Nach all den Jahrmilliarden
Gesetzes für Gemeinnützigkeit von 2322, das den Betrieb des TP-Netzes regelt, macht sich ein Repräsentant des Kommunikationsnetzes einer illegalen Handlung schuldig, wenn er sich weigert, ein R-Gespräch zu akzeptieren. Dem TP-Operateur ist nicht gestattet, eigene Beurteilungen dazu heranzuziehen, ob ein solcher Anruf letztendlich angenommen wird, sondern er ist verpflichtet, sich bei der angerufenen Person oder Institution zu erkundigen, ob der Anruf akzeptiert wird.“
Marge Hotchkiss machte einen enttäuschten Eindruck.
„Was sind Sie?“ platzte es aus ihr heraus. „Ein Betriebsspion? In Ordnung, ich frage, ob GND das Gespräch annimmt.“
Hotchkiss glitt in die TP-Trance und tastete sich hinaus nach der nächsten Aufnahmestelle des Nachrichtendienstes, die schätzungsweise zwanzig Lichtjahre entfernt war. (Du weißt das sicher besser als ich, Lorie.) Nach einem Augenblick wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder uns zu und sagte, noch immer verdrießlich: „Also her mit Ihrer verdammten Mitteilung.“
Ich reichte sie ihr. Hotchkiss überflog sie und begann dann damit, sie an den GND-Operateur zu übertragen. Ich fragte mich in diesem Augenblick, ob sie die Mitteilung nicht vielleicht aus allgemeiner Gehässigkeit entstellte und, wenn dies der Fall war, was wir gegen eine solche Sabotage unternehmen konnten. Jan mußte ebenfalls daran gedacht haben, denn als Hotchkiss die Übertragung beendete, sagte sie: „Herzlichen Dank. Natürlich hätten wir gern eine Rückübermittlung als Bestätigung.“
Warum bin ich nicht darauf gekommen?
Hotchkiss starrte uns wütend an, forderte aber – weil sie zum Teil befürchtete, Jan sei tatsächlich eine Betriebsspionin, die ihre Tüchtigkeit überprüfte – von ihrem TP-Gesprächspartner weit draußen gehorsam eine Wiederholung der Nachricht an, schrieb sie während der Rückübertragung mit und reichte sie zur Kontrolle an uns weiter. Bis hin zum letzten Komma verglich ich sie mit dem Original.
„Sehr gut“, sagte Jan. „Recht herzlichen Dank!“
Draußen vor dem TP-Büro fragte ich sie, wie sie von der Sache mit dem Gesetz für Gemeinnützigkeit von 2322 gewußt haben konnte und so weiter. „Versuch nicht, mir weiszumachen, du seist ein Flüchtling aus dem TP-Netz“, sagte ich.
„Oh, nein! Ich habe nicht ein einziges TP-Molekül in mir, Tom. Aber einmal war ich dabei, wie mein Vater ähnlichen Ärger mit einem Netz-Mädchen bekam, und ich habe mich daran erinnert, wie er das Problem löste.“
„Raffiniert.“
„Aber warum eigentlich sind all diese TP-Leute so eklig? Besonders die weiblichen. Sie machen den Eindruck, als erwiesen sie dir dadurch einen riesigen Gefallen, indem sie deine Anrufe übermitteln. Ich glaube, sie müssen uns arme Teufel ziemlich verachten, die wir nicht über ihre Begabungen verfügen und nur auf Worte angewiesen sind, um miteinander zu kommunizieren.“
„Nicht alle sind eklig“, sagte ich. „Meine Schwester zum Beispiel nicht. Lorie hat sehr viel Geduld mit allen. Lorie ist wirklich eine Heilige.“
„Wenn das stimmt, dann ist sie das erste höfliche TP-Mädchen, von dem ich überhaupt jemals gehört habe. Wie kommt es, daß ich niemals auf Entgegenkommen stoße, wenn ich eine Nachricht durchgeben muß?“
„Lorie nimmt keine Gespräche von der Öffentlichkeit an“, erklärte ich. „Weil sie die ganze Zeit über an ihr Krankenzimmer gefesselt ist. Sie fungiert auschließlich als Aufnahmepunkt und Relaisstation.“
„Ich verstehe. Wahrscheinlich haben sie alle freundlichen Menschen dazu eingesetzt, als Relaisstationen zu arbeiten, und in den öffentlichen Büros sitzen die ganzen Fieslinge. Ich würde deine Schwester irgendwann gern einmal kennenlernen.“
„Vielleicht wirst du das.“
„Sieht sie dir sehr ähnlich?“
„Eigentlich nicht. Sie ist kleiner und zarter und an einigen Stellen rundlicher. Außerdem braucht sie sich nicht zu rasieren.“
„Witzbold! Ich meine, abgesehen davon, daß sie ein Mädchen ist!“
„Man sagt, wir seien uns sehr ähnlich, besonders für zweieiige Zwillinge“, antwortete ich. „Ich kann das kaum beurteilen. Sie ist ruhiger als ich, und sie hat einen anderen Sinn für Humor. Ich meine, manchmal sagt sie eine halbe Stunde lang kein Wort und hört nur den anderen Leuten in ihrem Zimmer zu, und dann kommt sie mit etwas heraus, in einer sehr sanften Stimme, so daß man die Ohren spitzen muß, um es zu verstehen … und es ist etwas absolut Verheerendes, etwas, das es
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