Nach all den Jahrmilliarden
vermutlich den unermeßlichen Streß dabei. Und die Tatsache, daß Plackerei Plackerei bleibt, mit oder ohne TP.
Ron übermittelte. Er arbeitete wie besessen, zwei Stunden Dienst, zwei Stunden Pause, vier Schichten am Tag; und während der restlichen Zeit wartete er ganz ungeduldig darauf, weitermachen zu können. Gott allein weiß, warum. Er identifizierte sich nun genauso mit dem Projekt wie wir, obwohl es für ihn nicht sehr aufregend gewesen sein kann, still in einer Ecke zu sitzen und acht Stunden am Tag Dinge wie 0000011100000 zu übertragen.
Der Streß begann sich auf ihn auszuwirken. Er schwitzte stark, und seine Tätowierungsnarben traten auf seltsame Weise noch deutlicher hervor und glühten auf seinen eingefallenen Wangen. Warum sich ein so ruhiger und zurückhaltender Bursche wie. er unter die Nadeln eines virangonianischen Tätowierers begeben hat, ist mir ein Rätsel. Darüber hinaus waren die Tätowierungen ziemlich obszön – der virangonianischen Vorstellung von Obszönität entsprechend. Das hat Mirrik jedenfalls gesagt. Irgendwann würde ich gern einmal herausfinden, warum Virangonianer Münder für so obszön halten, denn das ist es, was Ron auf seinen Wangen hat: zwei große, die Zähne zeigende Münder.
Wir konnten zusehen, wie seine Erschöpfung Stunde um Stunde zunahm, und wir versuchten, nett zu ihm zu sein und ihm dabei zu helfen, sich zu entspannen. Mirrik erzählte Geschichten; Steen Steen führte ein ziemlich schwieriges Kunststück vor; Jan ging mit ihm spazieren und kam ein wenig erhitzt und zerknittert wieder zurück. Ich war nicht sehr glücklich darüber, aber ich sagte mir, es sei nichts weiter als ein Opfer-für-die-große-Sache. Am zweiten Tag übertrug Ron die Daten mit nur noch zwei Drittel der Geschwindigkeit, mit der er begonnen hatte, und am nächsten Tag war er noch langsamer. Und er hatte noch nicht einmal die Hälfte der Arbeit geschafft. Während der vierten Schicht am dritten Tag hielt er plötzlich inne, sah sich im Laboratorium um, zwinkerte und fragte: „Wie spät ist es? Weiß irgend jemand, wie spät es ist? Meine Uhr will es mir nicht sagen. Ich habe sie gefragt, aber sie will es mir einfach nicht sagen.“
Dann erhob er sich. Und als hätten sich alle Knochen seines Körpers von einem Augenblick zum anderen aufgelöst, sackte er in sich zusammen und stürzte zu Boden.
Der Arzt des Militärstützpunktes meinte, es sei nur einfach Erschöpfung, und er befahl Ron, eine Woche lang keine TP-Arbeiten durchzuführen. Dann brachte er ihn zu einer mehrtägigen Tiefschlaf-Regeneration fort. Es gab zwei andere verfügbare Telepathen auf Higby V: Marge Hotchkiss, und einen schwermütigen Israeli namens Nachman Ben-Dov. Da das Kommunikationsnetz rund um die Uhr für eintreffende oder hinausgehende Nachrichten in Betrieb gehalten werden mußte, ergab sich daraus ein Problem für die Einteilung des Dienstplans. Da Ron dem Netz eine Zeitlang nicht mehr zur Verfügung stand, mußten Hotchkiss und Ben-Dov zwölf Erdnorm-Stunden am Tag arbeiten, nur um Routineaufträge anzunehmen und weiterzuleiten. Das waren täglich vier Stunden mehr als das festgelegte Maximum für TP-Arbeit, und somit konnten beide absolut keine Zeit für uns erübrigen. Da sie bereits seit jenen drei Tagen, in denen Ron die ganze Zeit über bei uns im Laboratorium Daten übertragen hat, Überstunden gemacht hatten, waren beide nicht sonderlich von einer Erweiterung ihrer Pflichten begeistert. Besonders Marge nicht.
Dr. Schein ließ einige Beziehungen spielen, und es gelang uns, zu einer Abmachung zu kommen. Zunächst einmal kam man überein, daß die TP-Gruppe auf Higby III, wo in der letzten Zeit einige verstreute Landwirtschaftssiedlungen entstanden sind, alle eintreffenden und für Higby V bestimmten Nachrichten entgegennahmen. Über eine ganz gewöhnliche Funkverbindung sollten diese Mitteilungen dann weitergeleitet werden; wir verpflichteten uns, die Extrakosten dafür zu übernehmen. Das befreite das hiesige TP-Personal von rund der Hälfte seiner Belastung. Die Militärs waren willens – widerwillig –, den größten Teil ihrer herausgehenden Nachrichten so lange zurückzuhalten, bis Ron sich erholt hatte, und das war ebenfalls sehr hilfreich. Die beiden anderen Telepathen mußten weiterhin pro Kopf vier Stunden täglich für die Erledigung von Routinearbeiten bereitstehen. Aber dadurch hatte jeder von ihnen täglich vier Stunden für uns Zeit.
Doch wir wollten natürlich nicht, daß es erneut
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