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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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dann sag das, und ich schiebe ab. Aber wenn du das alles nur getan hast, um es mir irgendwie heimzuzahlen für meine angebliche Affäre mit Kelly, dann …“
    „Ich möchte über nichts davon sprechen“, sagte sie.
    Frauen können ziemlich ermüdend sein – du natürlich ausgenommen, Lorie. Ganz besonders aber hasse ich es, wenn sie mit einer abgelutschten Theatralik aufzutreten beginnen und die Wiederholung der großen Liebesszene aus dem letzten Tridem spielen, den sie gesehen haben. Jan erklärte mir nicht ihre Empfindungen für mich. Sie spielte eine Rolle. Die der kühlen, unnahbaren Heldin.
    Feuer muß mit Feuer bekämpft werden. Altes irdisches Sprichwort. Ich konnte ebenfalls eine Rolle spielen: die des ungestümen, impulsiven Helden. Dem widerspenstigen Mädchen entgegenstürzen, es in die Arme reißen und seine unvernünftige, widerspenstige Frostigkeit mit einer leidenschaftlichen Umarmung wegschmelzen. Das tat ich. Und natürlich preßte ich auch die Sichtscheibe meines Helms gegen die ihre.
    Wir starrten uns gegenseitig an, über die zehn Zentimeter breite Schlucht, die die Helme zwischen uns aufklaffen ließen. Sie wirkte erst überrascht und dann erfreut. Sie wackelte mit dem Kopf, von einer Seite zur anderen. Ich wackelte mit meinem. Der alte Eskimo-Brauch, mit dem man zeigt, daß man sich gern hat: die Nasen reiben. Sie trat zurück, kratzte Eis zusammen und schmierte es mir auf die Sichtscheibe. Ich preßte einen Schneeball und warf ihn nach ihr. Sie fing ihn auf und warf ihn zurück.
    Etwa zehn Minuten lang tollten wir auf dem Eis herum. In den unförmigen und steifen Druckanzügen waren wir dabei nicht gerade sonderlich anmutig. Es war wie ein Pas de deux für Dinamonianer. Schließlich ließen wir uns beide erschöpft zu Boden gleiten, streckten uns aus und lachten wie verrückt.
    „Dummkopf“, sagte sie.
    „Gans.“
    „Einfältiger Trottel!“
    „Du ebenfalls. Zehnmal so einfältig.“
    „Was war zwischen dir und Kelly?“
    „Wir haben uns unterhalten. Nur unterhalten. An jenem Abend war sonst niemand da, und Leroy Chang verfolgte sie, und deshalb bat sie um Schutz. Sie ist ein wirklich interessanter Typ. Aber natürlich nicht in dieser Hinsicht.“
    „Schwörst du?“
    „Ich schwöre. Und jetzt, was Saul und dich angeht …“
    „Ach, längst überholt“, sagte Jan. „Absolut prähistorisch.“
    „Na klar. Und deshalb hast du während der letzten zwei Wochen praktisch mit ihm zusammengelebt.“
    „Ich habe eine Menge über Philatelie gelernt“, sagte Jan geziert.
    „Natürlich“, gab ich zurück. „Mit einem hübschen Mädchen in einer verriegelten Kabine weiß er nichts Besseres anzufangen, als ihm seinen Satz an ungezahnten Marsport-Marken zu zeigen.“
    „Das stimmt. Genauso ist es gewesen.“
    „Ich bitte dich …“
    „Ich meine es ernst, Tom! Saul hat mich nicht einmal berührt. Er fürchtet sich vor Frauen. Ich habe ihm jede erdenkliche Chance gegeben, Andeutungen gemacht … nichts. Eine absolute Null-Reaktion.“
    „Warum warst du dann so hartnäckig hinter ihm her?“ fragte ich. „Weil es eine Art Herausforderung war?“
    „Zuerst deshalb, weil er mir interessant erschien. Ein älterer Mann, weißt du, dunkelhaarig, gutaussehend, mit einem romantischen Flair … Das war, bevor ich meine Aufmerksamkeit dir zuwandte. Ich glaube, ich war ziemlich für ihn entflammt.“
    „Aber er hat sich nicht ebenfalls entzündet.“
    „Wann auch immer ich den kleinsten Versuch unternommen habe, ihm körperlich näherzukommen, hat er sich hinter seinen Briefmarkenalben versteckt.“
    „Armer Saul“, sagte ich.
    „Schließlich hab’ ich eingesehen, daß es hoffnungslos ist. Und dann bin ich mit dir gegangen.“
    „Doch nachdem wir Higby V verlassen haben, bist du zu Saul zurückgekehrt.“
    „Das war nur, um dich eifersüchtig zu machen“, gab Jan zurück. „Um es dir heimzuzahlen für dein Herummachen mit Kelly.“
    „Aber ich habe nicht …“
    „Danach hat es nicht ausgesehen.“
    „Die Sünde ist im Auge des Betrachters. Altes …“
    „… paradoxistisches Sprichwort, ich weiß“, sagte sie. „Nun, du hättest ja auch schon eine ganze Weile früher erklären können, daß sich zwischen dir und Kelly nichts abspielte. Damit hättest du mir zwei Wochen Briefmarkenbeschau erspart.“
    „Aber ich wußte doch nicht, daß es das war, was du gegen mich hattest. Warum hast du es mir nicht gesagt?“
    „Und damit dagestanden wie ein kleiner, eifersüchtiger

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