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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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man den Finger am anderen hineinsteckt, und noch vieles mehr. Alles ist glänzend und Ausdruck großer Kunstfertigkeit, selbst die kleinsten Dinge. Und alles hat dem geologischen Druck von einer Milliarde Jahren gut standgehalten.
    Während wir uns in Richtung des Zentrums der Fundstelle weitergraben, stoßen wir auf eine erstaunliche Vielzahl dieser Dinge. Die Verteilungsdichte der verstreuten Materialien ist höher als bei allen anderen Lagerstätten, und das gibt uns Anlaß zur Hoffnung, dies sei ein besonderer Ort gewesen, und daß wir etwas tiefer auf etwas von besonderer Bedeutung stoßen könnten. Auf eine Gruft etwa. Weißt du, wir sind noch nie auf die physischen Überbleibsel eines Erhabenen gestoßen. Natürlich kann selbst von einem versteinerten Skelett nicht erwartet werden, daß es eine Milliarde Jahre überdauert – jedenfalls nicht intakt. Aber nach den Überdauerungseigenschaften dieser Artefakte zu schließen, lag es sicher im Rahmen der technischen Möglichkeiten der Erhabenen, einen Metall- oder Kunststoffbehälter zu konstruieren, der dem Zahn der Zeit und allen anderen Umweltbedingungen standhalten konnte. Bisher jedoch sind wir bei keinem der dreiundzwanzig Fundorte auf eine Begräbnisstätte gestoßen, nicht einmal auf eine Spur davon. Und da sich die Erhabenen an jedem dieser Orte einige Dekaden lang aufhielten, ist es nicht unvernünftig anzunehmen, daß einige der Expeditionsmitglieder während ihrer Forschungseinsätze den Tod fanden.
    Sind verstorbene Erhabene zu ihrem Heimatplaneten zurückgebracht worden, um dort bestattet zu werden?
    Sind die Körper der Toten eingeäschert worden, bis hin zum letzten Atom?
    Oder … besaßen die Erhabenen eine so enorme individuelle Lebensspanne, daß es für sie statistisch gesehen einfach unwahrscheinlich war, während eines nur fünfzig Jahre dauernden Aufenthalts an einem bestimmten Vorposten zu sterben?
    Wir wissen es nicht. Aber wir würden gern eindeutig Aufschluß darüber gewinnen, wie die Erhabenen ausgesehen haben.
    Wir kommen hier naturgemäß nur langsam voran. Wir sind alle an den Ausgrabungsarbeiten beteiligt, selbst die hohen Tiere, aber wir können nicht mehr als ein paar Kubikmeter pro Tag zur Seite schaffen. Zuerst kommt Mirrik und baggert die Überlagerung beiseite. Dann rückt Kelly mit ihren Unterdruck-Bohrkernen an und schneidet ein wenig vom Fels weg. Wir anderen legen uns schwer ins Zeug, um die Artefakte freizulegen, die sie ans Tageslicht fördert, was immer es auch sein mag. Doch bevor wir irgend etwas herausholen können, müssen wir es fotografieren und seine Position verzeichnen. Dann wird es zum Laboratorium gebracht, wo Saul Shahmoon chronologische Studien betreibt. Bis jetzt ist er noch nicht damit fertig, diese Fundstelle zu datieren, aber er hat bereits angedeutet, es sei eine ziemlich junge, nicht älter wahrscheinlich als neunhundert Millionen Jahre. Als nächstes wird alles, was die Inschriften aufweist, von Dr. Horkkk untersucht, der die Daten sammelt und damit seinen Computer füttert. 408b, dessen Spezialität die Paläotechnik darstellt, überprüft alle mechanischen Dinge und sucht nach einem Verständnis dafür, wie sie funktionieren. Unterdessen schnüffelt Pilazinool hier und dort herum und versucht, die verstreuten Hinweise zu finden, die ihn in die Lage versetzen, eine seiner intuitiven Beurteilungen zu treffen.
    Wir alle haben dieses seltsame und rätselhafte Gefühl, am Rande einer bedeutenden Erkenntnis zu stehen. Niemand weiß, warum. Vielleicht ist es nur übersteigerte Erwartung.
    Wir arbeiten hart. Sich mit Archäologie zu beschäftigen, das heißt meistens, sich einen krummen Rücken und wunde Finger zu holen. Die Romantik kommt erst hinterher, wenn die Jungs aus den Nachrichtenstudios ihre Stories schreiben. Abends ruhen wir uns aus, spielen viel Schach, diskutieren ein wenig und lauschen dem Prasseln des Regens. Ich glaube, die meiste Zeit über bin ich ziemlich gelangweilt, aber im großen und ganzen bedeutet es eine ungeheure Aufregung für mich, hier zu sein.
    Wir haben ein Problem mit Mirrik. Und wenn nicht bald eine Lösung gefunden wird, wird er vielleicht von der Expedition ausgeschlossen. Was sehr schade wäre, denn in seiner schwerfälligen Art und Weise ist er ein sehr sympathischer Typ. Ich habe dir bereits erzählt, daß Mirrik in gewisser Weise der Trunksucht verfallen ist. Er spricht nicht auf Schnaps an, sondern auf Blumen. Irgend etwas im Nektar einer ganz gewöhnlichen

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