Nach all den Jahrmilliarden
einer Million Jahren wird dieser Schwarze Zwerg tot sein, nur noch ein großer Ball aus Asche, der durchs All treibt, kalt, ausgebrannt. Dann ist der letzte Lichtschimmer aus diesem Sonnensystem verschwunden und der Sieg der Nacht vollständig.
Wir haben nicht die Absicht, länger hierzubleiben als unbedingt erforderlich. Sobald wir den Asteroiden ausfindig gemacht haben, auf dem die Erhabenen die Felsengruft installierten, machen wir uns zu ihm auf den Weg.
Auf seiner Umlaufbahn kommt dieser Planet dem Asteroidengürtel sehr nahe. Dort gibt es Tausende von Asteroiden, und vielleicht dauert es Wochen, den richtigen zu finden. Wir haben mit einem sehr kleinen Informationsfetzen begonnen: der Kugelsequenz, die das Raumschiff der Erhabenen bei der Landung auf einer weiten Ebene zeigte. Es war möglich, daraus die Krümmung der Oberfläche des Asteroiden zu errechnen. Aus dem daraus resultierenden Wert konnten wir den ungefähren Durchmesser ermitteln. Bei einigen dieser Arbeiten hat uns das Luna City Observatorium unterstützt. Wir haben es mit einer möglicherweise großen Fehlermarge zu tun, da wir über die Dichte des Asteroiden nur Vermutungen anstellen können. Aber wir können zumindest neunzig Prozent der Himmelskörper im Asteroidengürtel, die nicht unseren Parametern in Hinsicht auf die Größe entsprechen, aus unserer Suche ausklammern.
Wir verwenden nun die Abtastgeräte unserer Planetenfähre. Captain Ludwig hat seine Ausrüstung justiert und benutzt sie nun dazu, den ganzen Asteroidengürtel zu durchsuchen. Sobald er damit einen Asteroiden der richtigen Größenklasse aufgespürt hat, läßt er vom Fährencomputer die entsprechende Umlaufbahn berechnen. Bisher hat er ein Dutzend gefunden, die den spekulativen Erfordernissen zu genügen scheinen. Die Suche wird noch eine Woche andauern. Dann beginnen wir damit, die Asteroiden zu überprüfen, einen nach dem anderen. Hoffentlich finden wir nicht noch zu viele andere.
Ich glaube, ich beginne die Schwierigkeiten zu verstehen, die ich mit Jan gehabt habe.
Alle drei Stunden muß jemand die Fähre verlassen, um in einer Entfernung von tausend Metern eine Leuchtrakete zu starten. Das hat etwas mit den Messungen von Nick Ludwig zu tun – irgend etwas mit Triangulation –, und ich will nicht behaupten, ich verstünde, worum es dabei geht. Wir wechseln uns damit ab, und Dr. Schein besteht darauf, daß wir jeweils zu zweit hinausgehen, um der Sicherheit willen. Heute morgen, als die Leuchtraketenzeit wieder näher rückte, meinte Dr. Schein: „Tom, Sie und Jan legen bitte Druckanzüge an und erledigen das mit der Rakete, ja?“
Ich hatte nichts dagegen, und ich ging zum Regal, wo die Druckanzüge untergebracht sind. Aber kaum war Dr. Schein außer Sichtweite, warf mir Jan einen giftigen Blick zu und flüsterte: „Willst du wirklich nicht lieber mit Kelly rausgehen?“
„Kelly ist heute morgen mit anderen Dingen beschäftigt“, sagte ich, ohne überhaupt verstanden zu haben, was sie meinte.
Das war heute morgen. Jan zog sich schließlich den Anzug an und begleitete mich in eisigem Schweigen hinaus. Wir starteten die Rakete und kehrten wieder zurück. Aber jetzt ist bei mir endlich der Groschen gefallen.
Jan hat erst damit begonnen, mir die kalte Schulter zu zeigen, nachdem sie an jenem Abend in die Bibliothek des Kreuzers gekommen war und mich dabei überraschte, wie ich mit Kelly sprach. Ich nehme an, Jan glaubt, ich hätte mit ihr rumgemacht und nun eine Affäre mit ihr.
Ich schwöre, ich habe Kelly gegenüber nicht einen einzigen Versuch in dieser Richtung unternommen. Kelly und ich sind gute Freunde geworden, aber auf einer rein platonischen Ebene. Etwas Konkreteres könnte sich zwischen uns beiden nicht abspielen – und das weiß Jan. Kelly ist nicht die eine große Ausnahme unter einer Million Androiden, die Gefallen an sexuellen Dingen fände. Oder ist Jan nur einfach eifersüchtig auf die Zeit, die ich mit Kelly verbringe? Manchmal beneide ich Androiden. Der Aspekt der menschlichen Natur, zwei verschiedene Geschlechter zu besitzen, kann einem ganz schön Kopfzerbrechen bereiten.
Wir haben inzwischen siebzehn Asteroiden lokalisiert, auf denen sich die Gruft der Erhabenen möglicherweise befinden kann. Captain Ludwig glaubt, er hätte nun praktisch den ganzen Gürtel abgesucht, aber um ganz sicherzugehen, will er ihn noch drei weitere Tage abtasten, bis zum 20. Dezember also. Dann machen wir uns auf und untersuchen sie.
Unsere
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