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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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fertigbringt, zugleich lustig und zutreffend zu sein. Manchmal kann sie jemanden mit zwei oder drei gut gewählten Worten ganz schön aus der Fassung bringen.“
    „Du vermißt sie sicher sehr.“
    „Noch nie zuvor habe ich so lange Zeit nicht mit ihr sprechen können. Ich habe immer versucht, sie an meinen Erlebnissen teilhaben zu lassen – was ich auch mache, wohin ich auch gehe. Hier aber … so weit von ihr entfernt …“
    „Du könntest sie anrufen.“
    „Über Marge die Lächelnde?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich will ihr Bewußtsein nicht durch den unnötigen Kontakt mit einem gedanklichen Güllefaß beschmutzen. Außerdem kostet es eine hübsche Stange Geld.“
    „Ist dein Vater nicht reich?“
    „Mein Vater schon. Ich nicht. Er behält den Daumen in seiner eigenen Tasche.“
    „Ach.“
    „Ich türme Nachrichtenwürfel für Lorie auf und erzähle ihr die ganze Geschichte. Wenn ich zur Erde zurückkomme, kann sie sie alle abspielen, die ganzen Hörbriefe von zwei Jahren auf einmal.“
    „Dann hast du also die ganze Zeit für sie gesprochen!“
    „Ist es dir aufgefallen?“
    „Wenn ich dich in der letzten Zeit gesucht habe“, sagte Jan, „dann warst du meistens vollauf damit beschäftigt, in einen Nachrichtenwürfel zu sprechen.“
    Interessant, daß sie nach mir gesucht hatte.
    Aus strategischen Erwägungen erwiderte ich: „Natürlich sind diese Würfel nicht alle für Lorie. Ich meine, versteh’ das richtig: Nicht daß ich drüben auf der Erde irgendwelche festeren Bindungen hätte, aber ich glaube, es gibt da ein paar Mädchen, die an meinen Abenteuern hier draußen im All interessiert sind, und …“
    „Natürlich“, sagte Jan. „Es ist sehr aufmerksam von dir, daß du dich an sie erinnerst, obwohl du so weit fort bist.“
    Ihr Tonfall war völlig neutral. Ich entdeckte nicht einmal einen Hauch der Eifersucht, die ich so plump hervorzurufen versucht hatte, und sofort bedauerte ich die ganze dumme pubertäre List. Entweder war Jan nicht sonderlich an meinen angeblichen irdischen Liebschaften interessiert (die ich natürlich frei erfunden habe, da alle Hörbriefe, die ich spreche, für dich bestimmt sind), oder, was noch schlimmer wäre, sie hatte meinen Trick durchschaut und war nicht beeindruckt von meiner Behauptung, ein galaktischer Frauenheld zu sein. Ich wünschte, sie hätte mir etwas von einem weit entfernten jungen Mann erzählt, für den ihr Herz klopfte, einfach nur deshalb, um die Herausforderung anzunehmen, aber sie ließ sich nicht einmal dazu bewegen. Ihre kühlen, braunen, brolagonianischen Augen gaben mir überhaupt keinen Hinweis. Ich hatte es mit einem Mädchen zu tun, das auf ein Zehn-Generationen-Erbe beruflicher Diplomatie zurückgreifen konnte. Die einzigen Geheimnisse, die Jan preisgab, waren jene, die sie preisgeben wollte.
    Wir holten eine neue Batterie für unseren Renner und erledigten einige weitere Besorgungen in der Stadt. Dann verführte Jan einen dienstfreien Soldaten dazu, uns zu der Stelle zu fahren, wo wir den Renner zurückgelassen hatten.
    Ihre Technik war elegant: Sie hielt mich im Hintergrund, bis mit der Fahrt alles klar war; dann trat ich vor, und das Opfer konnte nichts weiter tun, als mir nur einen mürrischen Blick zuzuwerfen. Um ihn zu trösten, nahm Jan direkt neben ihm auf dem Beifahrersitz Platz und schmiegte sich während der Fahrt an. Ich hoffe, das stimmte ihn versöhnlicher. Jan ist ein sehr begabtes Mädchen. In vielerlei Hinsicht.
     
    Während der letzten paar Tage hat uns die Kugel eine neue Sequenz gezeigt. Sie muß von besonderer Bedeutung sein, denn sie wiederholt sich alle paar Stunden, und manchmal wird sie gleichzeitig in zweien der 60-Grad-Bildabschnitte gezeigt, in die das kreisförmige Betrachtungsfeld für gewöhnlich unterteilt ist. Bisher ist keine andere Szene auf diese Weise wiederholt worden.
    Sie ähnelt der dramatischen Eröffnung einer 3-D-Space-Opera. Es spielt sich so ab:
    Zunächst sehen wir die Weitwinkelansicht einer Galaxis, unserer vielleicht, mit Tausenden von Sternen, die auf schwarzem Samt verstreut sind. Die Kamera schwenkt vor und zurück und zeigt uns eine schwindelerregende Ansicht, die mindestens ein paar tausend Parsek umfaßt. Dann gleiten wir nach vorn, und ein bestimmter Abschnitt des Alls vergrößert sich. Die Musik mußt du dir selbst dazudenken: ein hohes, schrilles, Krescendo. Spannung! Jetzt betrachten wir rund zehn Sterne aus der Nähe: einen Doppelstern, einen Roten Riesen, einen

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