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Na endlich Liebling

Na endlich Liebling

Titel: Na endlich Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sie unsanft auf die Füße. »Das wirst du nicht tun«, stieß er hervor. »Mach doch nicht solchen Blödsinn! Es ist immer dasselbe, wenn dieser Stadtfrack dabei ist.«
    Der Stadtfrack näherte sich vorsichtig. Das war doch wohl die Stimme des Schicksals. Es war wohl anzunehmen, daß sie Erfolg hatte und Sally sich wieder ihrem schweigsamen, starken Freund zuwenden würde. Das wäre die beste Lösung und würde allen viel Aufregung ersparen. Doch Sally wollte davon nichts wissen. Sie sah Clive ebenso wütend an wie er sie und rief: »Schimpf doch nicht immerzu! Du bist nur ein grober Kerl! Weißt du was? Ich kann dich nicht ausstehen!«
    Dann sah sie Justin an, lief zu ihm hin und bat: »Bitte, Bill, bring mich heim. Du bist immer so gut zu mir. Du verstehst mich.« Und zu seinem Schrecken warf sie sich buchstäblich in seine Arme. Er hatte gedacht, so etwas komme nur in Romanen vor! Es war eine beträchtliche Erschütterung, sowohl physisch wie psychisch. Diese kleine Person hatte doch ein gehöriges Gewicht.
    Und was sollte er nun tun? Es mußte etwas Supergescheites sein, dachte er aufgeregt, aber es fiel ihm nichts Besseres ein, als ihr unbeholfen auf den Rücken zu klopfen und etwas zu murmeln, was lächerlicherweise klang wie »Na, na, schon gut!« Dabei blickte er über ihren Kopf hinweg Verzeihung heischend auf Clive.
    Es war eine alberne Situation, fand er, die in ein altmodisches Theaterstück paßte oder in einen billigen Western. Und Clive spielte hervorragend mit, denn er schritt — ja, wahrhaftig, er schritt auf Sally zu, faßte sie an der Schulter und versuchte sie aus der Umklammerung, mit der sie sich an Justin festhielt, zu lösen. Dann sprach er wild drohend: »So hast du’s also gewollt? Sag jetzt auf der Stelle: Ist das dein Ernst?«
    Es war noch ein Wunder, dachte Justin halb unbewußt, daß er nicht auf sie einschlug. Doch seine Stimme dröhnte furchterregend.
    Sofort hackte Sally zurück. »Jawohl, so hab’ ich’s gewollt!« schrie sie und sank laut schluchzend wieder an Justins Schulter.
    Clive sagte nichts mehr. Er wandte sich ab, bestieg sein Pferd und ritt davon; gleich darauf war er verschwunden. Ja, dachte Justin, das war ein billiger Western: Nichts als Aufregung und Pferde. Das war so ein Film für Schulkinder am Samstagnachmittag. Da war es dann aber eine Geschichte mit Fortsetzung und ließ auf ein Happy-End beim nächstenmal hoffen. Hier jedoch schien endgültig der letzte Vorhang gefallen.
    Und um das Bühnenbild noch malerischer zu gestalten, tauchte die untergehende Sonne das Land in strahlenden Glanz. Leuchtendes Rot und Grün überflutete den Himmel; der Fluß war ein goldenes Band, und sicherlich war sein eigenes Gesicht genauso rot wie der Himmel. Es war eine höchst unkünstlerische, kitschige Form von Technicolor, paßte aber vorzüglich zu der ganzen Szene.
    Clive hatte wenigstens einen dramatischen Abgang gehabt, dachte Justin erbittert, während er einfach übriggeblieben war, um das Kind zu trösten. Gleich darauf schämte er sich seiner Gefühle und versuchte sie zu verdrängen. Nachsichtig sah er Sally an. Sie sah allerdings nicht aus wie eine Filmdiva. Jede Schauspielerin hätte sich geweigert, mit schmutzigem Gesicht und tropfender Nase aufzutreten. Schnell reichte er ihr sein Taschentuch, löste sich vorsichtig aus ihrer Umklammerung und ging davon, um das Pony zurückzuholen; Flick, den heulende Mädchen in Unruhe versetzten, hielt sich dicht hinter ihm.
    Als sie zurückkamen, war Sallys Tränenstrom versiegt; sie wischte sich über die Augen und verschmierte das ganze Gesicht. Sie wagte ein schüchternes Lächeln.
    »Ich hab’ mich albern benommen, nicht wahr? Ich habe nichts gebrochen, aber es war doch ein tüchtiger Aufprall, und Clive hat mich mit seinem Geschimpfe noch ganz verrückt gemacht.«
    »Das war nicht sehr klug von ihm, aber er war wirklich zu Tode erschrocken, und viele Menschen reagieren so, wenn sie sich aufregen.«
    Verzweifelt versuchte er, Clive um jeden Preis zu rechtfertigen, so schlecht der ihn auch behandelt hatte. Aber Sally sah schwärmerisch zu ihm auf: »Du bist doch auch erschrocken und hast nicht gezankt und gebrüllt.«
    Er versuchte eine heitere Miene aufzusetzen und meinte: »Wir sollten jetzt nach Hause gehen, dann kannst du dich waschen.« Anscheinend mußte er ihr das öfter sagen! »Willst du wieder aufsteigen? Das Pony hat sich wohl jetzt beruhigt.«
    »Ach, der arme Kerl! Der war nicht schuld... Aber ich möchte doch

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