reparierten Telefonleitungen wurden voll beansprucht. Die Teilnehmer schienen entschlossen, alle versäumten Gespräche nachzuholen. Viele Bestellungen wurden aufgegeben für Lebensmittel und für Dinge, die zur Behebung des Feuerschadens gebraucht wurden. Der geduldige alte Lieferwagen rollte die Landstraße entlang, und Justin bekam bei der Auslieferung der Waren in der näheren und weiteren Umgebung ein Bild von der umfangreichen Zerstörung durch das Buschfeuer, das er nie vergaß.
Eine große Hilfe bei all der Arbeit war Tom Hall, der doch eine weitere Belastung für die Allgemeinheit hätte sein können. Die freundliche Mrs. Lambert hatte ihn eingeladen, bei ihr zu wohnen, bis seine Frau wieder bei Kräften sei. Aber ihr Haus war nicht sehr groß, sie hatte
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