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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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zu Nervenzusammenbrüchen kam. Wir entschieden uns für folgende Arbeitseinteilung: Während Marge schlief, sollte Ben-Dov zum Laboratorium kommen und zwei Zwei-Stunden-Schichten für uns übermitteln. Dann sollte ihn jemand zur Stadt zurückfahren und Marge holen, die ihrerseits heraufkam und zwei Zwei-Stunden-Schichten arbeitete, während Ben-Dov im städtischen Nachrichtenbüro die üblichen Arbeiten erledigte. Dann legte sich Ben-Dov ein wenig aufs Ohr, und Marge kehrte zur Stadt zurück, um ihren vierstündigen Dienst im Büro anzutreten. Damit hatten wir die vier Tagesschichten, die auch Ron für uns tätig gewesen war, und es ließ den beiden Telepathen andererseits noch Spielraum genug, ihre eigentliche Arbeit zu verrichten, ohne sich dabei zu erschöpfen. Doch unsere Übertragungszeiten waren nun verschieden. Ron hatte es vorgezogen, seine tägliche Übertragung in einem einzigen Sechzehn-Stunden-Schub zu erledigen, zwei Stunden Arbeit, zwei Stunden Pause, über die ganzen vier Schichten hinweg, woran sich acht Stunden Erschöpfungsschlaf anschlossen. Aber Marge und Ben-Dov waren nicht auf diese Weise tätig. Ihre Schlafzeiten verschoben sich ständig: Mal waren sie am Abend weggetreten, dann mitten am Tag; mal begannen sie ihre acht Stunden TP-Übertragung (vier Stunden Arbeit, vier Stunden Pause) nach dem Frühstück und leisteten dann weitere acht Stunden (vier Stunden Arbeit, vier Stunden Pause) nach dem Abendessen, mit einem Nickerchen dazwischen. Mit Schlaftabletten ist es natürlich nicht weiter schwierig, die Schlummerzeiten den eigenen Launen entsprechend zu gestalten, und du kennst ja die eigenartigen Lebensgewohnheiten der TP-Sippschaft. Doch unser tägliches Leben im Lager gewann eine neue, sehr seltsame Qualität, da ständig jemand zugegen sein mußte, um dem TP zu Diensten zu sein: ihm einen Imbiß bringen, die Computerausdrücke aufeinander abstimmen und so weiter. Wir versuchten, an der Fundstelle einen normalen Zeitplan für die Ausgrabungsarbeiten einzuhalten – ja, wir graben noch immer, trotz dieses ganzen Wirbels – und dennoch jemanden bereitzustellen, der dem TP das Händchen hält, ganz gleich wie spät es ist.
    Pilazinool, der alle vierundzwanzig Stunden nur eine Stunde Schlaf braucht, erfüllte weitaus mehr als nur seinen Anteil an dieser Arbeit. Was bedauerlich war, denn seine Talente wurden woanders dringender gebraucht.
    Es gelang uns, den größten Teil der Daten zu übermitteln. Es war keine reine Freude, Marge im Laboratorium zu haben, und es machte noch weitaus weniger Spaß, sie zwischen der Stadt und unserem Lager hin und her zu fahren – ich gab mir alle Mühe, solchen Aufträgen aus dem Weg zu gehen –, aber ich muß ihr auch einen Punkt zugute halten: Sie besitzt eine ausgezeichnete TP-Vitalität. Sie kam her, nahm die Datenblätter, begann mit der Übertragung und erledigte die eintönige Arbeit noch schneller als Ron in seinen besten Zeiten – und ganz offensichtlich auch müheloser. Ich vermute, sie hätte ohne weiteres Überstunden machen können, ohne sich dadurch zu erschöpfen. Aber das kam ihr natürlich nie in den Sinn.
    Ben-Dov ist ein eigenartiger Mensch: etwa fünfzig Jahre alt, ergrauendes Haar, dickbäuchig, ein Gesicht, das dauernd rasiert werden müßte. Und er hat überhaupt nicht diesen Eroberer-der-Wüste-Ausdruck, den die meisten Israelis hervorzubringen versuchen. Hinter seinem schlampigen Äußeren aber ist er eisenhart. Wir unterhielten uns ein wenig. Er sagte mir, daß er bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr Israel nie verlassen habe, dafür aber weit im Landesinnern herumgekommen sei. Er ist in Kairo aufgewachsen, hat in Tel-Aviv und Damaskus studiert und auch Amman, Jerusalem, Haifa, Alexandria, Bagdad und die anderen bedeutenden israelischen Städte besucht. Dann verspürte er das Verlangen, auf Reisen zu gehen, und er verpflichtete sich zum TP-Dienst für den Ben-Gurion-Kibbutz auf dem Mars. Wie viele andere Telepathen blieb er auf der Wanderschaft, entfernte sich mit jedem Stellungswechsel immer weiter von der Erde und bevorzugte immer so öde und trostlose Planeten wie Higby V.
    Mirrik, der sich sehr für Religionen interessiert – ich glaube, ich habe dir das bereits gesagt –, wurde ganz aufgeregt, als er herausfand, daß Ben-Dov Israeli ist. „Erzählen Sie mir etwas über die ethischen Werte des Judentums!“ dröhnte der gewaltige Dinamonianer ungeduldig. „Ich selbst bin Paradoxist; ich habe viele der irdischen

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