Nach dem Ende

er sich.
    Als sein Blick auf das Gurkhamesser fällt, erinnert er sich an die raue kleine Hand des Mädchens, die den Griff sicher und fest umschloss.
    Also, ich denke, du und das da, ihr seid mein Erbe.
    Er fordert Maury auf, sich zu erheben, und der Mann gehorcht. Dann führt er ihn hinaus zum Grab im Vorgarten, damit er Abschied nehmen kann.
    Mit verwirrter Miene steht Maury vor dem Erdhügel, bis ihn ein schlichter Vogel mit schlammfarbenen Federn ablenkt, der oben auf einem Ast landet.
    Also gut, meint Moses Todd schließlich. Zeit zum Aufbruch. Wir wollen nach Norden. Hat keinen Zweck, auf die Toten zu warten.

16
    S ie fahren nach Norden. Unmittelbar nach der Mason-Dixon-Linie bemerkt Moses Todd eine Frau auf dem Boden, die mit sich selber ringt. Er steuert an den Straßenrand. Es ist schwer zu erkennen, ob sie krank und kurz vor dem Sterben oder schon tot und wieder auf dem Rückweg ist. Die Richtungen von Ende und Anfang sind polar und passen vollkommen zueinander.
    Er wartet, um sicher zu sein, dann jagt er ihr eine Kugel in die Stirn.
    In Ohio galoppieren Wildpferde über die Hügel.
    Maury hält die Kristallkugel in den Händen, und als er einschläft, rutscht sie auf den Boden. Moses Todd lehnt sich vor, um sie aufzuheben, und legt sie in den Getränkehalter in der Mittelkonsole. Sie schlüpft hinein, als wäre sie dafür gemacht.
    Moses Todd spricht nur selten und wenn, dann meistens mit anderen Reisenden, die ihnen begegnen.
    Eines Tages beschließt er spätabends, jeden zu töten, der Maury bedroht, und danach fällt es ihm leichter einzuschlafen.
    In einer Eisenwarenhandlung sammelt Moses Todd einen Abziehstein, feinkörniges Schleifpapier, Honöl und ein Polierleder zusammen. An den Abenden, wenn sie sich vom Fahren ausruhen, schärft und glättet er das Gurkhamesser, bis es blitzt wie ein Spiegel.
    Sie durchqueren sieben Staaten, um von Point Comfort in Texas zu den Niagarafällen zu gelangen, und die Reise dauert zwei Wochen.
    Schon aus zwei Meilen Entfernung können sie das Tosen des Wasserfalls hören.
    Am Ende eines schmalen, zugewachsenen Pfades lichten sich die Bäume, und sie betreten einen felsigen Aussichtspunkt, der einen umfassenden Blick auf das Naturschauspiel eröffnet. Als hätte sich die Erde nach außen gestülpt und wollte sich in den eigenen Schlund ergießen. So viel Wasser, dass man es sich nicht vorstellen kann, wenn man es nicht mit eigenen Augen sieht. In den Stein ist ein rostiges Metallgeländer eingelassen, und Moses Todd packt es fest mit seinen rauen, schweren Pranken. Ein dünner Wasserfilm überzieht sein Gesicht und seine Arme.
    Er war schon einmal hier, aber das war in einem anderen Leben, als Wunder noch selten waren und angekündigt wurden – Vergnügungsparks und Schulausflüge zum Beispiel.
    Jetzt sind sie überall zum Ergötzen all jener unter den Überlebenden, die auf Wunder aus sind.
    Und die Schönheit vor seinen Augen ist nur erfassbar für ein Mädchen, das ihr ganzes Ausmaß bis hinein in die Tiefen seiner geblendeten Seele gefühlt hätte.

Danksagung
    V or allem möchte ich mich bedanken bei Josh Getzler für seinen professionellen Durchblick und seine unerschütterliche Freundschaft und bei Marjorie Braman für ihre einfühlsame und unschätzbare verlegerische Klugheit. Außerdem danke ich den frühen Lesern und Anhängern dieses Buchs: Maria Carreon, Phil und Patti Abbott, Amanda Newman, John Reed, Alanna Taylor, Anne Dowling, Annabella Johnson und ganz besonders Steven Milowitz, einem echten Freund. Meiner Mutter, die stets mit unbeirrbarer Loyalität an mich geglaubt hat, und meinem Vater, mit dem ich immer Bücher gelesen und im Art’s Deli am Ventura Boulevard Käsekuchen gegessen habe, verdanke ich mehr, als ich sagen kann. Mein größter Dank gilt all meinen Lehrern, vor allem jedoch Richard McCoun und Carol Mooney, ohne die mein Leben einen unerträglich vernünftigen Verlauf genommen hätte.
    Alden Bell